Welser von Welsersheimb, Zeno Gf. (1835–1921), Politiker, Offizier und Gutsbesitzer

Welser von Welsersheimb Zeno Gf., Politiker, Offizier und Gutsbesitzer. Geb. Laibach, Krain (Ljubljana, SLO), 1. 12. 1835; gest. Tab (H), 2. 2. 1921; röm.-kath. Sohn von Leopold Gf. W. v. W. (s. u.) und Antonia Gfn. W. v. W., geb. Gfn. Szapáry (geb. Olsnitz, Ungarn / Murska Sobota, SLO, 2. 12. 1796, oder Graz, Stmk., 28. 6. 1795; gest. Graz, 22. 6. 1858), Bruder des GM Otto Gf. W. v. W. (geb. Graz, 4. 12. 1822; ertrunken im Lago di Caldonazzo, Tirol/I, 8. 3. 1871), Cousin des Diplomaten Rudolf Gf. W. v. W. (geb. Wien, 1. 3. 1842; gest. Graz, 25. 10. 1926), 1880–90 Gesandter in Brasilien, 1891–94 und 1895–1900 Sektionschef im Außenmin., 1894–95 Gesandter in Bukarest, 1903–11 Botschafter in Madrid, Vater u. a. des Marineoff. und -attachés in Paris Otto Gf. W. v. W. (geb. Berlin, Dt. Reich/D, 5. 12. 1871; gest. 23. 4. 1945); ab 1870 verheiratet mit Maria Karoline Gfn. W. v. W., geb. Freiin Roden (geb. Podgórze, Galizien/PL, 19. 12. 1852; gest. Tab, 23. 6. 1940), der Tochter eines Obst. – Nach der Schulbildung in Graz (ohne formalen Abschluss) trat W. 1852 als Kadett in die Armee ein und wurde im Jahr darauf zum Lt. ernannt. Nach Absolv. der Kriegsschule 1855–57 wurde er Oblt. und 1859 Hptm. im Gen.stab und nahm am Feldzug 1859 in Italien teil. 1866 zum Mjr. befördert, diente er im Krieg von 1866 als Flügeladj. von Erzhg. →Albrecht. 1867 ging W. als Militärattaché nach Paris (1869 Obstlt.) und 1870 nach Berlin, wo er 1872 zum Obst. und zugleich Militärbevollmächtigten ernannt wurde. 1875 übernahm er als Kmdt. das böhm. IR Nr. 42 und wurde 1877 Bgdr. in Prag sowie im Jahr seiner Beförderung zum GM 1878 in Trient. Im Juni 1880 wurde er im Zuge der Umbildung der Regierung Taaffe als Nachfolger von →Julius Frh. v. Horst österr. Landesverteidigungsminister und leitete das Ressort bis zum Übertritt i. d. R. 1905 (1882 FML; 1890 FZM). W. war als Minister Mitgl. von zehn Regierungen und der längstdienende Minister Cisleithaniens. Ledigl. für die administrativen Belange der österr. Landwehr und der Gendarmerie verantwortl., stand er damit deutl. im Schatten der Leitung der gem. Armee und des Kriegsministers. Allerdings brachte er sämtl. Militärvorlagen im RR ein und war das Sprachrohr der Armee und Vertreter von deren Interessen und Ansprüchen im Wr. Parlament. Er vertrat stets die These der von allen polit. Einflüssen frei zu haltenden, über den Parteien, Nationalitäten und sprachl. Konflikten stehenden bewaffneten Macht. Als Grundbedingungen für deren Einsatzbereitschaft betrachtete er den Erhalt der Einheit der Armee sowie der dt. Kmdo.sprache. Entscheidende Veränderungen für die Landwehr brachten die in W.s Amtszeit in Kraft getretenen Landwehrgesetze (1883, 1893), das Landsturmgesetz (1886) sowie das Wehrgesetz (1889), wodurch der Landwehr ein fixes jährl. Rekrutenkontingent von 10.000 (ab 1903 14.500) Mann zugeteilt wurde. Den Hintergrund seines Rücktritts bildeten die wegen des Konflikts mit Ungarn gescheiterte Erhöhung dieses Kontingents, die W. 1903 trotz großen Widerstands durch den RR gebracht hatte, sowie seine Ablehnung der Forderungen nach einer Verstärkung des ung. Einflusses in der Armee. Bereits Ende 1889 war W. zum Mitgl. des HH auf Lebenszeit ernannt worden, beteiligte sich aber auch nach dem Rücktritt nicht mehr am parlamentar. Leben. Seit seiner Pensionierung lebte er meist in Graz sowie auf dem Familiengut Tab; 1859 Kämmerer, 1881 Geh. Rat; 1868 Ritter III. Kl., 1883 I. Kl. des Ordens der Eisernen Krone; 1872 Ritter, 1895 Großkreuz (1902 in Brillanten) des Leopold-Ordens; 1896 Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies. W.s Vater Leopold Gf. W. v. W. (geb. Graz, 5. 1. 1793; gest. ebd., 8. 7. 1874) wirkte ab 1827 als Gubernialrat in Laibach. 1838 wurde er Kreishptm. in Klagenfurt, 1843 HR bei der oö. Landesregierung in Linz. 1848–50 fungierte Leopold W. als Gouverneur von Illyrien, 1852–54 stand er als Sektionschef im Innenmin. in Verwendung.

W.: Übersicht des französ. Heerwesens zu Anfang ... 1861, in: Streffleur, 1861; Elemente der Kriegskunst, 1866.
L.: NFP, NWT, 9. 3. 1905; Adlgasser; Habsburgermonarchie 5, s. Reg.; Wurzbach; M. Hoen, Der Werdegang der österr. Landwehr, 1934; HHStA, KA, beide Wien.
(F. Adlgasser)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 110f.
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