Zwetzbacher, Josef (1874–1942), Politiker

Zwetzbacher Josef, Politiker. Geb. Ober-Wagram (St. Pölten, NÖ), 17. 10. 1874; gest. Wien, 25. 12. 1942; röm.-kath. Unehel. Sohn der Josefa Z. – Z. besuchte die Handelsschule in St. Pölten und engag. sich schon früh auf kommunaler Ebene, etwa 1894 bei der Gründung der lokalen Feuerwehr. 1897 übernahm er die elterl. Mühle. Seine polit. Karriere begann Z. im nö. Bauernbund, in dessen Ausschuss er 1906 gewählt wurde. 1908 gründete er einen Ver., um die Bauern der Umgebung für die christl.soziale Idee zu gewinnen. Im selben Jahr wurde Z. in den nö. LT gewählt. Nach dem Kriegsdienst (ab 1914 in der 12. Landsturmbrig. und ab 1915 in der 59. Gebirgsbrig. an der nördl. Isonzofront) war er 1918–20 als Landesrat Mitgl. der prov. Landesregierung. Zugleich wurde er in seiner Heimatgmd. Stattersdorf zum Bgm. gewählt. In der Landespolitik setzte sich Z. im Sinne der Christl.sozialen des ländl. NÖ für eine Trennung vom „Roten Wien“ ein. Noch vor dem Gelingen dieses Vorhabens 1921 wurde er 1920 zum LHptm.stellv. gewählt und fungierte ab 1921 als Klubobmann der Christl.sozialen im nö. LT. 1922 wurde der seit 1919 als Kassier des nö. Bauernbunds wirkende Z. zum 1. Präs. der nö. Landeslandwirtschaftskammer gewählt. Als solcher unterstützte er den ebenfalls im Bauernbund tätigen →Engelbert Dollfuß. 1923–25 fungierte Z. als Vors. der Präs.konferenz der landwirtschaftl. Hauptkörperschaften. Als die „Deutschösterreichische Tages-Zeitung“ gegen ihn schwere Vorwürfe in Bezug auf seine Tätigkeiten bei der nö. Brandschadenversicherung und der nö. Bauernbank erhob, trat Z. – auch auf Druck seiner eigenen Partei – 1925 zurück und konzentrierte sich wieder auf seinen Betrieb. 1934–38 trat er dann noch einmal als Präs. der Wr. Produktenbörse hervor. Nach dem „Anschluss“ wurde Z. von einem ehemaligen Angestellten angezeigt und i. d. F. zu einer mehrmonatigen Kerkerstrafe verurteilt.

L.: NFP, RP, 31. 1. 1925; Adlgasser; G. Enderle-Burcel – G. Schmitz, in: NÖ im 20. Jh. 1, ed. St. Eminger – E. Langthaler, 2008, S. 245; E. Bezemek – M. Dippelreiter, Polit. Eliten in NÖ, 2011; Biograph. Lex. des ÖCV (online, Zugriff 28. 2. 2022); Pfarre St. Pölten Franziskaner, NÖ.
(Ph. Dittinger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 614f.
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