Schürer von Waldheim Rudolf, Verleger und Druckereibesitzer. Geb. Wien, 12. 12. 1832; gest. Abbazia, Istrien (Opatija, Kroatien), 2. 1. 1890. Aus alter, wegen ihrer Verdienste um die böhm. Glasind. nob. Familie, Sohn des Apothekers Karl S. v. W., Bruder von Anton S. v. W. (s. d.), Vater von Ludwig S. v. W. (s. u.). S. war 1844–49 Lehrling in der Hof- und Staatsdruckerei in Wien, Abt. Holzschnitt, und besuchte 1849 angebl. auch die Akad. der bildenden Künste. Auf Wunsch des Vaters und des Onkels trat er jedoch im selben Jahr in den Dienst der Postverwaltung, wo er es bis zum Leiter der Rechnungskanzlei der nö. Postdion. brachte. Bereits 1855 errichtete er gem. mit Friedrich Wilhelm Bader eine xylograph. Anstalt in Wien, gründete einen eigenen Verlag und schied 1856 aus dem Staatsdienst. Um eine dauernde und gleichmäßige Auslastung des xylograph. Betriebs zu gewährleisten, gab S. zunächst eine Reihe illustrierter Periodika heraus, wie „Figaro“ (ab 1857), „Mußestunden“ (ab 1859), „Waldheim’s Illustrirte Zeitung“ und „Waldheim’s Illustrirte Blätter“ (ab 1862 bzw. ab 1864), die jedoch, v. a. aufgrund der dt. Konkurrenz und der österr. Ztg.Stempelvorschriften, mit Ausnahme des „Figaro“ bald wieder eingestellt werden mußten. 1864/65 erfolgte die käufl. Übernahme von Verlag und Druckerei des 1863 verstorbenen Architekten Ludwig Förster (s. d.), die S. als „Waldheims artistische Anstalt“ weiterführte. In ihr wurden alle graph. Fächer gepflegt und zahlreiche Z. gedruckt, darunter Försters traditionsreiche „Allgemeine Bauzeitung mit Abbildungen“ und die „Zeitschrift des oesterreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins“, später auch die von S. mitbegründeten „Blaetter für Kunstgewerbe“. S., der sich zwischen 1865 und 1867 auf Reisen nach Frankreich und England mit den Fortschritten auf dem graph. Gebiet vertraut machte, verlegte und druckte inhaltl. und ausführungstechn. hervorragende Werke kunstgeschichtl. und kunstgewerbl. Inhalts, Lehrmittel für den Kunstgewerbeunterricht sowie Broschüren für die österr. Eisenbahnen; später wurden auch Wertpapiere, Musikalien, Modebll. und Ztg. hergestellt. 1876 beschäftigte der Druckereibetrieb 250 Mitarbeiter, insgesamt standen damals 38 Buchdruck-, 14 Steindruck- und 5 Kupferdruckhandpressen sowie 8 Schriftgießmaschinen in Betrieb, eine Galvanoplastik- und eine Xylographieabt. waren angeschlossen. 1889 veranstaltete die Fa. eine umfassende Ausst. ihrer Arbeiten im Österr. Mus. für Kunst und Ind. in Wien. 1884 wurde S., der 1874–77 auch Gremialvorsteher der Buchdrucker war, erster Präs. des Wr. Kunstgewerbever., an dessen Gründung er beteiligt gewesen war. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Ludwig S. v. W. (geb. Wien, 29. 1. 1861; gest. ebenda, 26. 2. 1894), der schon zu Lebzeiten des Vaters als Kompagnon in den Betrieb eingetreten war, das Gesamtunternehmen, verstarb jedoch bereits nach vier Jahren, sodaß die Fa. in der Folge in die Hände einer AG überging.