Venetianer, Lajos (Ludwig) (Jizchak Jehuda) (1867–1922), Rabbiner und Historiker

Venetianer Lajos (Ludwig) (Jizchak Jehuda), Rabbiner und Historiker. Geb. Kecskemét (H), 19. 5. 1867; gest. Újpest (Budapest, H), 25. 11. 1922; mos. Jüngster Sohn des Rabbinatsassessors Albert V. (1831–1897) und dessen Frau Regina V., geb. Stern (1829–1892), Bruder von Alexander V. (s. u.), Vater der am Király-Theater in Budapest, in Italien und am József-Katona-Theater in Kecskemét wirkenden Schauspielerin Ilona (Vaály) V., der Chirurgin Piroska V., der Apothekerin Márta V. sowie von György V. (gest. 1942), Forschungsing. in den Glühlampenwerken Egyesült Izzó, Großvater der Ethnologin Marianna Varga (geb. Budapest, 1926); verheiratet mit Regina V., geb. Ehrenfeld. – Nach vier Jahren am Knabengymn. der Piaristen wechselte V. 1881 an das Gymn. der Rabb.schule. Nach der Matura erwarb er auch einen Oberstufenabschluss am Franz-Joseph-Rabb.seminar. Es folgte ein Phil.- und Orientalistikstud. an der Univ. Budapest und an der Univ. Breslau sowie 1888–90 am Breslauer Jüd.-Theol. Seminar; 1891 Dr. phil. (Budapest), 1892 Ordination zum Rabb., 1895 Prof.-Diplom für Mittelschulen (Dt., Ung.) an der Univ. Klausenburg. Nach einem Praktikum bei →Immanuel Löw als Hilfsprediger in Budapest wurde V. 1892 Rabb. in Csurgó und Lehrer am dortigen evang.-ref. Obergymn., 1895 Rabb. in Lugos und 1896 Oberrabb. von Újpest; letztere Funktion hatte er bis zu seinem Tod inne. Er wirkte daneben als Mitgl. der lokalen Stadtverordnetenversmlg., ab 1912 als Doz. für Geschichte und jüd. Religionsphil. am (jüd.-konservativen) Franz-Joseph-Rabb.seminar (Landesrabb.schule) in Budapest sowie als Vizepräses des ung. Landesrabb.ver. Als Fachautor widmete sich V. im Anschluss an seine Prom. über den mittelalterl. Philosophen Schemtob ben Joseph ibn Falaqera (veröff. 1893 als „Das Buch der Grade von Schemtob ben Josef Ibn Falaquera“, Nachdruck 1971) schwerpunktmäßig der Theol. und Phil. des Judentums, den jüd. Grundlagen des Christentums sowie der Geschichte der Juden in Ungarn. Er verf. weiters zahlreiche gedruckte Predigten und über 100 Artikel für die „Jewish Encyclopaedia“ (1901–06). Sein ältester Bruder Alexander (Sándor) V. (geb. Fadd, H, 17. 6. 1853; gest. Uj-Sóve, Ungarn / Ravno Selo, SRB, 27. 2. 1902; mos., ab 1873 evang. HB), der mit der aus dem Banater Franzfeld stammenden Maria V., geb. Barth, verheiratet war, maturierte 1871 in Kecskemét. Anschließend stud. er Phil. und evang. Theol. in Wien (1871–74) und Basel (1874–75); 1877 Examen pro candidatura in Debrezin, 1887 Lic. theol. in Wien. I. d. F. war er als Vikar in Túrkeve und Großwardein tätig; 1878 Examen pro ministerio. 1878 wurde er als Pastor in Pancsova ordiniert, ab 1880 wirkte er in gleicher Funktion in Uj-Sóve, ab 1884 in Triest (1886 Prüfer für Religion in der staatl. Prüfungskomm. von Capodistria und Görz), ab 1887 in der dt. Siedlung Rohrbach-Worms im zarist. Gouvernement Cherson und schließl. ab 1889 erneut in Uj-Sóve.

Weitere W. (s. auch Varga): Die Eleusin. Mysterien im jerusalem. Tempel, 1897; A zsidóság szervezete az európai államokban, 1901; A zsidóság eszméi és tanai, 1904 (mehrfach aufgelegt, Nachdruck 1998); Jüd. im Christentum, 1913 (Nachdruck 2003); Asaf Judaeus. A legrégibb héber nyelvű orvostudományi író, 1916 (dt. 2 Bde., 1916–17); A magyar zsidóság története ..., 1922 (Neuausg. 1986). – Alexander V.: Die Evang.-Ref. Kirche Cristo Salvatore (vormals S. Silvestro) zu Triest, 1887.
L. (tw. auch zu Alexander V.): Das geistige Ungarn; Enc. Jud.; Kosel 2; Szinnyei; Wininger; H. Patzelt, Evang. Leben am Golf von Triest, 1999, S. 100; M. Varga, in: L. V., Jüd. im Christentum, Nachdruck 2003, S. 7ff. (m. B. u. W.). – Alexander V.: UA, Wien; Univ.bibl. Basel, CH.
(G. K. Hasselhoff)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 227
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