Škorpil, Karel (1859-1944), Archäologe

Škorpil Karel, Archäologe. Geb. Hohenmauth, Böhmen (Vysoké Mýto, Tschechien), 15. 7. 1859; gest. Sofia (Sofija, Bulgarien), 10. 3. 1944. – Sohn von Václav und Anna Š., Bruder von Václav, Vladislav und Josef Š. (alle s. u.) und von Hermenegild Š. (s. d.). Š. wurde nach Abschluß seines Stud. der Mathematik an der Prager Univ. 1881 von Jireček nach Bulgarien berufen und wirkte ab 1882 als Gymn.prof.für Mathematik in Plovdiv, Sliven, 1887– 88 in Varna, dann bis 1891 in Ruse, bis 1894 in Veliko Tărnovo, hierauf wieder in Varna. Er entfaltete tw. gem. mit seinem Bruder Hermenegild eine umfangreiche Sammler- und Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der bulgar. Altertümer aus der Zeit der Antike und des Mittelalters (archäolog. Denkmäler, Inschriften, Felsenkirchen, Klöster, etc.), die sich in mehr als 140 Publ. auf Bulgar., Tschech. und Dt. niederschlug. 1895 begannen die Brüder mit der Erforschung des Felsenreliefs des „Reiters von Madara“. 1899 entdeckte Š. die Ruinen von Pliska, der Hauptstadt des Ersten bulgar. Reiches (7.–9. Jh.), und führte dort gem. mit dem russ. Byzantinisten Theodor Uspenskij die ersten Ausgrabungen durch; 1917 erforschte er die antike Metropole von Trebeništa (Makedonien). Nach dem Tod Hermenegilds 1923 übernahm er die Leitung des von beiden 1906 initiierten Archäolog. Mus. in Varna. Š., einer der Begründer der Archäol. in Bulgarien, wurde u. a. 1899 zum k. M. des Archäolog. Inst. in Wien, 1918 zum o. Mitgl. der Bulgar. Akad. der Wiss. ernannt und 1929 tschechoslowak. Hon.konsul in Varna. Von seinen Brüdern sind weiters zu nennen, Václav Š. (geb. Hohenmauth, 28. 11. 1851; gest. ebd., 25. 3. 1924), Initiator des Mus. in Hohenmauth und ab 1908 dessen Dir. Vladislav Š. (geb. Hohenmauth, 15. 11. 1853; gest. Kerč, Russland/Ukraine, 27. 12. 1918) war Gymn.prof.für klass. Sprachen in St. Petersburg, 1879–86 in Jalta, dann bis 1912 in Kerč, wo er 1901–18 das dortige Archäolog.-hist. Mus. leitete. Er publ. Arbeiten auf dem Gebiet der klass. Archäol. sowie der Paläographie und gab gem. mit Hermenegild und Karel Š. ein russ.-tschech. Wörterbuch heraus (3. Aufl. 1933). Josef Š. (geb. Hohenmauth, 28. 7. 1856; gest. Plzeň, Tschechoslowakei/Tschechien, 15. 3. 1931) arbeitete 1879–83 in Rußland als Architekt und war ab 1886 Leiter des von ihm 1913 neu erbauten Städt. Kunstgewerbe-Mus. von Pilsen.

W. (auch s. u. Izsledvanija; Filip): Antike Inschriften aus Bulgarien, in: Archaeolog-epigraph. Mitth. aus Oesterr.-Ungarn 14f., 1891f., 17, 1894 (gem. mit Hermenegild Š.); Neue Funde in Varna, in: Jahreshe. des Österr. Archäolog. Inst. in Wien 3, 1900 (Beibl.); Grabfund in Balčik, ebd. 15, 1912 (Beibl.).
L.: Otto (auch für Vladislav Š.); E. Bormann – E. Kalinka, in: Österr. Akad. der Wiss., phil.- hist. Kl., Anzeiger 35, 1899, S. 21ff.; Izsledvanija v pamet na K. Š., 1961 (m. W. und L.); J. Filip, Enzyklopäd. Hdb. zur Ur- und Frühgeschichte Europas 1, 1966, S. 184, 2, 1969, S. 1306f. (m. W.); R. Pillinger, in: Österr. Akad. der Wiss., phil.- hist. Kl., Anzeiger 120, 1983, S. 6, 8ff., 19; Enc. bălgaria, 1996; Obština Varna, 2000, S. 135ff. (m. B.) (auch für Václav und Josef S).
(M. Stern)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 57, 2004), S. 331
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