Tomasini, Anton Edmund (1775–1824), Bratschist und Violinist

Tomasini Anton Edmund, Bratschist und Violinist. Geb. Kismarton, Ungarn (Eisenstadt, Bgld.), 17. 2. 1775; gest. ebd., 12. 6. 1824. Sohn des Esterházy’schen Hofmusikers Aloisio (Luigi) T. (geb. Pesaro, Kirchenstaat/I, 22. 6. 1741; gest. Kismarton, 25. 4. 1808), der 1761 als Violinist in die Dienste von Paul II. Anton Fürst Esterházy trat, Bruder von Alois Basil Nikolaus (Luigi) T. (s. u.). – T. war Schüler seines Vaters. Nach ersten Engagements als Kammermusiker bei einem Gf. Harsch und einem Herrn v. Czindery wurde er 1796 in die Kapelle von →Nikolaus Fürst Esterházy aufgenommen. Bedingt durch seine unsolide Lebensführung litt T. ständig unter Geldnot und wurde zweimal (1803, 1811) kurzzeitig aus der fürstl. Kapelle entlassen. Joseph Haydn setzte sich mehrmals für ihn ein. T. wurde 1805 Stimmführer der zweiten Violinen und 1818 Konzertmeister des fürstl. Orchesters. 1803 trat er der Wr. Tonkünstler-Sozietät bei. Sein Bruder, der Violinist und Theaterdir. Alois Basil Nikolaus (Luigi) T. (geb. Eszterháza/Fertőd, H, 10. 7. 1779; gest. Neustrelitz, Mecklenburg-Schwerin/D, 19. 2. 1858), war ebenfalls Schüler seines Vaters und schlug bereits früh eine Virtuosenlaufbahn ein. Erste Auftritte sind in Preßburg (1790), Wien (1794, 1796, 1801, 1806) und Eisenstadt (1797) nachweisbar. Ab 1796 stand er als Violinist in Esterházy’schen Diensten, von Kapellmeister Haydn hochgelobt. Nach seiner Heirat mit der 1807/08 bei Fürst Esterházy engag. Neustrelitzer Sopranistin Sophie Croll (1787–1847) verließ er 1808 Eisenstadt, nachdem er sich vergebl. um die nach dem Tod seines Vaters vakante Konzertmeisterstelle beworben hatte, und trat in die Mecklenburg. Hofkapelle ein, wo er 1825 Konzertmeister wurde. Virtuosenauftritte in Wien (1814), Berlin (1812, 1824), Ludwigslust (1820, 1822) und Bremen (1821) folgten. 1834 wurde er zum Dir. der Operetten und Vaudevilles am Neustrelitzer Hof ernannt. Auch seine Kinder Friederike T., verheiratete Görner (1810–1886), und Carlo T. (1813–1880) wirkten als Musiker (Koloratursopran bzw. Violinist) am Hof zu Neustrelitz.

L. (meist für mehrere Familienmitgl.): Grove, 2001; MGG II; F. Korcak, Luigi T. (1741–1808), phil. Diss. Wien, 1952; H. C. Robbins Landon, The Collected Correspondence and London Notebooks of J. Haydn, 1959, s. Reg.; J. Haydn. Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, ed. D. Bartha, 1965, s. Reg.; H. C. Robbins Landon, Haydn. Chronicle and Works 1–5, 1976–80, s. Reg.; Haydn, ed. D. Wyn Jones, 2002; J. Pratl – H. Scheck, Regesten der Esterházyschen Acta Musicalia und Acta Theatralia in Budapest, 2004, s. Reg.; K. Lamkin, Esterházy Musicians 1790 to 1809, 2007, s. Reg.; J. Pratl, Acta Forchtensteiniana, 2009, s. Reg.; Das Haydn-Lex., ed. A. Raab u. a., 2010.
(Ch. Fastl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 392f.
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