Bienenstein (Pinnenstein), Karl (Carolus) (1869–1927), Schriftsteller, Redakteur und Lehrer

Bienenstein (Pinnenstein) Karl (Carolus), Schriftsteller, Redakteur und Lehrer. Geb. Wieselburg (Niederösterreich), 1. 11. 1869; gest. Bruck an der Mur (Steiermark), 1. 2. 1927; röm.-kath. Enkel eines Schneiders, Sohn der ledigen Aloisia Pinnenstein (gest. 1888); ab 1892 mit Elisabeth Götzl (geb. 26. 8. 1870), der Tochter des Wieselburger Oberleutnants Josef Götzl, verheiratet. – B. erhielt auf Initiative des Dorfpfarrers 1883 einen Freiplatz im Internat der Lehrerbildungsanstalt in St. Pölten. 1888 bestand er die Matura und bereits einen Monat später wurde er provisorischer Unterlehrer an der zweiklassigen Volksschule in Reinsberg. Als erste Veröffentlichung erschien 1890 sein Gedicht „Erinnerung“ in der Halbmonatsschrift „Deutsche Dichtung“, für die er in der Folge als Buchkritiker und Verfasser von Dichterporträts tätig wurde. Nach der Lehrbefähigungsprüfung für Volksschulen legte er 1892 jene für Bürgerschulen ab. Erst 1904 wurde ihm eine Stelle als Fachlehrer für Deutsch, Geschichte und Geographie in Marburg an der Drau angeboten, wo er auch an der Haushaltungs- und Gewerbeschule unterrichtete und 1916 zum Direktor der neu gegründeten Mädchenbürgerschule ernannt wurde. Ende März 1919 wurde B. von der Regierung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen seiner Stellung als Schuldirektor enthoben, bekam den Ausweisungsbefehl und zog nach Bruck an der Mur, wo er an der Höheren Forstlehranstalt unterrichtete, wieder als Bürgerschuldirektor tätig war und 1923 zum Schulrat ernannt wurde. B., der u. a. mit →Ferdinand von Saar, Detlev von Liliencron, Hermann Lingg, →Rudolf Heinrich Greinz, →Marie von Najmajer und Hermione von Preuschen in Verbindung stand, war Mitarbeiter von rund 20 Zeitschriften, darunter „Das literarische Echo“, „Ostdeutsche Rundschau“, „Die Gesellschaft“, „Schöne Literatur“, „Deutsche Zeitung“ und →Peter Ros(s)eggers „Heimgarten“. Im 3. Band der „Kultur- und Litteraturbilder“ erschienen 1894 B.s drei Essays „Kunst und Volk“, „Tagespresse“ und „Neue Bühne und Volksbühne“. Sein lyrisches Schaffen ist in drei Bänden erschienen: 1893 „Aus tiefstem Herzen“, 1895 „Gedichte“, 1906 „Aus Trauer und Sehnsucht“. B. erhielt 1908, 1911 und 1912 ein Künstlerstipendium des Ministeriums für Kultur und Unterricht. Weiters bekam er 1912 den Niederösterreichischen Landesautorenpreis für sein Volksstück „Der Gerechte“, das 1910 von der Exl-Bühne in Wien aufgeführt wurde. Es wurde nie gedruckt, sondern ist nur als Manuskript erhalten. B.s erstes Theaterstück „Die Heimatscholle“ wurde 1900 von der Österreichischen Verlagsanstalt gedruckt und als Hörspiel von der Grazer Welle 1926 gesendet. B. verfasste das Jugendbuch „Deutsches Blut“, die Romane „Wo die Menschen Frieden finden“, „Deutsches Sehnen und Kämpfen“ sowie „Im Schiffmeisterhause“, die alle 1913 erschienen. Während des 1. Weltkriegs kamen seine Novellen „Seelen, die heimgefunden“ (1918), das Märchenbuch „Unter der Karfunkelsonne“ (1918), „Das Hasenglöckerl und andere Humoresken“ (1914) und Lichtbildvorträge heraus. Als extrem deutschnational Gesinnter war er als Wanderredner für den Verein Südmark tätig und gab 1912–15 auch dessen „Jahrbüchlein für die südmärkische Jugend“ heraus. Sein Roman „Gärender Wein“ (1918) behandelt die nationalen Konflikte in der Untersteiermark mit deutlichen Tönen rassistischer Ideologien. 1919 veröffentlichte er die Erzählung „Der schwarze Stein“. Für die Jugend schuf B. Neubearbeitungen von „Till Eulenspiegel“ und „Die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen“ (1921). Sein Roman „Das Lied der Höhen“ erschien 1923. B. starb nach kurzer Krankheit mitten in seiner Arbeit am Roman „Trauergold“. Sein Nachlass befindet sich im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.

Weitere W. (siehe auch Peroutka; Tippelreiter): Aus meinem Leben, in: Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 25. 10. 1919.
L.: R. Peroutka, K. B. Leben und dichterisches Schaffen, phil. Diss. Wien, 1942 (mit W.); A. Brandtner, in: Zur Geschichte der österreichisch-slowenischen Literaturbeziehungen, 1998, S. 229ff.; Sichtungen. Internationales Jahrbuch des Österreichischen Literaturarchivs 1, 1998, S. 21 (mit Bild); K. B. 1869–1927. Dichter aus Wieselburg, ed. Ch. Tippelreiter, 1999 (mit W.); Diözesanarchiv, St. Pölten, Niederösterreich.
(R. Müller)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 83
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