Synek, Adolf; eigentlich Sinek (1868–1943), Verleger und Buchhändler

Synek Adolf, eigentlich Sinek, Verleger und Buchhändler. Geb. Mitrowitz, Böhmen (Mitrovice, CZ), 1. 11. 1868; gest. Ghetto Theresienstadt, Protektorat Böhmen und Mähren (CZ), 20. 1. 1943 (umgekommen); mos. Vater des Juristen und Verlegers Karel Synek (s. u.). – S. erwarb im Oktober 1901 eine Buchhandelskonzession, die 1903 um den Bereich Antiquariat erweitert wurde. Bis 1914 verlegte er gelegentlich Bücher, verpachtete sein Geschäft dann jedoch aus finanziellen Gründen für zehn Jahre. 1922 begann S. mit der Auslieferung von →Jaroslav Hašeks Büchern, die dieser im Eigenverlag herausgab, und nahm 1924 die Verlegertätigkeit wieder auf. In seinem in Prag befindlichen Verlag erschien zunächst Unterhaltungslektüre, hauptsächlich Übersetzungen aus dem Deutschen. Als kommerziell besonders erfolgreich erwies sich in den 1920er-Jahren Hašeks Roman „Osudy dobrého vojáka Švejka za světové války“ (auch in Grete Reiners Übersetzung „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“), gefolgt von Hašeks Erzählungen, die ebenfalls in tschechischer und deutscher Sprache herauskamen. Weiters hatte der Verlag S. humoristische Literatur von Emil Artur Longen (→Emil Artur Pittermann), →Karel Poláček, Karel Vaněk und Michail Soschtschenko in deutscher Übersetzung im Programm, brachte aber auch klassische Literatur sowie geschichtliche und philosophische Werke (Balzac, Dostojewski, Goethe, Victor Hugo, →František Palacký, Schopenhauer, Richard Wagner). In den 1930er-Jahren erschien vermehrt zeitgenössische Kinderliteratur, die sowohl tschechische Autoren (Norbert Fried/Frýd, Vladislav Vančura) als auch Übersetzungen aus dem Deutschen (Erich Kästner) umfasste. 1934 erhielt S.s Sohn Karel Synek (geb. Žižkow, Böhmen / Praha, CZ, 9. 3. 1896; gest. Ghetto Theresienstadt, 20. 8. 1943, umgekommen; röm.-kath.), der seit 1928 Miteigentümer des Unternehmens war, die Buchhandlungs- und Verlegerkonzession und übernahm kurz darauf die Firma. Karel S. hatte die höhere tschechische Realschule absolviert, war 1915 in russische Kriegsgefangenschaft geraten und 1917 Mitglied der Tschechischen Legion geworden. Nach seiner Rückkehr in die Tschechoslowakei 1920 wirkte er 1921–25 im Staatsdienst als Ausbildner für soziale Fürsorge, ehe er in den Verlag seines Vaters eintrat. Im März 1939 überschrieb Karel die Firma auf die Schwester seiner Frau, Karla (Karolina) Kolářová (1905–1990). Die Versuche mehrerer Standesorganisationen, für Karel eine Ausnahme von der Rassengesetzgebung zu erwirken und ihm weiterhin sein Geschäft zu ermöglichen, blieben erfolglos, auch die Übergabe der Firma wurde nicht anerkannt. S. und sein Sohn wurden 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie ums Leben kamen.

Weitere W.: s. Seznam knih nakladatelství A. S., 1930; Synkovy krásné knihy, 1947; etc.
L. (meist auch für Karel S.): LČL; V. Stejskal, in: Za čtenářem 5, 1958, S. 112f.; V. Kaplický, in: Kniha a národ 1939–1945, ed. V. Poláček, 2004, S. 34f.; P. Kovařík, in: J. Hašek, Když bolševici zrušili Vánoce, 2005, S. 121f.; I. Kučerová, in: Neznámé o známých z Letné a Holešovic, 2008, S. 129f.; IKG, Wien.
(V. Petrbok)  
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)