Wörndle von Adelsfried, Edmund (Eduard) Edler (1827–1906), Maler und Radierer

Wörndle von Adelsfried Edmund (Eduard) Edler, Maler und Radierer. Geb. Wien, 28. 7. 1827; gest. Innsbruck (Tirol), 3. 8. 1906; röm.-kath. Enkel des Juristen Philipp W. Edler v. A. (geb. Hötting/Innsbruck, Tirol, 9. 7. 1755; gest. Linz, OÖ, 1. 8. 1818), der als Schützenkmdt. in der Schlacht bei Spinges 1797 einen Sieg über die französ. Truppen errang, Sohn des Hofburg-Bauverwalters Johann W. Edler v. A. und der Franziska W. Edle v. A., geb. v. Ferro (1797–1856), Bruder von →August W. Edler v. A., Vater von Wilhelm W. Edler v. A. (s. u.); ab 1858 verheiratet mit Sophie v. Attlmayer (1832–1898). – Nach Besuch des Schottengymn. (1838–44) absolv. W. 1844–46 die phil. Jgg. an der Univ. Wien und wechselte 1846 in die Landschaftsschule bei →Franz Steinfeld d. J. an der ABK, 1847 in die Landschaftskl. von →Thomas Ender. 1848 reiste er in die Stmk., besuchte ab 1849 erneut die Akad. bei →Josef Ritter v. Führich, von dessen kunsttheoret. (nazaren.) Ideen er nachhaltig beeindruckt war, und unternahm im Sommer des Jahres eine Stud.reise nach Sbg., Tirol und Bayern. I. d. F. hörte er die kunsttheoret. Vorlesungen Führichs im privaten Rahmen und unternahm gem. mit dessen Kreis Landpartien und Naturerkundungen, wobei bes. Letztere sich in W.s Kunst niederschlugen. Immer wieder bereiste er in dieser Zeit (tw. gem. mit seinem Bruder August) Österr., Triest, München und v. a. Tirol. 1851 stellte er im Österr. Kunstver. „Mondlandschaft mit Ruine“, „Schloss Duino bei Triest“ und „Altaussee im Morgenglühen“ aus. 1852 schied er aus der ABK aus und begab sich wieder auf ausgedehnte Reisen nach Westösterr. („Montiklersee“). 1855 schloss sich W. einem Pilgerzug nach Palästina an, die dabei entstandenen Skizzen setzte er, zurückgekehrt nach Wien, in Kartons um, wofür er ein k. Reisestipendium nach Rom erhielt. Von dort aus unternahm er Ausflüge im Umland („In den Ruinen der Villa Adriana bei Rom“, 1856/57, „Landschaft bei Civitella im Sabinergebirge“, beide Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck) und nach Kampanien. Auf seiner Rückreise hielt er sich längere Zeit in der Toskana und in den Städten Oberitaliens auf. Dabei entstanden viele Naturskizzen, die er als romant. Ideallandschaften ausführte (1857 Ausst. in der Wr. ABK). 1858 übersiedelte er nach Innsbruck und nahm 1860 Unterricht im Radieren auf Kupfer in München. In den 1860er/70er-Jahren entstanden viele Landschaftsbilder („Vierwaldstättersee“, 1862, Tiroler Landesmus. Ferdinandeum), die bei privaten Sammlern und beim Klerus (u. a. bei →János Simor) sehr beliebt waren und seinen Ruf als „Tiroler“ Landschaftsmaler begründeten. 1870 folgte die zweite Italienreise, 1870–73 unterrichtete er am Gymn. Innsbruck, später gab er Privatunterricht. 1876 fertigte er für den Sitzungssaal der Sparkasse Innsbruck einen Zyklus von acht Tiroler Landschaften: „Innsbruck“, „Reutte“, „Landeck“, „Hochfinstermünz“, „Schloss Tirol“, „Gardasee“, „Zillergrund“, „Kufstein“. Ab den 1880er-Jahren wandte sich W. vermehrt der figurenreichen Historienmalerei im Stil der Nazarener zu und schuf gem. mit seinem Bruder August einen Bilder-Zyklus zu Wolfram v. Eschenbachs Parzival (publ. 1885). Dieser bildete die Vorlage für die Theatersaalgestaltung des Vinzentinums in Brixen (1892). 1889–1903 entstand für die Wandelhalle an der Kurpromenade in Meran ein Landschaftszyklus mit Ansichten österr. Städte, um 1900 entwarf er eine Papierkrippe, die in Form von Ausschneidebögen verkauft wurde und unter dem Namen „Wörndle-Krippe“ noch heute aufgelegt wird. W. schloss mit seiner Landschaftsmalerei an die Tradition der Ideallandschaft bei →Josef Anton Koch an, betonte jedoch stärker das romant. Element. In seinem Spätwerk wich die maler. Landschaftsdarstellung einer im linearen Stil der Nazarener aufgefassten Historienmalerei, bei der die Figurendarstellung im Vordergrund stand. W. war ab 1868 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), 1901 Gründungsmitgl. und im Vorstand des Ver. für Kirchenkunst und Gewerbe in Tirol und Vbg. sowie Mitgl. des Kunstver. für Tirol und Vbg. 1903 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. Sein Sohn, der Maler Wilhelm W. Edler v. A. (geb. Schloss Weiherburg, Tirol, 16. 6. 1863; gest. Glatz, Schlesien / Kłodzko, PL, 29. 1. 1927), besuchte das Gymn. sowie die Gewerbeschule in Innsbruck und stud. an der Wr. ABK ab 1883 an der Allg. Malerschule, 1887–93 an der Spezialschule für Malerei bei →Josef Mathias v. Trenkwald. 1895/96 bildete er sich in Rom weiter. In den Folgejahren arbeitete er bei mehreren Aufträgen gem. mit seinem Vater (Fresken, 1893–95, A.-Hofer-Gedächtniskapelle, St. Leonhard in Passeier; Fresken, Spitalkirche, Schwaz). Ab 1900 wirkte er als Kirchenmaler in Glatz.

Weitere W.: Ansicht von Kufstein mit Kink’schem Anwesen, 1851 (Heimatmus. Kufstein); Die k. k. priv. Cementfabrik in Endach bei Kufstein, 1851, Landschaft mit Hl. Christophorus, 1862, Kufstein, 1877, Burggrafenamt, 1877 (alle Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck).
L.: RP, 7., Innsbrucker Nachrichten, 8. 8. 1906; Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker; Wurzbach; K. Atz, Kunstgeschichte von Tirol und Vbg., 2. Aufl. 1909, S. 1022; Tiroler Ehrenkranz, ed. A. Lanner, 1925, S. 239ff. (m. B.); K. Fischnaler, Innsbrucker Chronik 4, 1930, S. 56, 154, 278, 339, 5, 1934 (m. B.); G. Marzani, Die Entwicklung der nazaren. Wand- und Deckenmalerei in Tirol, phil. Diss. Innsbruck, 1936, S. 115f.; M. B. Oberhammer, Der Landschaftsmaler E. v. W. z. A. (1827–1906), phil. Diss. Innsbruck, 1969; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., überarb. Aufl. 2005; R. Rampold, in: Kunst in Tirol 2, ed. P. Naredi-Rainer – L. Madersbacher, 2007, S. 507f.; S.-K. Moser, ebd., S. 526, 547; ABK, UA, beide Wien; Dompfarre St. Jakob, Innsbruck, Tirol. – Wilhelm W. v. A.: Fuchs, 19. Jh.; Kosel 2; Thieme–Becker; ABK, Wien.
(U. Marinelli – Ch. Gruber)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 309f.
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