Vallaster-Leibinger, Josepha (Maria); geb. Leibinger (1808–1874), Unternehmerin

Vallaster-Leibinger Josepha (Maria), geb. Leibinger, Unternehmerin. Geb. Levis, Bayern (Feldkirch, Vbg.), 6. 11. 1808; gest. Feldkirch (Vbg.), 29. 1. 1874. Tochter des Soldaten und Obsthändlers Franz Leibinger und der Katharina Leibinger, geb. Bechtold, Mutter von Eduard Vallaster und Johann Vallaster (beide s. u.), Großmutter des Unternehmers Otto v. Furtenbach, Urgroßmutter des Historikers Christoph Vallaster (geb. Rankweil, Vbg., 12. 7. 1950; gest. 31. 8. 2001), der über V. einen Roman veröff. („Die Tuchhändlerin“, 1996), Schwiegermutter des Unternehmers Leopold v. Furtenbach; ab 1839 mit Franz Vallaster (s. u.) verheiratet. – V. besuchte die Hauptschule und arbeitete danach als Näherin in Levis. Ab ca. 1830 führte sie dort eine kleine Textilkrämerei und erhielt 1837 die Erlaubnis zum Handel mit Kleidern, Woll-, Baumwoll- und Seidenwaren in der damaligen Gmd. Altenstadt. 1838 erwarb sie ein Haus in der Marktgasse in Feldkirch und ließ die Gewölbe entfernen, sodass ein für damalige Verhältnisse großes Geschäft entstand. 1839 erhielt sie die Genehmigung zum Putzwarenhandel („Frauen-Putzwaaren“) und 1840 wurde ihr der Betrieb einer Modewarenhandlung gestattet, der ersten in Feldkirch. Die Putz- und Modewarenhandlung Vallaster-Leibinger gehörte den Eheleuten zu gleichen Tle. Die Waren bezog man sowohl von Vbg. Fa. als auch aus Wien, Mailand, Prag, Zürich usw. V.s Kunden kamen aus der Region und dem Fürstentum Liechtenstein. 1866 erwarb sie die Handweberei Tschohl & Fehr in Gallmist, die 1869 mit einer Dampfmaschine ausgestattet wurde. Nach V.s Tod zeichneten Eduard Vallaster, sein Bruder Johann Vallaster und deren Schwager Leopold v. Furtenbach für das Unternehmen verantwortl. Eduard Vallaster (geb. Feldkirch, 19. 12. 1839; gest. 27. 12. 1935) wurde von seiner Mutter bereits mit knapp 17 Jahren als Einkäufer nach Wien geschickt, trat 1864 in die Fa. ein und heiratete 1868 Maria Mayer, die Tochter des Bildhauers Hermann Mayer (1849–1912). Das Geschäft in der Marktgasse ging 1878 durch Verkauf an Rupert Kappelsberger über. Eduard V., der 1878–84 Magistratsrat in Feldkirch war, baute die Weberei in Gallmist zu einer mechan. Buntweberei mit Färberei und Appretur aus und ließ um 1896 an 95 Wechselstühlen, davon 30 mit Schaftmaschinen, arbeiten. Die Färberei war mit Zentrifuge, Trockenkapsel, Garnschlicht- und Bürstmaschine ausgestattet. Ca. 130 Arbeiter, meist Italiener, erzeugten karierte Baumwollkleider- und -hemdenstoffe, Bettwäsche und Kleiderflanell. Das Absatzgebiet umfasste neben Vbg. Tirol, Istrien, Dalmatien, Krain, Sbg., die Stmk. und Budapest. Eduard V., Vors. des Feldkircher Verschönerungsver., trat 1900 als Ges. aus der Fa. aus. Leopold v. Furtenbach übernahm die mechan. Buntweberei in Gallmist, sein Sohn Otto v. Furtenbach führte sie bis 1934 weiter und verkaufte sie schließl. an die Fa. Carl Ganahl & Co., die die Hemdenfabrik Gloriette Wäschefabrik Leop. v. Furtenbach & Cie. nannte. Eduard V.s Bruder Johann Vallaster (geb. 24. 6. 1854; gest. 22. 3. 1939) besuchte zwei Jahre lang das Gymn. in Lindau, danach die Handelsschule und 1875–76 die höhere Webschule in Chemnitz. 1876 begannen unter seiner Aufsicht die Vorarbeiten für ein fabrikseigenes Wasserkraftwerk, und i. d. F. lieferte eine Hochdruckturbine die Hälfte der benötigten Betriebskraft. Als sich 1893 der Ausschuss des Landesverbands für den Fremdenverkehr in Vbg. konstituierte, wurde Johann V. dessen Kassier und 1898 Mitgl. der Erwerbssteuerlandeskomm. für Tirol und Vbg. in Innsbruck. Weiters war er Mitgl. der Gmd.ausschüsse für das Gaswerk (1871 gegr.), das Wasserwerk und das E-Werk (1906 gegr.) sowie Kammerrat der HGK. Nachdem er 1900 seine Anteile an der Fabrik an Leopold v. Furtenbach verkauft hatte, eröffnete er in der Marktgasse eine Manufakturwarenhandlung, die bis 1976 bestand. V.-L.s Ehemann Franz Vallaster (geb. Schruns / Vbg., 21. 9. 1803; gest. 2. 1. 1856) war 1822/23–28 als Hilfslehrer an der Pfarrschule Schruns angestellt und besuchte daneben die Normal-Hauptschule für Schul-Candidaten und Privatlehrer in Innsbruck. Danach soll er bis 1830 an der Univ. Wien Mechanik in Anwendung auf Künste und Gewerbe stud. haben, worauf er eine Anstellung als Zeichenlehrer an der Hauptschule in Feldkirch erhielt. Neben diesem Beruf übte er den des Kaufmanns und des Versicherungsagenten für die Assicurazioni Generali Austro-Italiche in Triest für den Raum Feldkirch aus. 1850 quittierte er aus gesundheitl. Gründen den Schuldienst.

L. (tw. auch zu den übrigen Familienmitgl.): Feldkircher Ztg., 6. 11. 1875, 18. 10. 1884; Ch. Vallaster, in: Montfort 25, 1973, S. 417ff. (m. B., auch von Franz Vallaster u. Johann Vallaster); ders. – A. Ulmer, Bedeutende Feldkircher, 1975, s. Reg.; ders., in: Schriften des Ver. für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 98, 1980, S. 177ff.; ders., Marktgasse. Handelszentrum mit Tradition, 1982, S. 66ff. (m. B.); ders., „… ins Reich des Sonnenkönigs“: Die Montafoner Künstlersippe Vallaster-Walaster, 1987, s. Reg. (m. B., auch von Eduard Vallaster, Franz Vallaster u. Johann Vallaster); R. Tiefenthaler, in: Fabriklerleben: Ind.archäol. und Anthropol., Vaduz 1994, S. 251 (Kat.); B. Motter – B. Grabherr-Schneider, Orte – Fabriken – Geschichten: 188 hist. Ind.bauten in Vbg., 2014, s. Reg.; biografiA. Lex. österr. Frauen 3, 2016.
(I. Nawrocka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 166f.
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