Bäuerle, Friederike; Ps. Friedrich Horn (1817–1896), Schriftstellerin, Übersetzerin und Pianistin

Bäuerle Friederike, Ps. Friedrich Horn, Schriftstellerin, Übersetzerin und Pianistin. Geb. Wien, 11. 12. 1817; gest. Urschendorf (Niederösterreich), 17. 7. 1896. Tochter von →Adolf Bäuerle und seiner ersten Frau Antonie Bäuerle, geb. Egger. – B. zeigte schon in frühester Kindheit eine Doppelbegabung für Musik und Sprachen, die in ihrer Erziehung sehr gefördert wurde. So erhielt sie Unterricht bei →Carl Czerny. Dennoch beschränkten sich im Erwachsenenalter ihre Auftritte als Pianistin auf die einer Dilettantin bei Benefiz- und ähnlichen Veranstaltungen. Lediglich 1848 soll sie eine Konzertreise durch Deutschland, Belgien, Frankreich und Großbritannien gemacht haben. Im selben Jahr begann ihre schriftstellerische Tätigkeit für die „Wiener Theater-Zeitung“ („Wiener allgemeine Theaterzeitung“) ihres Vaters unter ihren Pseudonymen (auch „F…“). B. war außerdem auch eine überaus produktive Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen, u. a. übertrug sie die Novelle „Der Spion der vornehmen Welt“ von Jules Henri Vernoy de Saint-Georges (in: Wiener allgemeine Theaterzeitung 43, 1850, Nr. 36ff.), „Miß Mary, oder die Erzieherin“ (in: Wiener allgemeine Zeitung für Theater, Musik, Kunst, Literatur, geselliges Leben, Conversation und Mode, 1851, Nr. 113ff.) und „Gilbert und Gilberte“ von Eugène Sue (in: Wiener allgemeine Theaterzeitung, 1853, Nr. 1ff.), „Antonie, die Tochter der Berge“ (ebd., 1850, Nr. 157–176, 180–201), „Der letzte Irländer“ (ebd., 1851, Nr. 293ff.) und „Die Marquise von Norville“ von Élie Berthet (1856), „Concino Concini oder Die Tochter des Blinden“ (1855, 1856 Neuaufl. unter dem Titel „Der Menschenjäger oder Der Blinde“) von Emanuele Gonzalès sowie „Die letzte der Feen“ von George Payne Rainsford James (1849). Einige dieser Übersetzungen erschienen auch im „Belletristischen Lese-Cabinett der neuesten und besten Romane aller Nationen“ des Verlags Hartleben. Gemeinsam mit Constant von Wurzbach verfasste sie die sogenannten Blumenbriefe, deren erste Serie 1853 in der „Ostdeutschen Post“ und die zweite 1854 in der von Johannes Nordmann herausgegebenen Wochenschrift „Der Salon“ erschienen. Als ihr Vater vor einer drohenden Verhaftung nach Basel floh und bald darauf (1859) starb, führte sie gemeinsam mit dem Redakteur Moritz Morländer (eigentlich Moriz Engländer) die „Wiener Theaterzeitung“ ab Jänner 1860 fort, musste sie aber mit Oktober desselben Jahres einstellen. Danach lebte B. völlig zurückgezogen.

Weitere W.: Der blauseidene Divan, in: Wiener allgemeine Theaterzeitung, 1848, Nr. 34; Eine Frau, welche niemals lächelte, ebd., Nr. 64; Eine Frauenlaune, ebd., 1848, Nr. 153; Eine Frau nach der Mode, ebd., Nr. 269ff.
L.: NFP, WZ, 18. 7. 1896 (Abendausg.); Biograph. Jb. 1, 1897, S. 335f.; Czeike; Goedeke; Kosch, Theaterlex.; oeml; Wurzbach; Hamburger Literarische und kritische Blätter 33, 1857, S. 149f.; E. Friedrichs, Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts, 1981.
(R. Müller)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 44
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