Trattinnick (Trattinick, Trattinnik, Trattinik), Leopold (1764–1849), Botaniker

Trattinnick (Trattinick, Trattinnik, Trattinik) Leopold, Botaniker. Geb. Klosterneuburg (NÖ), 26. 5. 1764; gest. Wien, 14. 1. 1849; röm.-kath. Sohn des Grundbuchhalters des Stifts Klosterneuburg Franz Leopold T. (auch Trattinigg; gest. Klosterneuburg, 21. 6. 1795) und von Maria Anna T., geb. Pauzinger, Vater von Carl T. (s. u.); in 1. Ehe ab 1800 mit Maria Anna T., geb. Megerle v. Mühlfeld (gest. Wien, 14. 7. 1822), in 2. Ehe ab 1823 mit Anna Theresia T., geb. Vischer (gest. Wien, 9. 6. 1828), in 3. Ehe ab 1829 mit Barbara T., geb. Satory, verheiratet. – Nach Besuch des Gymn. widmete sich T. zunächst bis 1790 jurid., dann med. Stud. an der Univ. Wien, erwarb jedoch in keinem der Fächer einen Abschluss. Er lebte i. d. F. meist als Privatier und zehrte vom Vermögen seiner Familie. 1800 zum Magistratsrat der Stadt Klosterneuburg vereidigt, wirkte T. in dieser Funktion bis Jahresende 1802. 1806 verlieh ihm das nö.-ständ. Kollegium den Ehrentitel eines Landschafts-Phytographen. Nachdem T. sein privates Herbarium von rund 10.000 Arten dem 1807 neu gegr. Botan. Kabinett der Vereinigten Naturalien-Cabinete in Wien geschenkt hatte, wurde er 1808 zum Kustos am Botan. Kabinett ernannt; 1835 trat er i. d. R. 1790 begann T. seine umfangreiche fachschriftsteller. Tätigkeit mit dem Werk „Systematische Abhandlung der ganzen Naturwissenschaft“ (2 Bde.) und verf. i. d. F. mehr als 20 botan., teils mehrbändige, Publ., die häufig als Lfg. im Eigenverlag erschienen, z. B.„Anleitung zur Cultur der ächten Baumwolle in Österreich“ (1797), „Genera plantarum methodo naturali disposita“ (1802), „Thesaurus botanicus“ (20 Faszikel, 1805–19), „Flora des österreichischen Kaiserthumes“ (3 Bde., 1816–22), „Rosacearum monographia“ (4 Bde., 1823–24) und „Neue Arten von Pelargonien“ (6 Bde., 1825–34). Sein botan. Hauptwerk bildet das „Archiv für Gewächskunde“, das 1811–18 in fünf Heften herauskam; eine kolorierte Prachtausg. davon erschien unter dem Titel „Ausgemahlte Tafeln aus dem Archiv der Gewächskunde“ (4 Bde., 1813–14). Zu der pilzkundl. Publ. „Fungi austriaci“ (6 Faszikel, 1804–06) fertigte T. als Mycolog. Cabinett auch eine Smlg. von Wachsnachbildungen von Pilzen an; eine ähnl. Smlg. wurde zu „Die essbaren Schwämme des Oesterreichischen Kaiserstaates“ (1809) ausgegeben. Unter den zahlreichen Veröff. ist die Arbeit „Einige Nachrichten über die östreichischen Alpen, und deren Pflanzen“ (in: Botan. Taschenbuch, 1799) bes. erwähnenswert, da sie eine frühe Beschreibung der Flora des Schneebergs beinhaltet. 1792–94 gab er zudem 6 Lfg. (jede zu 100 Arten) seines Exsikkaten-Werks „Flora austriaca sicca“ heraus. T.s zweites, 1808–49 angelegtes Herbarium gelangte 1855 an die Univ. Innsbruck. Zeitlebens zeigte T., inhaltl. verknüpft mit seiner naturwiss. Tätigkeit, einen Hang zur Poesie und biedermeierl. Naturromantik, der seinem Ruf als Fachwiss. nicht immer zuträgl. war. So verf. er schon 1780 (gem. mit Mathias Huber) eine Elegie auf den Tod der Regentin Maria Theresia unter dem Titel „Poetisch patriotisches Klagebuch zum unsterblichen Andenken der großen Theresia“, 1792 folgte eine Rhapsodie „An Florens Freunde“, 1819 das Werk „Oesterreichischer Blumenkranz“ (2. Aufl. 1840 unter dem Titel „Calliope und Flora oder Poetische Unterhaltungen in den Gefilden der blühenden Natur“) und 1843 schließl. die „Schule der blühenden Natur“. T. stand u. a. mit Goethe und Alexander v. Humboldt in briefl. Kontakt, um 1800 wurde er Ehrenmitgl. der Societas physica privata Gottingensis. Weiters war er ab 1812 Mitgl. der Landwirtschaftsges. in Wien und Ehrenmitgl. der Regensburg. Botan. Ges. sowie ab 1820 Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina. Ihm zu Ehren wurde 1806 eine Gattung der Balsambaumgewächse Trattinnickia und 1807 eine Gattung der Korbblütler Trattenikia benannt. Sein Sohn aus erster Ehe Carl T. (geb. Klosterneuburg, 18. 12. 1801; gest. Wien, 7. 5. 1853) stud. Jus an der Univ. Wien; 1830 Dr. iur. Er wirkte zunächst als Konzepts-Praktikant an der allg. Hofkammer, Ende 1847 wurde er zum Hof-Konz. ernannt. Sein wichtigstes Werk ist die „Darstellung der bestehenden Vorschriften über die Vergütung der Fuhr- und Zehrungskosten für die im Dienste reisenden öffentlichen Beamten …“ (2 Bde., 1846).

Weitere W. (s. auch Stafleu; Wurzbach; Zwanziger): Botan. Taschenbuch, 1821/1 (m. B.); etc.
L.: Vaterländ. Bll. für den österr. K.staat, 4. 6. 1808, 19. 6. 1810; WZ, 20. 1. 1849; ADB; Stafleu (m. W.); Wurzbach (m. W.); Med.-chirurg. Ztg. 3, 1810, S. 428ff.; Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst 2, 1811, S. 483f.; I. Zwanziger, in: Sonntagsbll. 5, 1846, S. 169ff. (m. W.); Flora 32, 1849, S. 480; A. Neilreich, in: Verhh. des zoolog.-botan. Ver. in Wien 5, 1855, S. 23ff., bes. S. 37f.; K. Lohwag, in: Österr. Botan. Z. 84, 1935, S. 210ff., 86, 1937, S. 131ff.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; W. Bauer, in: Amtsbl. der Stadtgmd. Klosterneuburg 17, 1982, Sondereinlage Nr. 128, S. 1ff.; Schottenpfarre, Wien; Stiftspfarre Klosterneuburg, NÖ. – Carl T.: WZ, 11. 5. 1853; UA, Wien; Pfarre St. Martin, Klosterneuburg; Mitt. Reinhold Gabriel, Klosterneuburg.
(M. Svojtka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 428f.
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