Vetterl (Fetterl, Fetterle) von Wildenbrunn, Joseph (Johann) Edler (1779–1863), Verleger und Buchhändler

Vetterl (Fetterl, Fetterle) von Wildenbrunn Joseph (Johann) Edler, Verleger und Buchhändler. Geb. Budweis, Böhmen (České Budějovice, CZ), 29. 11. 1779; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 3. oder 4. 9. 1863. Neffe von Johann V. v. W. Edler v. Lauro, Dechant in Wodňan, Bruder von Franz V. v. W. (s. u.), Schwager der Druckerin Josefa Edle V. v. W. (geb. Moldauthein, Böhmen / Týn nad Vltavou, CZ, um 1772; gest. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 27. 7. 1846), Vater der Drucker Karl (Karel) V. Edler v. W. (geb. Wien, 6. 11. 1808; gest. Pisek, Böhmen / Písek, CZ, um 1853), der ab 1844 mit →Anna Špinková (geb. 1809, s. u. →Václav Špinka) verheiratet war, Václav V. Edler v. W. (s. u.) und Gustav V. Edler v. W. (gest. 1840), Großvater des Druckers Karl Vetterl. – V. stammte aus dem alten Patriziergeschlecht V. v. W., das ursprüngl. aus Eger kam. Er erlernte den Beruf des Druckerverlegers bei Martin Zdarsa in Budweis und war danach in mehreren Buchdruckereien in Böhmen und Wien, u. a. bei Johann Thomas v. Trattner d. Ä. und in der Hofbuchdruckerei Ghelen, tätig. 1811 verließ er Wien und gründete in Pisek mit Unterstützung seines Onkels eine Buchdruckerei, die zur Kreisbuchdruckerei erhoben wurde. 1829 kaufte er eine Buchdruckerei in Schemnitz, wo er bis 1831 verblieb, während in der Zwischenzeit Karl V. die Fa. in Pisek führte. Aus Ungarn zurückgekehrt, erweiterte V. 1833 den Piseker Betrieb um eine Steindruckerei, die sein Sohn Gustav V. leitete und in der Formulare, Gebetbücher, Volkslektüre („Obležení rošelské“, 1817–18; Johann Müller, „Erzählungen eines Großvaters aus der Böhmischen Geschichte“, 3 Bde., 1846), Musikalien (u. a. Vojtěch Vlastimil Janota, „Zpěvný vínek z desíti českých písní s prův. fortepiano“, 1856), Jahresberr. von Gymn., Bildreproduktionen und das „Amtsblatt des k.k. Prachiner Kreisamtes“ (1835–37, mit der Unterhaltungsbeil. „Archiv“, tw. auch als tschech. Ausg., „Ouřední list cís. král. Práchynského krajského ouřadu“) gedruckt wurden. 1844 übergab V. die Fa. an Václav V. Edlen v. W. (geb. Pisek, 1822 oder 1825; gest. ebd., 26. 8. 1900) und zog nach Prag, wo er bei seinem Schwiegersohn →Jakub Malý und seiner Tochter Marie Malý wohnte. Václav V. führte die Buchdruckerei fort und gab 1848 gem. mit Janota die Ztg. „Práchynské listy“ heraus. Er veröff. auch polit. Publizistik (z. B. Joseph Rattay, „Die Demokraten im Kaiserthume Oesterreich und ihre Handlungen“, um 1849) sowie 1858–62 die populärwiss. Literaturz. „Poutník od Otavy“. Er zog 1871 nach Iglau, wirkte kurze Zeit als Buchdrucker in Brünn und Polička und zog nach dem Tod seiner Frau 1885 wieder nach Pisek. V.s Bruder Franz V. Edler v. W., ein ehemaliger Off. (gest. vermutl. Prag, 1819), verwaltete die von V. 1815 erworbene Prager Buchdruckerei der Hrabaʼschen Erben (U Hrabovských dědiců) sowie die von V. gepachtete Erzbischöfl. Buchdruckerei (Arcibiskupská knihtiskárna) im Prager Klementinum. Nach Franz V.s Tod führte seine Witwe Josefa V. den gepachteten Betrieb. 1838 übernahm Václav Špinka die Verwaltung, nach seinem Tod 1842 ging die Leitung an seine Witwe Anna Špinková, die der Druckerei der Hrabaʼschen Erben an Jakub Malý über. In der Prager Buchdruckerei erschienen vorwiegend dt.- und tschech.sprachige wiss. Werke (Geschichte, Philol., Biographien, Balneol.) und Belletristik sowie zahlreiche Übers. von Libretti und Theaterstücken, Almanache, Tischlieder, Katechismen und Predigten, aber auch Diss. in Latein und Periodika belletrist. („Dobroslav“, 1820–23; „Denice“, 1840–41) sowie polit. Inhalts („Central-Handwerks-Zeitung für Böhmen“, tschech. Ausg. „Řemeslnické noviny“, 1848).

L. (auch zu Franz V. v. W.): LČL (s. Josefa Vetterlová, Arcibiskupská knihtiskárna); Rieger; Wurzbach; (J. Mikuláš), in: Veleslavín 1, 1863/64, Sp. 11f.; J. B. Pichl, in: Česká včela 2, 1877, S. 109f.; J. Volf, in: Časopis Národního mus. 99, 1925, S. 22; K. Nosovský, Knihopisná nauka a vývoj knihkupectví československého, 1925, s. Reg.; J. B. Pichl, Vlastenecké vzpomínky, 1936, S. 50; F. Strejček, in: Rodokmen 3, 1948, S. 121f.; Národní archiv, Praha, CZ. – Václav V. v. W.: Národní listy, 29. 8. 1900; J. Malý, in: Otavan 4, 1919, S. 68f. (m. B.).
(V. Petrbok)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 262f.
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