Stapf, Johann Josef Anton (1819–1900), Pharmazeut

Stapf Johann Josef Anton, Pharmazeut. Geb. Innichen, Tirol (San Candido/Innichen, Italien), 12. 5. 1819; gest. Innsbruck (Tirol), 18. 2. 1900. Sohn des Apothekers Joseph S. (s. u.). S. absolv. seine pharmazeut. Ausbildung in Innsbruck sowie in der väterl. Apotheke in Innichen, die er 1842 übernahm. Da er von dem spärl. Reingewinn kaum leben konnte, plante er die Errichtung einer Kräuterstampfe (Pulvermühle), um dem Arzneibuch entsprechende Drogenpulver zu vertreiben, womit er dem Bedürfnis vieler Kleinstadt- und Landapotheken entgegenkam. 1851 errichtete S. am Ortsrand von Innichen eine kleine Fabrik mit Kräuterstampfen, Aufbereitungsmaschinen, Sieben, einem Laboratorium, Büro- und Lagerräumen. Die Pulverisierungsanstalt wurde ein voller Erfolg, nicht zuletzt dank der Propagierung in der „Österreichischen Zeitschrift für Pharmazie“. Bereits nach wenigen Jahren mußte die Fabrik vergrößert werden, 1858 wurden in Wien, Prag, Olmütz (Olomouc) und Lemberg (L’viv) Verkaufslager eingerichtet. 1878 gründete S. die erste österr. Milchzuckerfabrik, in der aus der Molke durch Eindampfen eine kristalline, wasserlösl. Substanz gewonnen und zu Traubenzucker oder Galaktose verarbeitet wurde. 1882 verkaufte S. seine Apotheke sowie die Pulverisierungsanstalt an den Pharmazeuten Ludwig Wurmböck und die Milchzuckerfabrik an Joseph Traunsteiner und zog nach Innsbruck, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte. Anläßl. der Gründungsversmlg. des Allg. Österr. Apothekerver. 1861 und der Weltausst. 1873 erhielt er Anerkennungsdiplome sowie 1877 die Silberne Staatspreis-Medaille, ferner den silbernen Staatspreis für landwirtschaftl. Verdienste. Sein Vater, Joseph S. (geb. Innsbruck, 13. 3. 1779; gest. Innichen, 23. 12. 1842), erhielt seine Ausbildung in einer Apotheke in Innsbruck und kaufte anschließend die Apotheke in Innichen, wo er nicht nur Arzneimittel, sondern auch Tintenpulver und Kreide für Schulen vertrieb. 1820 entdeckte er in dem ihm gehörenden Wald eine neue Heilquelle, der er den Namen Antonibrunnen gab und deren Analyse Ähnlichkeiten mit dem berühmten Brodelbrunnen von Bad Pyrmont, einem der bekanntesten und traditionsreichsten Kurorte in Dtld., zeigte. Die Errichtung einer Badeanstalt durch S. scheiterte jedoch am Widerstand des Stiftes Innichen und der Behörden.

W.: Gründung einer Pulverisierungsanstalt, in: Österr. Z. für Pharmazie 5, 1851, 6, 1852; Gründung einer Milchzucker-Fabrik, in: Z. des Allg. Österr. Apothekerver. 16, 1878.
L.: Dt. Apotheker-Biographie, Erg.bd.; F. Abl, in: Österr. Z. für Pharmazie 11, 1857, S. 253ff.; K. Ganzinger – E. Kühebacher, in: Österr. Apotheker-Z. 46, 1992, S. 41ff.; E. Kühebacher, in: Der Schlern 67, 1993, S. 458ff. (auch für Joseph S.); O. Nowotny, in: Österr. Apotheker-Z. 55, 2001, S. 1150.
(O. Nowotny)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 59, 2007), S. 96f.
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