Uhlmann (Ullmann), Johann Tobias (1778–1838), Blasinstrumentenmacher

Uhlmann (Ullmann) Johann Tobias, Blasinstrumentenmacher. Geb. Kronach, Bistum Bamberg (D), 8. 6. 1778; gest. Wien, 12. 5. 1838. Vater von Jakob (I.) U., Joseph U. und Leopold (I.) U. sowie Großvater von Jakob (II.) U. und Leopold (II.) U. (alle s. u.); ab 1802 verheiratet mit Josepha U., geb. Gangelbauer. – U. hatte als Sohn eines „Thurnermeisters“ vermutl. schon als Kind eine musikal. Erziehung genossen. In Wien ist er erstmals 1802 anlässl. seiner Vermählung in Altlerchenfeld nachweisbar. Er war damals Holzblasinstrumentenmacher-Geselle. Da als Trauzeuge der Instrumentenmacher Franz Harrach unterzeichnete, ist anzunehmen, dass er bei diesem arbeitete. U. erhielt 1817 das Bürgerrecht und war spätestens ab 1821 Untervorsteher der Blasinstrumentenmacher. Er verfertigte alle Arten von Holz- und Blechblasinstrumenten und belieferte außer der österr. Armee auch Kapellen in Ägypten, Brasilien und Persien. Seine Söhne hatten ab den 1830er-Jahren Anteil am Firmengeschehen, die beiden Ältesten übernahmen nach dem Tod des Vaters den Betrieb. Der Erstgeborene, Jakob (I.) U. (geb. Wien, 19. 12. 1803, Taufdatum; gest. ebd., 18. 11. 1850), stud. 1823–25 bei →Joseph Sellner am KdM Oboe, wurde Orchestermitgl. im Theater an der Wien und später Solospieler am Hofoperntheater. Danach hatte er Anstellungen in Stuttgart und Frankfurt am Main. Zusätzl. muss er eine Ausbildung als Blasinstrumentenmacher erhalten haben, da er nach Ablegung einer Meisterprobe 1831 den Bürgereid leistete und in den väterl. Betrieb eintrat. 1843 wurde er Oboist an der Hofmusikkapelle. Er war verheiratet und Vater des jung verstorbenen Jakob (II.) U. (geb. Wien, 1837; gest. ebd., 10. 9. 1871), der 1851–57 ebenfalls am Konservatorium Oboe stud., jedoch ausschließl. als Musiker tätig war. Er war am Hof-Operntheater und an der Hofmusikkapelle angestellt und leitete ab 1866 am KdM eine Oboenklasse. U.s zweiter Sohn Joseph U. (geb. Wien, 31. 12. 1807; gest. ebd., 1. 3. 1859) durchlief wie seine Brüder sowohl eine Ausbildung als Musiker als auch als Instrumentenmacher. Er dürfte schon früh im väterl. Betrieb tätig gewesen sein und erhielt 1846 das Meisterrecht. Danach scheint er als selbstständig arbeitender Instrumentenmacher auf. Spätestens 1856 war er auch Mitgl. des Hoftheaters. Mit seinem Tod endete 1859 die Geschichte der Werkstätte Johann Tobias Uhlmann & Söhne. Auch bei Leopold (I.) U. (geb. Wien, 22. 2. 1806; gest. ebd., 8. 3. 1878) war die familientyp. Doppelbegabung ausgeprägt. Ab 1825 stud. er am Konservatorium Waldhorn, suchte jedoch im selben Jahr auch als Lehrling um Freisprechung als Musikinstrumentenmacher an. 1829 trat er für kurze Zeit ein Engagement als Musiker am Theater in Graz an. 1830 erhielt er ein fünfjähriges Privileg auf die Verbesserung des Schubventils, das bis heute beim Wr. Horn in Verwendung ist. Nach der Ablegung des Bürgereids 1835 führte er seine eigene, auf Blechblasinstrumente spezialisierte Werkstätte. Weitere Privilegien betrafen die Erfindung der Ventilophikleide (ein Blechblasinstrument in Basslage, ursprüngl. mit Klappen), Detailverbesserungen an Mundstücken und bei der Herstellung der Schallstücke von Blechblasinstrumenten sowie die Einführung von Hilfsklappen. Leopold (I.) U. war sowohl ein innovativer als auch geschäftstüchtiger Instrumentenmacher. 1839 erhielt er bei der Gewerbs-Producten-Ausst. eine silberne und 1845 eine goldene Medaille verliehen. Seine kurz vor 1840 geschlossene Ehe blieb kinderlos und war nur von kurzer Dauer. Die Gattin Barbara starb 1847 und hinterließ ihm ein beträchtl. Vermögen, darunter Anteile an dem Haus in Mariahilf, in dem Werkstätte und Wohnung untergebracht waren. 1849 verheiratete er sich neuerl. und dieser Ehe entstammte ein Sohn, der Geschäftsnachfolger werden sollte. Der Betrieb von Leopold (I.) U. war im dritten Viertel des 19. Jh. der größte Lieferant von Blasinstrumenten im Wr. Raum. Er fertigte neben Blech- auch Holzblasinstrumente und handelte mit Schlaginstrumenten. 1874 erhielt er den Titel eines k. k. Hof-Blasinstrumentenmachers verliehen. Die zahlreichen bis heute erhaltenen Instrumente belegen seinen großen Absatz im Inland, aber auch seine Exporttätigkeit, die bis nach Russland und Amerika reichte. Dessen Sohn Leopold (II.) U. (geb. Wien, 12. 8. 1850; gest. Ybbs/Ybbs an der Donau, NÖ, 28. 1. 1906) scheint ab 1876 als Fabriks-Ges. auf und führte zunächst den Betrieb weiter. Ab 1882 war auch ein früherer Mitarb., Anton Dehmal, im Betrieb tätig. Nachdem sich dieser 1884 selbstständig gemacht hatte, erfolgte eine sukzessive Verkleinerung der Fa. 1900 wurden die Werkstattbestände von der Ersten Wr. Productiv-Genossenschaft der Musikinstrumentenmacher übernommen.

L.: oeml; H. Haupt, in: Stud. zur Musikwiss. 24, 1960, S. 181; H. Ottner, Der Wr. Instrumentenbau 1815–33, 1977, S. 154; H. Heyde, Das Ventilblasinstrument. Seine Entwicklung im dt.sprachigen Raum …, 1987, s. Reg.; W. Waterhouse, The New Langwill Index. A Dictionary of Musical Wind-Instrument Makers and Inventors, 1993, S. 407; R. Hopfner, Wr. Musikinstrumentenmacher 1766–1900 …, 1999, S. 519ff.
(R. Hopfner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 62f.
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