Vošnjak, Josip (Joseph); bis 1858 Woschnagg (1834–1911), Politiker und Mediziner

Vošnjak Josip (Joseph), bis 1858 Woschnagg, Politiker und Mediziner. Geb. Schönstein, Stmk. (Šoštanj, SLO), 4. 1. 1834; gest. Gießkübel, Stmk. (Visole, SLO), 21. 10. 1911; röm.-kath. Sohn des Gerbers und Gutsbesitzers Mihael V. (1804–1879) und dessen Frau Jožefa (Josepha) V., geb. Krischan (Križan), Bruder von Mihael V. (s. u.), Onkel des Juristen, Politikers und Fachschriftstellers Bogumil V. (geb. Cilli, Stmk. / Celje, SLO, 4. 9. 1882; gest. Washington, D.C., USA, 18. 6. 1959). – V. besuchte das Gymn. in Cilli (1844–46), Graz (1846–50) und schließl. in Wien (1850–52). 1852–57 stud. er Med. an der Wr. Univ.; 1858 Dr. med. und Dr. chir. I. d. F. wirkte er als Mediziner in Schönstein, Laibach, Krainburg, Windisch-Feistritz und St. Marein bei Erlachstein. 1872 kehrte er nach Laibach zurück, wo er kurz privat ordinierte, um dann bis zu seiner Pensionierung 1895 als Arzt im Landes-Zwangsarbeiterhaus tätig zu sein. I. R. übersiedelte er auf ein Weingut in Gießkübel, das sein Vater 1866 erworben hatte. V. war einer der angesehensten Ärzte in Krain und aktives Mitgl. des Krain. Mediziner-Verbands. Er setzte sich für die Errichtung eines neuen Landeskrankenhauses in Laibach und die Schaffung eines Rentenfonds für Ärzte ein. Polit. wurde V. erst nach seiner Übersiedlung nach Krainburg aktiv. Seine erste größere diesbezügl. Aktion war 1861 das Sammeln von rund 1.200 Unterschriften für eine Petition gegen Minister →Anton v. Schmerling. V. hatte maßgebl. Anteil an der Gründung der Slovenska matica (1863–64) sowie der Z. „Slovenski gospodar“ (1867) und „Slovenski narod“ (1868). 1867 wurde er in den stmk. LT gewählt (Mitgl. bis 1878). Dort setzte er sich für die Gleichstellung des Slowen. ein und vertrat das polit. Programm Zedinjena Slovenija, mit dem ein eigenes slowen. Kronland angestrebt wurde. 1873 avancierte V. zum Führer der neuen slowen. liberalen Partei. Im selben Jahr erfolgte seine Wahl in den RR, dessen Mitgl. er bis 1885 blieb. Als solches setzte er sich für die Errichtung eines slowen. Gymn. in Pettau und einer Weinbauschule in Marburg sowie für die Gleichstellung des Slowen. in den Gymn. ein, während er die Balkan-Politik von Außenminister →Julius Gf. Andrássy d. Ä. vehement kritisierte. V. war v. a. in den 1870er-Jahren der führende und einflussreichste slowen. Abg. im RR. 1877 wurde er auch in den krain. LT gewählt (Abg. bis 1895). V., der sich während seiner gesamten polit. Laufbahn für die Anliegen der Bauern und Arbeiter starkmachte, setzte sich ab 1868 zudem für die Etablierung von slowen. Sparkassen (nach tschech. Muster) ein. 1872 wurde auf seine Initiative hin die erste dieser Kassen in Luttenberg eröffnet. V. war auch auf kulturellem Gebiet aktiv und verf. – neben zahlreichen Fachpubl. – Ged. und Theaterstücke. Sein Bruder, der Politiker Mihael V. (geb. Schönstein, 18. 9. 1837; gest. Glion, CH, 2. 7. 1920), besuchte die Realschule in Cilli (1848–50) und in Graz (1850–52), wo er 1852–56 an der Techn. Lehranstalt am Joanneum stud. 1857 inskribierte er Baufächer am Wr. polytechn. Inst. Danach war er bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung aus gesundheitl. Gründen (1879) an wechselnden Dienstorten (Krain, Tirol, Stmk., Küstenland, Kroatien, Wien) bei der Eisenbahn angestellt. 1880 ließ sich Mihael V. in Cilli nieder. Unter dem Einfluss seines Bruders begann er sich mit wirtschaftl. Fragen und dem Sparkassenwesen zu beschäftigen und trat in die Politik ein. In den 1870er- und 1880er-Jahren schrieb er zahlreiche Artikel für die Z. „Slovenski narod“ und „Slovenski gospodar“. 1881 war er Mitbegründer der Marburger Ztg. „Südsteirische Post“, des südsteir. Obstbauver. sowie der Spar- und Darlehenskasse in Cilli, 1883 der Zveza slovenskih posojilnic (Verband slowen. Darlehenskassen). Mit Hilfe solcher Kassen sollte die wirtschaftl. Entwicklung der Slowenen vorangetrieben werden. 1884–97 saß er als Abg. im steir. LT und 1885–97 im RR. Mihael V.s wichtigste Ziele waren die Stärkung der polit. Rechte und der wirtschaftl. Grundlagen der Slowenen bzw. eine Vereinigung der Südslawen. 1897 übersiedelte er mit seinem Sohn Bogumil von Cilli nach Görz, wo seine Villa zu einem Treffpunkt polit. und kultureller Persönlichkeiten wurde, die sich für die jugoslaw. Idee einsetzten. 1915 floh er in die Schweiz, von wo aus er finanziell die polit. Agitation Bogumil V.s unterstützte.

W. (s. auch Schmidt-Snoj): Dr. J. V. zbrani dramatični in pripovedni spisi, 1894; Spomini, ed. V. Melik, 1982 (m. B.).
L. (tw. auch zu Mihael V.): Primorski dnevnik, 20. 2. 1983; Delo, 24. 5. 1984; Večer, 28. 12. 1985; SBL; Wurzbach; Slovenski gospodar 8, 1874, S. 423f., 12, 1878, S. 193, 196; F. Ilešič, in: Slovan 9, 1911, S. 353f. (m. B.); J. Hudales, in: Prispevki k zgodovini Šaleške doline, 1989, S. 232ff.; M. Schmidt-Snoj, J. V., 2003 (m. B. u. W.); I. Žajdela, in: Demokracija 9, 2004, Nr. 19, S. 42f. (m. B.); Ž. Lazarević, in: Bančni vestnik 53, 2004, Nr. 12, S. 55ff.; M. Aplinc, Vošnjaki. Industrialci iz Šoštanja, 2005; P. Vodopivec, in: Prispevki za novejšo zgodovino 46, 2006, Nr. 1, S. 65ff.; A. Gačić, Bogumil V. Politik in diplomat, 2017; UA, Wien. – Mihael V.: Slovan 5, 1907, S. 319f. (m. B.); Bogumil V., Ob stoletnici rojstva Mihe V., prvega slovenskega zadrugarja, 1937; D. Omahen, Mihael V. (1837–1920), 1978; TU, Wien; TU, Graz, Stmk.
(G. Antoličič)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 353f.
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