Zwiedinek von Südenhorst, Julius Frh. (1833–1918), Diplomat

Zwiedinek von Südenhorst Julius Frh., Diplomat. Geb. Mantua, Lombardo-Venetien (Mantova, I), 9. 8. 1833; gest. Untermais, Tirol (Meran/Merano, I), 17. 3. 1918; röm.-kath. Sohn von →Ferdinand Z. Edler v. S. und Anna Z. Edle v. S., geb. Brunner (geb. Karlstadt, Kg.reich Kroatien und Slawonien / Karlovac, HR, 9. 3. 1808; gest. Graz, Stmk., 1. 8. 1886), Bruder von →Hans Edler v. Zwiedineck-Südenhorst, Vater des Diplomaten Erich Z. Frh. v. S. (geb. Trapezunt, Osman. Reich / Trabzon, TR, 28. 8. 1870), Onkel des Nationalökonomen Otto Edler v. Zwiedineck-Südenhorst (geb. Graz, 24. 2. 1871; gest. ebd., 4. 8. 1957) und von Karl Edler v. Zwiedineck-Südenhorst (s. u.), Schwiegervater von →Hugo Gf. Logothetti; ab 1864 mit Hermine Z. Freifrau v. S., geb. Grimus v. Grimburg (gest. Reichenhall, Dt. Reich / Bad Reichenhall, D, 22. 7. 1903), und ab 1907 mit Marie Z. Freifrau v. S., geb. Freiin de Pont-Wullyamoz, verheiratet. – Z. schlug nach Absolv. der Oriental. Akad. in Wien eine diplomat. Laufbahn ein und diente vorerst als Konsular-Eleve in Jerusalem (1857–59), Dolmetsch-Adjunkt in Konstantinopel (1859–63), I. Dolmetsch in Smyrna (1863–66) und Vizekonsul in Janina (1866–69). Während seiner Tätigkeit als Konsul (mit Titel und Charakter eines Gen.konsuls) in Trapezunt (1869–72) unternahm er erfolgreich eine Reise nach Täbris zwecks Sicherung der Beteiligung Persiens an der Wr. Weltausst. (1873). Er ging daraufhin als Gen.konsul II. Kl. nach Beirut (1872–77) und danach als diplomat. Agent und Gen.konsul I. Kl. nach Bukarest (ab 1877). 1880 wechselte Z. in das Min. des Äußeren, wo er bis 1887 als Hof- und Min.rat mit Titel und Charakter eines ao. Gesandten und bevollmächtigten Ministers und ab dem Folgejahr als ao. Gesandter und bevollmächtigter Minister tätig war (bis 1898 in der IV., danach in der III. Rangstufe). 1880 nahm Z. als Vertreter Österr.-Ungarns an der Berliner Botschafterkonferenz teil, auf der die Grenzen Griechenlands festgelegt wurden. 1882–86 fungierte er als Delegierter beim Administrationsrat der ottoman. Staatsgläubiger in Konstantinopel. Als Experte für den Balkanraum und den Orient leitete Z. über viele Jahre das entsprechende Referat innerhalb des Min. des Äußeren. Er war Träger des Großkreuzes des Franz Joseph-Ordens (1891) sowie des Großkreuzes des Leopold-Ordens (1906) und Ritter des Ordens der Eisernen Krone I. Kl. (1903). 1875 erfolgte die Erhebung in den Ritterstand, 1880 die Erhebung in den Frh.stand; 1895 wurde ihm der Titel Geh. Rat verliehen. Sein Neffe, der Jurist Karl Edler v. Zwiedineck-Südenhorst (geb. Triest, Freie Stadt / Trieste, I, 21. 10. 1862; gest. Wien, 19. 6. 1935; röm.-kath.), trat nach Absolv. eines Jusstud. in Graz in den Gerichtsdienst und wurde 1886 zum Auskultanten für die Stmk. ernannt. 1890 Bez.gerichtsadjunkt in Völkermarkt, folgte 1893 eine Einberufung zur aushilfsweisen Dienstleistung im Justizmin. Nachdem ihm 1894 Titel und Charakter eines Ratssekr. verliehen worden waren, avancierte Karl Z. 1896 zum Vizesekr. im Justizmin. Ab 1899 fungierte er ebd. als Gerichtsinsp. für Marburg, zwischenzeitl. (ab 1897) war er in Marburg als LGR tätig gewesen. 1906 ernannte man Karl Z. zum HR des Obersten Gerichts- und Kassationshofs, 1917 zu dessen Senatspräs. ad personam. Nach dem Ende der Monarchie wurde er 1919 Senatspräs. des Obersten Gerichtshofs und 1925 dessen 2. Präs. Während der Tätigkeit →Julius Rollers als Mitgl. der dt.-österr. Regierung 1920 war er mit der Leitung des Obersten Gerichtshofs betraut. Karl Z. war zudem 1909 zum stellv. und im Folgejahr zum ständigen rechtskundigen Mitgl. des Patentgerichtshofs ernannt worden, musste aber aufgrund der damaligen Rechtslage wegen seiner Ernennung zum Senatspräs. aus dem Gremium ausscheiden. 1919 erfolgte seine Ernennung zum Präs. des dt.-österr. Patentgerichtshofs; 1924 Wiederberufung nach Ablauf der Funktionsperiode. Karl Z. war zudem Mitgl. des Reichsgerichts, des Bankschiedsgerichts sowie – nicht zuletzt aufgrund seiner Sprachenkenntnisse – des belg.-österr., des jugoslaw.-österr. und des italien.-österr. Schiedsgerichtshofs. In der Dt.-Österr. Arbeitsgemeinschaft, die auf eine Angleichung der wirtschaftl. und kulturellen Beziehungen zwischen Dtld. und Österr. hinwirkte, entfaltete er eine lebhafte Tätigkeit für die Rechtsangleichung zwischen den beiden Staaten. Sein Verdienst lag v. a. in der sicheren Leitung des Obersten sowie des Patentgerichtshofs in der schwierigen Transformationsphase nach dem Zerfall der Monarchie. 1927 trat Karl Z. i. d. R. und erhielt das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik. Bereits 1912 war ihm das Ritterkreuz des Leopold-Ordens verliehen worden.

L.: Meraner Ztg., 18., Grazer Tagbl., 21. 3. 1918 (Parte); HHStA, Wien; Pfarre Meran-Untermais, I. – Karl v. Z.-S.: WZ, 31. 12. 1927; Österr. Richterztg. 21, 1928, S. 16; Gerichts-Ztg. 79, 1928, S. 8; AVA, Wien.
(H. Bergmann – J. Sabaditsch)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 619f.
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