Zwanziger, Gustav Adolf (1837–1893), Naturwissenschaftler, Beamter und Redakteur

Zwanziger Gustav Adolf, Naturwissenschaftler, Beamter und Redakteur. Geb. Neustadtl, Krain (Novo mesto, SLO), 29. 7. 1837; gest. Klagenfurt (Klagenfurt am Wörthersee, Ktn.), 10. 6. 1893; röm.-kath. Sohn des Katastral-Schätzungs-Koär. Johann Georg Z. (geb. Erlangen, Fürstentum Bayreuth, D, um 1786; gest. Neustadtl, 20. 1. 1842) und der Rosina Z., geb. Peter (Petter) (geb. Waldshut, Vorderösterr. / Waldshut-Tiengen, D, ca. 1798; gest. 1859), Bruder von Ignaz Z. (s. u.). – Nach anfängl. Besuch des Piaristengymn. in Wien absolv. Z. 1851–54 eine Gärtnerlehre im gräfl. Harrach᾽schen Garten in Aschach und arbeitete i. d. F. bis 1856 als Gärtnergehilfe unter →Heinrich Schott im Hofgarten in Schönbrunn. Danach zunächst einige Monate beim Handelsgärtner Ludwig Abel in Wien beschäftigt, übernahm Z. 1857 den Posten eines Diurnisten bei der Polizeidion. in der Stadt Salzburg. 1863 zum Amanuensis an der Stud.bibl. in Klagenfurt ernannt, wurde er 1868 aus disziplinären Gründen suspendiert und arbeitete fortan, unter finanziell äußerst angespannten Verhältnissen, als Hilfsbeamter im naturhist. Landesmus. in Klagenfurt. Von Jugend an naturwiss. interessiert, sammelte Z., inspiriert von seinem Bruder Ignaz, Insekten und Pflanzen. In Salzburg stand er mit →Anton Sauter und →Cornel(ius) Schwarz d. J. in Kontakt und begann seine Beschäftigung mit Moosen und anderen Kryptogamen. Bald korrespondierte er mit den wichtigsten Bryologen Europas und gab 1863 mit „Die Moose der Österreichischen Alpenländer“ eine Exsikkaten-Ser. von 20 Nr. heraus. Als wichtige bryolog. Arbeiten sind ferner die „Aufzählung der auf einem Ausfluge nach Heiligenblut im August 1861 gesammelten Laubmoose“ (in: Verhh. der k.-k. zoolog.-botan. Ges. in Wien 12, 1862) und „Die Moosflora des Kreuzberges bei Klagenfurt“ (in: Jb. des naturhist. Landes-Mus. von Ktn. 8, 1868) zu nennen. Später befasste sich Z. auch mit fossilen Pflanzen und legte dazu u. a. die bedeutende Arbeit „Beiträge zur Miocänflora von Liescha“ (ebd. 13, 1878) vor. Während seiner Tätigkeit für das naturhist. Landesmus. katalogisierte er die Bibl. und inventarisierte die Smlg.bestände. 1882 schenkte er der Institution sein gesamtes Herbarium. 1871 vorübergehend Red. der „Klagenfurter Zeitung“, leitete Z. 1873–86 die Red. der „Kärntner Gartenbau-Zeitung“. Er war u. a. ab 1859 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien und ab 1873 k. M. des Ktn. Gartenbauver. Nach ihm wurde 1897 eine Brombeere Rubus zwanzigeri benannt. Sein Bruder, der Naturwiss. und Beamte Ignaz Z. (geb. Margarethen am Moos, NÖ, 5. 10. 1822; gest. Salzburg, Sbg., 29. 11. 1853; röm.-kath.), begann nach dem Besuch des Gymn. in Krems und Wien 1839 phil. Vorstud. an der Univ. Wien, konnte diese jedoch aus finanziellen Gründen nicht weiterführen und arbeitete als Privatlehrer. 1842–43 besuchte er die med.-chirurg. Lehranstalt am Lyzeum in Salzburg und wirkte von Dezember 1843 bis 1850 als Beamter in Wien und Gaunersdorf. Zwischenzeitl. Sekr. der Gartenbauges. im bayer. Frauendorf, trat er 1851 als Diurnist bei der Staatsbuchhaltungs-Abt. in Salzburg ein und wurde dort 1852 als Beamter def. gestellt. Ignaz Z. legte reiche Smlgg. zur Entomol. und Botanik an, 1844 veröff. er ein „Handbuch der Schmetterlings-Kunde“ (2. Aufl. 1862). 1853 erschien von ihm das Kapitel „Die Flora von Lungau“ als Anhang zum Buch „Lungau“ von →Ignaz v. Kürsinger.

Weitere W.: s. Klemun, 1993; Frahm – Eggers.
L.: Die Presse, 10., WZ, 12. 6. 1893; Stafleu; Österr. botan. Z. 13, 1863, S. 375; Lavantthaler Bote 7, 1893, Nr. 24; Naturae novitates 15, 1893, S. 283; H. Sabidussi, in: Carinthia II, 83, 1893, S. 185ff., 112/113, 1923, S. 16ff.; Botanik und Zool. in Österr. ... 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; M. Klemun, in: Carinthia II, 183, 1993, S. 303ff. (m. B. u. W.); M. Klemun, Werkstatt Natur, 1998, S. 261ff. (m. B.); J.-P. Frahm – J. Eggers, Lex. dt.sprachiger Bryologen, 2001 (m. W.); Pfarre St. Lorenzen, Klagenfurt am Wörthersee, Ktn.; Stolna cerkev sv. Nikolaja, Novo mesto, SLO. – Ignaz Z.: Sbg. Ztg., 3. 12. 1853; Wurzbach; Oesterr. Botan. Wochenbl. 3, 1853, S. 396, 4, 1854, S. 35f.; Pfarre Margarethen am Moos, NÖ; Pfarre St. Blasius, Salzburg, Sbg.
(M. Svojtka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 73, 2022), S. 607f.
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