Zycha, Marianne Emilie (1874–1946), Frauenrechtlerin und Lehrerin

Zycha Marianne Emilie, Frauenrechtlerin und Lehrerin. Geb. Wien, 18. 3. 1874; gest. ebd., 2. 12. 1946; röm.-kath. Tochter des aus Lippowa stammenden Gymn.dir. Josef Z. und der Emilie Z., geb. Jähnl, Schwester von Adolf Z. (s. u.). – Z. stud. an der Univ. Wien Germanistik (1907 Dr. phil.) und unterrichtete anschließend als Gymn.lehrerin die Fächer Dt. und Engl. an Hauptschulen sowie Dt., Geschichte, Geographie und Turnen an der Lehrerinnenbildungsanstalt Wien. 1922/23 wurde sie als Ersatzmitgl. in die Qualifikationskomm. der Lehrerbildungsanstalten berufen. Bleibendes bewirkte Z. aber in einem anderen Bereich: 1910 wurde sie in den Vorstand des Allg. Österr. Frauenver. kooptiert, wo sie zu Fragen der (Mädchen-)Bildung, der Frauenrechte sowie der Friedensbewegung Stellung nahm. Während des 1. Weltkriegs beteiligte sich Z. auch an der Debatte über eine mögl. Einführung eines sog. Frauendienstjahres. Als Vorstandsmitgl. bzw. spätere Präs. des österr. Zweigs der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit hielt sie selbst nach ihrer Pensionierung Vorträge zum Thema Frieden. In den 1930er-Jahren arbeitete sie weiters im Erziehungskomitee der Organisation mit. Für ihren Einsatz erhielt sie 1935 das Ritterkreuz I. Kl. des österr. Verdienstordens. Ihr Bruder, der Rechtswiss. Adolf Z. (geb. Wien, 17. 10. 1871; gest. Bonn, D, 19. 11. 1948), stud. Jus an der Univ. Wien (1895 Dr. iur.) und trat danach bei der Stadt Wien als rechtskundiger Beamter in den Staatsdienst. 1898 folgte er einem Ruf in die Schweiz als ao. Prof. an der Univ. Freiburg. Ab 1903 wirkte Adolf Z. an der dt. Univ. Prag, wo er 1915/16 als Rektor fungierte. Nach einer Zwischenstation an der Univ. Gießen ab 1919 war Adolf Z. zuletzt ab 1923 o. Prof. für Dt. Recht an der Univ. Bonn.

W.: Die Rechtsakad. für Frauen und die Juristen im Felde, in: Neues Frauenleben 2, 1918. – Adolf Z.: Dt. Rechtsgeschichte der Neuzeit, 1937.
L.: Neues Frauenleben 1, 1911, S. 15; fraueninbewegung (Zugriff 2. 1. 2022); UA, WStLA, beide Wien. – Adolf Z.: A. Erler – W. Stammler, Handwörterbuch zur dt. Rechtsgeschichte, 1998; UA, Wien.
(B. Steininger – Ph. Dittinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 621
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