Zwettler (Zwetler), Theodor (Johannes Felix, Johann Nepomuk Felix) (1759–1826), Komponist und Geistlicher

Zwettler (Zwetler) Theodor (Johannes Felix, Johann Nepomuk Felix) OSB, Komponist und Geistlicher. Get. Weitra (NÖ), 5. 5. 1759; gest. Wien, 30. 8. 1826; röm.-kath. Sohn von Gallus Zwetler und Margaretha Zwetler. – Z. kam als Sängerknabe zu den Benediktinern im Wr. Schottenstift. Im Kremser Piaristen-Gymn. absolv. er die Humaniora, in Wien den Phil.-Kursus. Anschließend trat er als Novize in das Schottenstift ein und wurde 1778 eingekleidet. Im Juni 1783 legte er die Profess ab, im Oktober feierte er in der Schottenkirche die Primiz. Z. war zunächst Konventual- und Aushilfspriester, bevor er von November 1786 bis Oktober 1802 als Kooperator an der neu errichteten Pfarre Schottenfeld (Pfarrkirche St. Laurenz, heute Wien 7) wirkte. 1802–07 war er als Pfarrer in Gumpendorf (Pfarrkirche St. Ägyd, heute Wien 6), ab Juli 1807 bis zu seinem Tod als Prior und Stiftspfarrer im Schottenstift unter →Andreas Wenzel tätig. In seinen letzten Jahren war er durch Erblindung beeinträchtigt. Z. soll u. a. mit →Maximilian Stadler sowie Joseph Haydn bekannt gewesen sein. Für Letzteren wurde im Juni 1809 in der Schottenkirche ein Trauergottesdienst abgehalten, bei dem →Joseph v. Eybler Mozarts Requiem zur Auff. brachte. Z. war ein großer Förderer der Kirchenmusik. Unter seinem Priorat wurden zahlreiche Werke (v. a. von Johann Georg Albrechtsberger, Michael Haydn, Mozart und Georg Reutter d. J.) angeschafft, die sich in Wien bes. Beliebtheit erfreuten und das Schottenstift zu einer bedeutenden Stätte der Pflege „klassischer“ Kirchenmusik machten. Als Stiftskapellmeister wirkten hier 1794–1824 Eybler, dessen zu Ehren von Z.s Namenspatron komponierte Missa Sancti Theodori beim Hochamt am Ostermontag 1821 in der Schottenkirche uraufgef. wurde, und 1824–46 →Ignaz Aßmayer, als Organist 1806–45 →Franz Joseph Volkert. Z. wurden zahlreiche Kompositionen zugeschrieben, was v. a. darauf zurückzuführen ist, dass er etl. Werke anderer Komponisten kopierte bzw. die von ihm angeschafften seinen Besitzvermerk tragen. Die einzigen ihm eindeutig zuzuordnenden Kompositionen sind zwei Tantum ergo (G-Dur, F-Dur) für Sopran, Alt und Orgel (Diabelli u. Co., ca. 1835), beide ihrerseits verschiedentl. auch anderen Komponisten zugeschrieben. Sie fanden rasch Eingang ins Repertoire, wurden u. a. in der Hofburgkapelle gespielt und bis ins 20. Jh. immer wieder aufgef., wobei sich jenes in G-Dur größerer Beliebtheit erfreute. Darüber hinaus fertigte Z. Umtextierungen von Werken anderer Komponisten für liturg. Gebrauch an.

L.: Grove, 2001; MGG I, II; oeml; Wurzbach; Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst 16, 1825, S. 198; E. Hauswirth, Abriß einer Geschichte der Benedictiner-Abtei U. L. F. zu den Schotten in Wien, 1858, S. 151, 163; M. Adolph, Chronicum literarium, continens diversa opuscula, quae a RR. Patribus Benedictino-Scotensibus … asservantur, 1874, S. 87; U. Kornmüller, in: Wiss. Stud. und Mitth. aus dem Benedictiner-Orden … 2/2, 1881, S. 230; K. Pfannhauser, in: Heimatkundl. Jb. des Waldviertler Heimatbundes 1, 1977, S. 225ff.; P. Erhart, Nö. Komponisten, 1998, S. 43; M. Czernin, in: Ordens Nachrichten 50, 2011, H. 4, S. 85; Pfarre Unsere Liebe Frau zu den Schotten, Wien; Pfarre Weitra, NÖ.
(B. Boisits)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 614
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