Zyblikiewicz, Mikołaj (1823–1887), Politiker

Zyblikiewicz Mikołaj, Politiker. Geb. Stare Miasto, Galizien (Staryj Sambir, UA), 28. 11. 1823; gest. Krakau, Galizien (Kraków, PL), 23. 5. 1887; griech.-kath. Aus einer bürgerl. Familie stammend. – Z., der sich selbst als Ruthene poln. Nationalität bezeichnete, stud. Rechtswiss. an der Univ. Lemberg und wurde 1851 an der Univ. Krakau zum Dr. iur. prom. I. d. F. leitete er erfolgreich eine eigene Anwaltskanzlei in Krakau, engag. sich im gesellschaftl. Leben der Stadt und wurde u. a. Mitgl. der k. k. galiz. Landwirthschafts-Ges. Nach Etablierung der konstitutionellen Monarchie 1860 begann sich Z. polit. und journalist. zu betätigen. Er gehörte ab 1861 dem galiz. LT an und vertrat das Kronland 1861–74 auch im RR (1871–73 Obmann des Polenklubs). Er wurde hier als herausragender Redner und Kritiker des Zentralismus sowie der staatl. Bürokratie bekannt. Nach Ausbruch des Jänneraufstands im Kg.reich Polen 1863 unterstützte Z. diesen, obwohl er nicht an den militär. Erfolg der Insurrektion glaubte. Als Mitgl. einer galiz. aufständ. Geheimorganisation geriet er ins Visier der österr. Behörden. Um einer Verhaftung zu entgehen, verließ er 1864 Galizien vorübergehend, nahm jedoch nach seiner Rückkehr – noch vor dem Amnestieerlass von 1865 – seine polit. Tätigkeit wieder auf. Ab 1866 fungierte er als Mitgl. des Krakauer Stadtrats. Im LT arbeitete Z. v. a. mit den Krakauer Konservativen zusammen, betonte jedoch in einzelnen Fragen auch seine Unabhängigkeit. Nach 1865 wurde Z. berühmt für seinen Kampf um die Autonomie Galiziens und dessen Polonisierung. Im September 1868 war er einer der Mitautoren der „Galizischen Resolution“. Dennoch war er ein Gegner des polit. Radikalismus und vertrat eine loyale Haltung gegenüber der Habsburgerdynastie. 1874 wählte man Z. zum Krakauer Präs. (Bgm.), worauf er sein RR-Mandat niederlegte. Als Bgm. war Z. bemüht, die Verwaltung zu modernisieren, das Erscheinungsbild der Stadt zu verbessern sowie das Budget zu sanieren. Diese Bemühungen wurden gewürdigt und Z. für eine zweite Amtszeit gewählt. 1881 ins HH berufen, ernannte ihn der K. zum Landmarschall von Galizien. Z. trat sein Amt mit umfassenden Reformplänen an. Zunächst wollte er die Finanzen des Landes sanieren und die wirtschaftl. Entwicklung beschleunigen. Ein Ergebnis seiner Politik war z. B. die Gründung der Landesbank des Kg.reichs Galizien und Lodomerien. Z. engag. sich auch auf dem Bildungssektor und war zudem einer der Ersten, die das tourist. Potenzial Galiziens nutzen und ausbauen wollten. Er zielte darauf ab, das Amt des Landmarschalls zu stärken und das Hauptorgan der Selbstverwaltung – den Landesausschuss – zu reformieren. Die energ., aber auch apodikt. Haltung des Landmarschalls war eine Ursache für den Konflikt mit Statthalter →Filip Zaleski und trug schließl. zu Z.ʼ Rücktritt 1886 bei.

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(D. Szymczak)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 620f.
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