Zwieback, Ludwig (1844–1906), Unternehmer

Zwieback Ludwig, Unternehmer. Geb. Bonnhard (Bonnhard/Bonyhád, H), 25. 5. 1844; gest. Wien, 22. 1. 1906; mos. Sohn des Kaufmanns Josef Z. (geb. Ungarn, ca. 1812; gest. Baja, H, 28. 3. 1850) und von Wilhelmine (Minna) Z., geb. Singer, wiederverehel. Miskolczy (geb. Bonnhard, 25. 4. 1822; gest. Wien, 28. 7. 1906), Bruder der Unternehmer Samuel Z. (geb. Bonnhard, 28. 4. 1843; gest. Wien, 22. 1. 1929) und Emanuel Z. (geb. Bonnhard, 9. 4. 1850; gest. Baden, NÖ, 19. 7. 1905), Vater der Unternehmerin und Pianistin Ella (Elise) Zirner-Z. (geb. Wien, 12. 10. 1878; gest. New York City, NY, USA, 5. 4. 1970), Schwiegervater von →Alexander Zirner; verheiratet mit Katharina Z. – Gem. mit seinem Bruder Emanuel gründete Z. 1873 ein Geschäft für Manufakturwaren in der Wr. Mariahilfer Straße. Hier entstanden i. d. F. unter dem Namen Ludwig Zwieback & Bruder weitere Filialen, deren Sortiment um Bekleidung erweitert wurde. 1891 eröffnete Z. ein Damenkonfektionshaus im Palais Equitable auf dem Stock-im-Eisen-Platz in Wien 1. Zweigstellen des Kaufhauses existierten in Budapest, Lemberg und Graz. Der Errichtung Letzterer gingen massive antisemit. Anfeindungen, die in einem entsprechenden Gmd.ratsbeschluss in Graz gipfelten, voran. Als Bauherr beauftragte Z. →Friedrich Schön mit dem Entwurf eines Warenhauses in der Wr. Kärntner Straße. 1895 erbaut, beherbergte das achtgeschoßige, mit modernen techn. Anlagen ausgestattete Eckhaus neben Verkaufs- und Büroräumen auch Gastronomiebetriebe. „Maison Zwieback“ entwickelte sich zu einem der ersten Häuser der Wr. Haute Couture, dessen exquisite Damenkonfektion in hauseigenen Schneiderateliers angefertigt wurde. Ein von der Fa. ab 1891 hrsg. illustriertes Journal, „Die Mode“, präsentierte die neuen Kollektionen und berichtete über aktuelle Modetrends. 1902 wurde Z. k. u. k. Hoflieferant sowie KR. Er gehörte der k. k. Permanenz-Komm. für Handelswerte im Handels-Min. an und war Präs. des Bunds der Konfektionäre Österr. Anlässl. der Internationalen Bekleidungsausst. in St. Petersburg 1902 wurde er zum Ritter des russ. St. Annen-Ordens III. Kl. ernannt. Neben seinen Geschäften widmete er sich der Wohltätigkeit: So bedachte er etwa in seinem Testament das Israelit. Blindeninst., das Israelit. Taubstummeninst. und den Ver. für arme Wöchnerinnen jüd. Herkunft. Nach seinem Ableben wurde das Modehaus Ludwig Zwieback & Bruder in der Kärntner Straße bis zu dessen Arisierung 1938 von seiner Tochter Ella geleitet.

L.: Grazer Tagbl., 27. 7. 1895, 7. 10. 1896; NFP, 23. 1. 1906; Wr. Salonbl. 37, 1906, Nr. 5, S. 11f. (m. B.); Sport und Salon 9, 1906, Nr. 5, S. 7 (m. B.); G. Buxbaum, Mode aus Wien. 1815–1938, 1986, S. 217f.; A. Lehne, Wr. Warenhäuser 1865–1914, 1990, S. 35f., 160; C. Christ, Jüd. k. und k. Hoflieferanten in der Textilbranche … in Wien … von 1870 bis 1938, DA Wien, 2000, S. 99ff.; R. Sandgruber, Traumzeit für Millionäre, 2013, S. 60, 468; A. Peterle – D. Fischman, in: Kauft bei Juden! Geschichte einer Wr. Geschäftskultur, ed. A. Peterle, Wien 2017, S. 22f. (Kat.); A. Schuh, Ella Zirner-Z. (1878–1970) – Jüdin, Unternehmerin und öff. Person …, hist.-kulturwiss. Masterarbeit Wien, 2018, S. 96.
(Ch. Kanzler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 616f.
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