Trapp, Georg Ritter von (1880–1947), Marineoffizier

Trapp Georg Ritter von, Marineoffizier. Geb. Zara, Dalmatien (Zadar, HR), 4. 4. 1880; gest. Stowe, VT (USA), 30. 5. 1947. Sohn von (Johann) August Ritter v. T. (s. u.), Bruder von →Hede v. T.; ab 1911 in 1. Ehe mit Agathe v. T., geb. Whitehead (geb. Fiume, Ungarn / Rijeka, HR, 14. 6. 1891; gest. Klosterneuburg/NÖ, 3. 9. 1922), ab 1927 in 2. Ehe mit Maria Augusta T., geb. Freiin v. Kutschera (geb. Wien, 26. 1. 1905; gest. Morrisville, VT/USA, 28. 3. 1987) verheiratet, Vater von zehn Kindern. – Nach Besuch der Marine-Unterrealschule in Pola (Pula) absolv. T. 1894–98 die Marineakad. in Fiume (Seekadett 2. Kl.). 1898–99 folgten Ausbildungsfahrten bis nach Australien und Ostasien, 1900 nahm er auf dem Panzerkreuzer „S.M.S. Kaiserin und Königin Maria Theresia“ am Boxeraufstand teil, fungierte als Kmdt. des Detachements in Taku und war an der Erstürmung der Forts von Beitang beteiligt, wofür er mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille II. Kl. und dem russ. Stanislaus-Orden ausgez. wurde. 1901 Seekadett 1. Kl., legte er die Off.prüfung ab und wurde 1903 zum Linienschiffsfähnrich befördert. 1904 besuchte er den militär-aeronaut. Kurs in Wien, 1904–05 den Off.-Seeminen-Kurs in Pola sowie nach seiner Einschiffung auf der „S.M.S. Szigetvár“ (1905/06) 1906–07 den Torpedokurs in Pola. 1907–08 kommandierte T. das Torpedoboot „Krokodil“ und wurde 1908 als Linienschiffslt. zur U-Boot-Waffe nach Fiume transferiert. Ab 1910 fungierte er als Kmdt. des U-Boots „SM U 6“, ehe er 1913–14 den höheren Off.-Art.-Kurs in Pola besuchte. Von Mai 1914 bis April 1915 kommandierte T. das Torpedoboot „52“, danach übernahm er das Kmdo. über das U-Boot „SM U 5“. Von Oktober 1915 bis Dezember 1917 war T. Kmdt. des hochmodernen „SM U 14“, danach bis zum Ende des 1. Weltkriegs Kmdt. der U-Boot-Station Porto Rose (Rose) in der Bucht von Kotor (Mai 1918 Korvettenkapitän). T. gilt als der erfolgreichste österr. U-Bootkmdt. im 1. Weltkrieg. Seine größte Waffentat, die Versenkung des französ. Panzerkreuzers „Léon Gambetta“ im April 1915, für die er mit dem Ritterkreuz des Leopold-Ordens und 1924 mit dem Ritterkreuz des MMTO ausgez. wurde, hatte große takt. Bedeutung für den Kriegsverlauf im Süden. Im Sommer 1915 gelang ihm die Versenkung des italien. U-Boots „Nereide“ und die Aufbringung eines griech. Dampfers. T., der 1918 aus vermögensrechtl. Gründen die italien. Staatsbürgerschaft annahm, fungierte 1920 in Wien als Mitbegründer der Vega-Reederei und war 1921 an der Gründung der Rhein-Donau-Expreß-Schiffahrts-AG beteiligt. Beide Firmen verkaufte er später wieder, sein Vermögen verlor er durch den Konkurs des Bankhauses A. Lammer & Co. 1921 übersiedelte er mit seiner Familie nach Klosterneuburg, 1925 nach Aigen (Salzburg). Mitte der 1930er-Jahre gründete T. gem. mit seiner Ehefrau einen Familienchor. Nach ersten Auftritten als Gesangsgruppe (alte Volkslieder, Kirchenchöre) in Österr. (1937 Gewinner des Volkssängerwettbewerbs der Salzburger Festspiele) folgten Konzerte u. a. in den Niederlanden und in Skandinavien. 1938 emigrierte T. als monarchist. gesinnter Off. mit seiner Familie in die USA, wo sie als Trapp Family Singers Berühmtheit erlangten. Der Chor begleitete seine Lieder mit alten Instrumenten (Blockflöte, Gambe, Spinett) und sang in den Konzerten auch Werke von Haydn, Mozart und →Franz Schubert. Nach dem 2. Weltkrieg unterstützte T. mit seiner Familie unter dem Namen Trapp Family Austrian Relief Inc. eine Hilfsorganisation für Österr. (Care-Pakete). Teile von T.s Leben waren Grundlage für den Film „Die Trapp-Familie“, 1956 (Fortsetzung als „Die Trapp-Familie in Amerika“, 1958), sowie für das bekannte Musical „The Sound of Music“ (1959), das 1965 unter dem gleichnamigen Titel verfilmt wurde (auch dt.: „Meine Lieder – meine Träume“). Sein Vater (Johann) August Ritter v. T. (geb. Homburg, Hessen-Homburg / Bad Homburg vor der Höhe, D, 10. 5. 1836; gest. Pola, Istrien / Pula, HR, 5. 6. 1884), Sohn des Mediziners Eduard Trapp (1804–1854) und der Tochter des hess. Finanzministers Maria Louise Freiin v. Hofmann (1804–1872), verheiratet mit Hedwig v. T., geb. Wepler (geb. 1855), trat als Kadett in die österr. Marine ein (1859 Fregattenfähnrich, 1863 Linienschiffslt. und 1876 Korvettenkapitän), kommandierte 1874 verdienstvoll die Brigg „Saida“ und erhielt 1875 den Orden der Eisernen Krone III. Kl. 1876 wurde er in den Ritterstand erhoben.

W.: Bis zum letzten Flaggenschuß!, 1935 (französ.: Amenez les Couleurs!, 1936).
L.: NFP, 28. (auch A.), 29. 4. 1915; Neue illustrierte Wochenschau, 1. 5. 1960 (m. B.); Die Furche, 7. 8. 1965; The Boston Globe, 14. 7. 1997; Hdb. der Emigration 2 (s. u. Maria Augusta T.); G. Schomaekers, K. und K. Korvettenkapitän G. Ritter v. T., 1964; B. Herzog – G. Schomaekers, Ritter der Tiefe. Graue Wölfe, 1965, S. 318ff.; H. Pemsel, Biograph. Lex. zur Seekriegsgeschichte, 1985 (m. B.); W. Anderson – D. Wade, The World of the Trapp Family, 1998; H. Neuhold, Österr. Helden zur See, 2010, S. 186ff.; H. Strauss, G. Ritter v. T., 2012 (m. B.); KA, Wien; Mitt. Georg Lehner, Mattersburg, Bgld. – (Johann) August Ritter v. T.: Wurzbach (s. Johann August Ritter v. T.); KA, Wien.
(D. Angetter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 424f.
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