Weninger, Heinrich Edward (1807–1875), Daguerreotypist

Weninger Heinrich Edward, Daguerreotypist. Geb. Zellnitz, Stmk. (Selnica ob Dravi, SLO), 16. 10. 1807; gest. Wien, 1875. Bruder von Joseph W. (s. u.). – W. begann vor 1842 wahrscheinl. in Wien zu daguerreotypieren, wobei er sich u. a. als Chemiker und Porträtmaler bezeichnete. Im Sommer 1842 reiste er von Wien aus nach Skandinavien und bot i. d. F. in Helsingør seine Dienste im Daguerreotypieren an. Anschließend arbeitete er in Göteborg, Odense, wo er 1842 etwa 50 Porträtbildnisse anfertigte, und Flensburg, wo 1842/43 ca. 40 Porträts entstanden. 1843 hielt er sich in Schleswig, Kiel, Aarhus und Aalborg auf. Im Sommer desselben Jahres traf er seinen Bruder Joseph W. in Stockholm, wo beide als erste Ausländer und Berufslichtbildner daguerreotypierten. Sie reisten im selben Jahr über Helsinki nach St. Petersburg und eröffneten hier ein Atelier, das sie bis 1857 betrieben. Wie übl. inserierten sie während ihrer Reisen ihre Anwesenheit in der lokalen Presse. Auf den daguerreotyp. Aufnahmen posierten Einzelpersonen oder Gruppen, deren traditionelle Arrangements dem Zeitgeschmack entsprachen. Darüber hinaus sind auch Landschaftsbilder bekannt. Wann W. wieder nach Wien zurückkehrte, ist unbekannt. Sein Bruder, der Porträtmaler und Daguerreotypist Joseph W. (geb. Zellnitz, 21. 3. 1802; gest. nach 1855; röm.-kath.), stud. ab 1826 an der Elementarschule der ABK in Wien, wobei er sich selbst später auch als Chemiker bezeichnete. 1841 bereiste er als Miniaturmaler Böhmen und bot im September des Jahrs erstmals in Prag Porträtdaguerreotypien an. 1842 begab er sich nach Leipzig, wo er als Erster ein derartiges Atelier eröffnete, und fuhr i. d. F. weiter nach Dresden, Hamburg und Kopenhagen. Nach einem Aufenthalt in Helsingør arbeitete er wieder in Kopenhagen, wo er mit dem davor in Hamburg tätigen österr. Miniaturisten F. W. Reichenbach daguerreotyp. Porträts anfertigte und die kgl. Familie ablichtete. Im April 1843 beteiligte er sich mit Daguerreotypien an der Kunstausst. im Schloss Charlottenburg, traf seinen Bruder im Sommer des Jahrs in Stockholm, folgte diesem nach St. Petersburg und eröffnete mit ihm ein Atelier, in dem er Ende 1855 die Zarenfamilie porträtierte. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.

L. (tw. auch für Joseph W.): Der dt.-österr. Photograph, 1922, H. 29, S. 2; U. Steen, in: Fotogeschichte 18, 1998, H. 70, S. 3ff.; T. Starl, Lex. zur Fotografie in Österr. 1839 bis 1945, 2005; T. Starl, Bio-Bibliografie zur Fotografie in Österr. (online, Zugriff 28. 10. 2018); ABK, Wien.
(T. Starl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 123
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