Wimpffen, Franz Emil Lorenz Gf. von (1797–1870), General

Wimpffen Franz Emil Lorenz Gf. von, General. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 2. 4. 1797; gest. Görz, Görz und Gradisca (Gorizia, I), 26. 11. 1870 (begraben: Schloss Aichberg, Stmk.); evang. Sohn des GM Franz Karl Eduard Gf. v. W. (geb. Stuttgart, Württemberg/D, 2. 1. 1776; gest. Graz, Stmk., 8. 12. 1842), der zunächst als Off. in der Schweizer Leibgarde der Kurfürstl. Hess. Armee diente und später Herr u. a. auf Großkuntschitz, Nieder-Walsee, Radegund, Brunnsee und Kainberg war, und seiner Ehefrau Victoria Prinzessin v. Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym, verwitwete v. Hessen-Philippsthal (geb. Halle an der Saale, Preußen/D, 11. 2. 1772; gest. Wien, 17. 10. 1817), Bruder von FML Gustav Adolf Felix Gf. v. W. (geb. Troppau, Schlesien / Opava, CZ, 28. 12. 1805; gest. Meran, Tirol / Meran/Merano, I, 25. 4. 1880) und Halbbruder des Diplomaten Felix Friedrich Wenzel Gf. v. W. (geb. Brunnsee, Stmk., 16. 3. 1827; gest. Paris, F, 30. 12. 1882, Suizid; begraben: Graz), Vater u. a. des Obst. und Kmdt. des IR Nr. 20 Franz Alfons Gf. v. W. (geb. Hietzing, NÖ/Wien, 23. 8. 1828; gest. Nachod, Böhmen / Náchod, CZ, 22. 7. 1866), des Diplomaten Heinrich Emil Gf. v. W. (geb. Wien, 1. 5. 1827; gest. ebd., 18. 10. 1896) und von Victor Gf. v. W. (s. u.), Großvater von →Simon Gf. v. W. und →Siegfried Gf. v. W. (s. u. Simon Gf. v. W.), entfernt verwandt mit →Maximilian Frh. v. W.; ab 1825 verheiratet mit der Kunstkennerin Maria Anna Cäcilie Gfn. v. W., geb. Freiin v. Eskeles (geb. Wien, 2. 3. 1802; gest. München, Bayern/D, 11. 8. 1862). – W. trat mit 16 Jahren als Unterlt. dem Feldjägerbaon. Nr. 4 bei, kam einige Monate später als Oblt. zum IR Nr. 16 und machte die Feldzüge 1813 und 1814 in Dtld. und 1815 in Italien mit. I. d. F. rasch befördert (1822 Hptm., 1828 Mjr., 1830 Obstlt.), avancierte W. schließl. 1833 zum Obst. und Kmdt. des IR Nr. 59. 1839 wurde er zum GM und Bgdr. in Triest ernannt. 1846 FML, blieb er als Divisionär in Italien. Im italien. Feldzug von 1848 nahm er mit seinem Truppenkörper im Verband des II. Armeekorps unter dem Oberkmdo. von →Johann Gf. Radetzky v. Radetz an nahezu allen Gefechten teil. W. zeichnete sich dabei erstmals bei der Einnahme von Vicenza aus. In den Gefechten bei Madonna del Monte, Sona, Sommacampagna und in der Schlacht bei Custozza bewährte er sich neuerl. Das anschließend von ihm auf eigenen Entschluss erfolgreich geführte Gefecht um Volta löste schließl. den fluchtartigen Rückzug der piemontes. Armee aus. Im 2. Feldzug gegen Piemont-Sardinien 1849 hatte W. mit seiner Div. zunächst den Po-Übergang bei Casale zu sichern. Danach wurde er wegen der herrschenden Anarchie beauftragt, mit drei Brig. im Kirchenstaat zu intervenieren und über Bologna nach Ancona vorzustoßen, um eine geordnete Verwaltung wiederherzustellen. Nach dem raschen Fall Bolognas gelang es ihm in kürzester Zeit, ohne die versprochene Unterstützung abzuwarten, die Festung Ancona einzunehmen. Vorerst mit der Leitung der unterworfenen Prov. betraut, erhielt er Ende 1849 das Gouvernement von Triest mit der Statthalterschaft im Küstenland, die Leitung der Finanzlandesdion., das Präsidium der neu geschaffenen Seebehörde sowie das prov. Marineoberkmdo. übertragen. Bes. Verdienste erwarb er sich um den Aufbau der jungen Kriegs- und Handelsmarine. 1854 erfolgte seine Ernennung als FZM zum Oberbefehlshaber der 1. Armee. In der Schlacht bei Solferino 1859 leitete W. die Operationen auf dem linken Flügel der k. Truppen. Nach der verlorenen Schlacht und dem Verlust der Lombardei zur Disposition gestellt, trat W. 1860 i. d. R. und verbrachte seinen Lebensabend auf seinen Gütern in der Stmk. und in Italien. Ab 1851 war er Inhaber des IR Nr. 22. W. erhielt u. a. 1833 das Kommandeurkreuz, 1839 das Großkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen, 1847 den russ. St. Annen-Orden I. Kl., 1848 das Ritterkreuz und 1850 das Kommandeurkreuz des MMTO sowie 1849 das Großkreuz des Leopold-Ordens; 1821 w. Kämmerer, 1849 w. Geh. Rat. Sein Sohn, der Marineoff. und Verwaltungsbeamte Victor Gf. v. W. (geb. Hietzing, 24. 7. 1834; gest. Battaglia/Battaglia Terme, I, 22. 5. 1897), ab 1860 verheiratet mit Anastasia Gfn. v. W., geb. Freiin v. Sina zu Hodos u. Kizdia (geb. Wien, 8. 10. 1838; gest. ebd., 24. 2. 1889), trat 1850 als Seekadett in die österr. Marine ein. 1851 Fregattenfähnrich, 1854 Linienschiffsfähnrich, 1857 Fregattenlt., gelangte er auf der Korvette „Caroline“ nach Brasilien, Argentinien, ans Kap der Guten Hoffnung und an die westafrikan. Küste. Seine Reiseberr. publ. er 1870 als „Skizzen aus einem Tagebuch“. Während des Feldzugs 1859 in Italien war er dem Stab der 1. Armee zugeteilt. Als Korvettenkapitän und Kmdt. des Dampfschiffs „Stadium“ zeichnete er sich bei der Schlacht bei Lissa 1866 durch bes. tapferes Verhalten aus. 1867 schied Victor W. aus der Marine aus und fungierte nun als Präs. des Verw.R. der Nö. Südwestbahnges. 1876 HR, wurde er zum Gen.-Insp. der Staats-Telegraphen ins Handelsmin. berufen, wo er sich Verdienste um das Telegraphenwesen, u. a. durch die Einführung des telegraph. Worttarifs, erwarb. Ab 1880 i. R., widmete er sich der Verwaltung seiner Güter. Zuletzt lebte er auf seinem Schloss in Battaglia. Er war u. a. ab 1869 ao. Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) und Administrator der ersten k. k. priv. Donaudampfschifffahrtsges. 1870 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1879 jenen der II. Kl.

L.: Die Presse (Lokal-Anzeiger), NFP, WZ (Abendausg.), 30. 11., Laibacher Ztg., 3., WZ, 4. 12. 1870; Hirtenfeld; Wurzbach; Der Feldzug der österr. Armee in Italien ... 1848, 1852, Abschnitt 1, S. 105, Abschnitt 2, S. 34, 49, 58f., Abschnitt 3, S. 18ff., 45ff., 61ff., 106ff.; Der Feldzug der österr. Armee in Italien ... 1849, 1852, Abschnitt 1, S. 37f., 63, Abschnitt 2, S. 3, 13ff., 26ff., 74ff., Abschnitt 3, S. 71f.; Der Krieg in Italien 1859, 1, 1872, Beil. 1, 2, 1876, jeweils passim; H. F. Mayer – D. Winkler, Als die Adria österr. war, 4. Aufl. 1993, S. 196 (m. B.); A. Schmidt-Brentano, Die österr. Admirale 1, 1997, S. 88ff. (m. B.); KA, Wien. – Victor v. W.: NFP, WZ, 24. (beide Abendausg.), Prager Abendbl., 25. 5. 1897; Wurzbach; Geschichte der Fotografie in Österr. 2, ed. O. Hochreiter – T. Starl, Bad Ischl 1983, S. 194 (Kat.); KA, Wien.
(G. Artl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 237f.
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