Schnorr von Carolsfeld, Julius Veit Hans (1794-1872), Maler

Schnorr von Carolsfeld Julius Veit Hans, Maler. Geb. Leipzig, Sachsen (Deutschland), 26. 3. 1794; gest. Dresden, Sachsen (Deutschland), 24. 5. 1872. Sohn des Juristen und Malers Johann Veit S. v. C. (geb. Schneeberg/Sachsen, 11. 5. 1764; gest. Leipzig, 30. 4. 1841), der ab 1816 als Dir. der Leipziger Akad. der bildenden Künste fungierte, Bruder der Maler Ludwig Ferdinand (s. d.) und Eduard S. v. C. (s. unten), Onkel des Folgenden und des Karl S. v. C. (s. unter S. v. C. Ludwig Ferdinand); evang. S. stud. 1811–15 gem. mit seinen Brüdern an der Wr. Akad. der bildenden Künste. Unter dem Einfluß des Deutschrömers Josef Anton Koch (s. d.) und v. a. des frühromant. Malers Ferdinand Olivier, dessen Haus er seit 1814 mitbewohnte und dessen Stieftochter Maria Heller er 1827 heiratete, erfolgte seine Hinwendung zu einer von kristalliner Klarheit geprägten Landschafts- und Figurenauffassung; durch den Wr. Kreis der Romantiker um F. Schlegel (s. d.) wurde sein Interesse an der altdt. Malerei geweckt. 1817 trat S. dem antiakadem. Lukasbund bei; im selben Jahr unternahm er, gem. mit seinem Bruder Eduard und den Brüdern Olivier, eine Stud.Reise nach Salzburg und Berchtesgaden. 1818–27 hielt er sich in Rom auf, wo er enge Beziehungen zu den dortigen dt. Malern um Friedrich Overbeck unterhielt, die das religiöse und patriot. Historienbild mit romant. Zügen pflegten (Nazarener). 1819 weilte er für längere Zeit in Florenz, 1820 in Neapel, 1826 in Sizilien. 1822–27 beteiligte sich S. am nazaren. Gemeinschaftsprojekt einer Freskenausstattung des Casino Massimo in Rom. 1827 erfolgte seine Berufung nach München als Prof. an die dortige Akad. der bildenden Künste, im selben Jahr begann er im Auftrag Kg. Ludwigs I. mit den Fresken in der Münchener Residenz (bis 1867). 1836 wurde S. zum Ehrenmitgl. der Wr. Akad., 1846 zum Prof. an der Akad. der bildenden Künste in Dresden ernannt und Dir. der dortigen Gemäldegalerie. Während seiner Wr. Jahre war S. einer der Hauptvertreter der frühromant. Malerei süddt.-österr. Prägung, die sich durch Prägnanz der Linienführung, klare Farbigkeit und strenge Tektonik auszeichnet. Die Monumentalmalereien in Rom und München geben die frühnazaren. Anmut zugunsten einer zuweilen überdeutl. heroischen Gebärdensprache auf. Sein Bruder Eduard S. v. C. (geb. Leipzig, 11. 8. 1790; gest. Wien, 15. 9. 1819) stud. zunächst an der Akad. der bildenden Künste in Leipzig unter Johann Heinrich Füßli, 1810–13 an der Wr. Akad. und gehörte gleichfalls zum Kreis der Brüder Olivier. Seine Zeichnungen befinden sich in der Smlg. Liechtenstein, Vaduz.

W.: Hl. Rochus verteilt Almosen, 1817 (Mus. der Schönen Künste, Leipzig); Hochzeit zu Kana, 1819 (Kunsthalle, Hamburg); Röm. Porträtbuch, 1819–26 (Kupferstichkabinett, Akad. der bildenden Künste, Wien); Madonna mit Kind, 1820 (Wallraf-Richartz-Mus., Köln); Ariost-Fresken, 1822–27 (Casino Massimo, Rom); Nibelungen-Fresken, 1827–67 (Königsbau der Residenz, München); Flucht nach Ägypten, 1828 (Kunstmus., Düsseldorf); Sieg Rudolfs v. Habsburg über Ottokar, 1838 (Smlg. Schäfer, Schweinfurt); Zeichnungen, u. a. in Wien, Dresden, Berlin, Köln, München, Winterthur. – Publ.: Die Bibel in Bildern, 1860, Nachdruck 1972 (mit biograph. Nachwort von I. Krueger); Briefe aus Italien von J. S. v. C., geschrieben in den Jahren 1817 bis 1827, hrsg. von F. Schnorr v. Carolsfeld, 1886 (mit Bild und biograph. Angaben); usw.
L.: H. May, in: Westdt. Jb. für Kunstgeschichte. Wallraf-Richartz-Jb. 12/13, 1943, S. 259ff.; ADB; Bénézit; Thieme–Becker; Wurzbach (s. unter S. v. Karolsfeld Ludwig Ferdinand); F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh. 2/2, 1898; H. W. Singer, J. S. v. C.( = Künstler-Monographien 103), 1911 (mit Bild); Romantik und Realismus in Österr., Laxenburg 1968, S. 43ff., 132f. (Kat.); H. Hutter – W. Lhotsky, J. S. v. C. Röm. Porträtbuch . . . ( = Bildhe. der Akad. der bildenden Künste in Wien 7), 1973 (mit weiterführender Literatur); Die Nazarener in Österr. 1809–1939, Graz 1979 (Kat.); Die Nazarener in Rom, hrsg. von K. Gallwitz, 1981, S. 240 (mit weiterführender Literatur); Von C. D. Friedrich bis A. Menzel. Aquarelle und Zeichnungen der Romantik, hrsg. von G. Riemann und K. A. Schröder, Wien 1990, s. Reg. (Kat.); Kindlers Malerei Lex., o. J. – Eduard S. v. C.: Fuchs, 19. Jh. (s. S. v. C. Friedrich Eduard); Thieme–Becker (s. unter S. v. C. Ludwig Ferdinand); Wurzbach (s. unter S. v. Karolsfeld Ludwig Ferdinand); L. Grote, Die Brüder Olivier und die dt. Romantik ( = Forschungen zur dt. Kunstgeschichte 31), (1938), s. Reg.
(M. Haja)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 414f.
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