Zwierzina, Konrad (1864–1941), Germanist

Zwierzina Konrad, Germanist. Geb. Wien, 29. 3. 1864; gest. Graz (Stmk.), 18. 3. 1941; röm.-kath. Sohn des Bergwerksbesitzers in Mähr.-Ostrau Ladislaus Z. und der Schauspielerin Marie Z., geb. Lutter; ab 1898 mit Minka Z., geb. Alaunek, verheiratet. – Nach Absolv. des Leopoldstädter Gymn. stud. Z. 1881–86 german. und klass. Philol., Geschichte und Phil. an der Univ. Wien; 1886 Dr. phil. mit einer von →Richard Heinzel betreuten Diss. über „Die Synaloephe in den Versen Otfrids“. 1886–88 folgten weiterführende Stud. an den Univ. Leipzig (u. a. bei Friedrich Zarncke) und Berlin (u. a. bei Erich Schmidt); 1897 Habil. für Dt. Sprache und Literatur an der Univ. Wien. Nach einem ersten kurzen Aufenthalt als Priv.Doz. in Graz (1898) wurde er im Folgejahr als Prof. für german. Philol. nach Freyburg in die Schweiz berufen (1899–1906; 1904/05 Dekan der phil. Fak.). 1906 ging er als Nachfolger →Joseph Seemüllers an die Univ. Innsbruck (1909/10 Dekan der phil. Fak.), um 1912 an die Univ. Graz zu wechseln, wo er die Nachfolge →Anton Emanuel Schönbachs antrat und bis zu seiner Emer. 1934 als Prof. für dt. Sprache und Literatur wirkte (1914/15 Dekan der phil. Fak., 1930/31 Rektor der Univ. Graz). 1922 lehnte er einen Ruf an die Univ. Wien ab, da er sich in Graz, seinen eigenen Worten zufolge, besser auf die wiss. Arbeit konzentrieren konnte. Z. veröff. seine Forschungsergebnisse weniger in Gestalt von Monographien als in (mitunter überaus umfassenden) Aufsätzen für Fachz. (u. a. „Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur“, „Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur“) und Sammelbde. (u. a. FS für Heinzel, Gustav Ehrismann, →Max Hermann Jellinek, →Samuel Singer). Wie sein Kollege Carl v. Kraus, mit dem Z. die III. Abt. der Ed.-R. „Germanische Bibliothek“ (1907–28) betreute, war er der textkrit. Methode Karl Lachmanns verpflichtet. Seine stets mit akrib. Genauigkeit durchgeführten Stud. sind zu einem guten Teil dem Wortgebrauch, der Reimtechnik und den stilist. und syntakt. Eigenarten der Dichter aus der ersten Hälfte des 13. Jh. gewidmet (u. a. Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg, Nibelungenlied). Auch wenn manche Thesen zu Echtheitsfragen und zu stilist. Entwicklungstendenzen mittlerweile als überholt gelten müssen, wird sein Werk doch bis heute in der Forschung aufmerksam rezipiert. Ab 1917 war Z. k. M., ab 1925 w. M. der k. bzw. Österr. Akad. der Wiss. in Wien sowie ab 1940 k. M. der Bayer. Akad. der Wiss. in München.

Weitere W. (s. auch Müller-Kampl): Mittelhochdt. Stud., 2 Bde., 1900–01 (Nachdruck 1971).
L.: D. v. Kralik, in: Almanach Wien 91, 1941, S. 267ff. (m. B.); Kosch; Kürschner, Gel.Kal. 4, 1931; M. H. Jellinek u. a., K. Z. zum 29. März 1924, 1924; C. v. Kraus, in: Sbb. der Akad. München 2, 1941, S. 52ff.; Vom Seminar für dt. Philol., Univ. Graz zum Inst. für Germanistik, Karl-Franzens-Univ. Graz, ed. B. Müller-Kampl – R. Müller, Graz 1994, s. Reg. (Kat., m. B.); Editor. Leistungen am Grazer Inst. für Germanistik, ed. A. Hofmeister, 1996, S. 42f.; Internationales Germanistenlex. 1800–1950, 3, 2003; S. P. Scheichl, 150 Jahre Germanistik in Innsbruck, 2009, S. 13ff.; Pfarre St. Johann Nepomuk, Wien.
(R. Schöller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 620
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