Vering, Gerhard Ritter von (1755–1823), Mediziner

Vering Gerhard Ritter von, Mediziner. Geb. Oesede, Bistum Osnabrück (Georgsmarienhütte, D), 28. 1. 1755; gest. Wien, 8. 11. 1823 (Suizid); röm.-kath. Sohn des Chirurgen Johann V. (1726–1779) und der Anna V., geb. Qualbrink (1725–1787), Vater u. a. von Josef Ritter v. V. (s. u.), Schwiegervater des mit →Ludwig van Beethoven befreundeten Librettisten Stephan v. Breuning (geb. Bonn, Erzbistum Köln/D, 17. 8. 1774; gest. Wien, 4. 6. 1827); ab 1791 verheiratet mit Anna V. – V. wurde ab 1762 durch einen Geistlichen in Latein unterrichtet und erhielt ab dem 13. Lebensjahr in Münster von seinem Onkel eine chirurg. Ausbildung, die er am Collegium medicum vertiefte; 1771 Geburtshelfer. Zunächst in Münster als Geburtshelfer und Chirurg tätig, konnte er mittels eines Stipendiums seine Ausbildung in Göttingen und Paris fortsetzen. 1775 erhielt er eine Praktikantenstelle am Militärspital in Gumpendorf (Wien 6), wurde als Unterarzt dem IR „Kaiser“ Nr. 1 zugeteilt und bewährte sich derart, dass er bereits 1778 zum Baon.chirurgen ernannt wurde; 1780 Mag. chir. Nach Absolv. des Operationskurses wurde er 1784 zum Rgt.arzt befördert. 1785–88 vertiefte V. seine Kenntnisse auf einer Stud.reise nach Dtld., England, Schottland, in die Niederlande, nach Frankreich und Italien, wo er nicht nur eine Reihe von med. Einrichtungen, darunter das Invalidenhaus in Greenwich, die Seespitäler in Portsmouth und Plymouth oder das Hôtel-Dieu in Paris, kennenlernte, sondern auch mit zahlreichen namhaften Vertretern seines Fachs in Kontakt kam. Nach seiner Rückkehr zum Dr. chir. graduiert, wurde V. dirigierender Stabsarzt in NÖ, erhielt die Oberaufsicht über Zöglinge an der Josephs-Akad. und bewährte sich insbes. 1797–1809 als Leiter der San.anstalten und Spitäler des nö. Gen.kmdo. 1804 schuf er das erste Operateurinst. an der Josephs-Akad., das er bis 1813 leitete. Privat zählte er u. a. Beethoven zu seinen Patienten. 1823 wurde er i. d. R. versetzt. V. machte sich insbes. um die Verbesserung des San.wesens und um die Ausbildung zahlreicher ausgez. Feldchirurgen verdient. Seine Publ. „Über die eindringenden Brustwunden“ (in: Abhh. der k. kgl. med.-chirurg. Josephs-Acad. zu Wien 2, 1801) fand in Fachkreisen Anerkennung. Seine patholog. Knochensmlg. wurde 1810 von K. →Franz II. (I.) für das Josephinum angekauft. V., der als Beisitzer der permanenten Feld-San.-Komm. sowie als w. M. der med.-chirurg. Josephs-Akad. fungierte, war ab 1812 Ehrenmitgl. der k. med.-chirurg. Akad. in St. Petersburg und auch der Société de médecine de Paris. Ab 1815 Träger des russ. St. Wladimir-Ordens IV. Kl., erhielt er 1818 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens. 1801 wurde er in den Ritterstand erhoben; 1806 k. Rat. Sein Sohn, der Mediziner Josef Ritter v. V. (geb. Wien, 6. 8. 1793; gest. ebd., 24. 3. 1862), erhielt seine erste med. Ausbildung von seinem Vater. 1813–15 arbeitete er zunächst in einem Feldspital in Böhmen, danach übernahm er die Leitung des österr. Feldspitals in Freiburg im Breisgau und schließl. jene des Hôpital de Montaigu in Paris. Nach Wien zurückgekehrt, setzte er seine med. Stud. fort; 1816 Dr. der Arzneikde. Josef V. betrieb danach eine Praxis und befasste sich mit Ohrenkrankheiten, Behandlungen von Gicht und Syphilis, aber auch mit der Wirkung von Schwitzkuren und Mineralwässern. Er war u. a. ab 1861 Mitgl. der Ges. der Ärzte in Wien sowie Mitgl. der Société de médecine de Paris.

W.: Josef Ritter v. V.: Ueber die Heilart der Luftseuche durch Quecksilber-Einreibungen, 1821; Heilart der Scrofelkrankheit, 1829 (französ.: Manière de guérir la maladie scrofuleuse, 1832); Versuch einer Diagnose und Aetiol. der psych. Krankheiten, 1829; Der Arzt und Bildner der Jugend, 1843.
L.: Med.-chirurg. Ztg., 9., 12., 16., 19. 5. 1825; Hirsch; Wurzbach (auch für Josef Ritter v. V., s. u. Gerhard v. V.); S. Kirchenberger, Lebensbilder hervorragender österr.-ung. Militär- und Marineärzte, 1913 (m. B.); P. Clive, Schubert and his world, 1997, S. 245; ders., Beethoven and his world, 2001, s. Reg.; HHStA, Wien. – Josef Ritter v. V.: Militär-Ztg., 21. 5. 1862.
(D. Angetter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 236f.
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