Dörfler, Ignaz Emanuel (1866–1950), Botaniker

Dörfler Ignaz Emanuel, Botaniker. Geb. Wien, 19. 6. 1866; gest. ebd., 26. 8. 1950; röm.-kath. Sohn des Rechnungsbeamten Ignaz Anton Dörfler (geb. Iglau, Mähren / Jihlava, CZ, 31. 7. 1834; gest. Wien, 1. 5. 1887) und der Maria Magdalena Dörfler, geb. Götz, verwitwete Icinsky (geb. Kuklena, Böhmen / Hradec Králové, CZ, 13. 5. 1836; gest. Wien, 6. 1. 1918); ab 1896 verheiratet mit Maria Josefa Dörfler, geb. Reichel (geb. Ruppersdorf, Böhmen / Ruprechtice, CZ, 12. 8. 1876; gest. Wien, 1971). – Nach dem Besuch des Stiftsgymnasiums Kremsmünster wechselte D. 1885 an das Gymnasium in Ried im Innkreis, bestand jedoch dort die Maturitätsprüfung 1886 nicht. Zunächst für ein Semester ao. Hörer an der Universität Wien, wirkte er 1889–90 als Demonstrator der offizinellen, technischen und ökonomischen Pflanzen im Botanischen Garten der Universität Wien. 1891 als Rechnungspraktikant der niederösterreichischen Statthalterei angestellt, wurde er 1892 dem Hofdienst zugewiesen und arbeitete als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in der botanischen Abteilung des Naturhistorischen Hofmuseums. 1895 aufgrund eines Konflikts mit dem Abteilungsdirektor →Günther Beck von Mannagetta und Lerchenau entlassen, betrieb D. nun in den folgenden 20 Jahren einen ausgedehnten Handel mit herbarisierten Pflanzen. Schon 1893 hatte er den 1845 gegründeten Wiener botanischen Tauschverein nach →Alexander Skofitz übernommen, unterhielt weitreichende internationale Kontakte und beteiligte sich finanziell an Sammel-Exkursionen. Ab Jänner 1915 diente er als Hilfskraft am Botanischen Institut der Universität Wien und wurde hier im Dezember 1919, als Nachfolger von →Josef Brunnthaler, zum Konservator der Sammlungen ernannt. Anfang Jänner 1938 wurde er als Staatsbeamter pensioniert. Seit früher Jugend botanisch interessiert, bildete sich D. weitgehend autodidaktisch zu einem international bekannten Amateur-Botaniker, systematischen Sammler und Wissenschaftsorganisator heran. Auf sieben ausgedehnten Forschungsreisen (1889 in die südliche Bukowina, 1890 und 1893 nach Südserbien, Albanien und Makedonien, 1904 nach Kreta sowie 1914, 1916 und 1918 nach Nordalbanien) sammelte er sowohl reichhaltiges Studienmaterial als auch Samen und lebende Pflanzen für den Botanischen Garten in Wien. Einige wissenschaftliche Ergebnisse publizierte er in kleineren Arbeiten wie „Beiträge und Berichtigungen zur Gefässkryptogamenflora der Bukowina“ (in: Österreichische botanische Zeitschrift 40, 1890) und „Mitteilungen aus der Flora Kretas“ (in: Verhandlungen der kaiserlich-königlichen zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien 55, 1905). 1928 legte er mit dem Kapitel „Herbarpflanzen“ (in: Methodik der wissenschaftlichen Biologie 2) eine zusammenfassende Darstellung der botanischen Sammelmethoden vor. Für die Wissenschaftsorganisation ist die Herausgabe des „Botaniker-Adressbuchs“ (1896, 3. Aufl. 1909) und der „Botaniker-Porträts“ (4 Lfg., 1906–07) von großer Bedeutung. Beginnend mit 1894 gab D. bis 1914 den „Jahres-Katalog des Wiener botanischen Tauschvereins“ heraus, zudem erschienen ab 1894 gedruckte Herbaretiketten (Schedae) des von Friedrich Schultz begründeten „Herbarium normale“ als Lieferungswerk (Centuria 31ff., 1894ff.). Von der Zeitschrift „Dörfleria“ konnte nur das 1. Heft des 1. Jahrgangs (1909) erscheinen. D. war u. a. ab 1888 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien. Nach ihm wurden zahlreiche Pflanzenarten, darunter 1916 ein Moos Plagiochila doerfleri, 1918 ein Raublattgewächs Moltkia doerfleri, 1924 ein Thymian Thymus doerfleri und 1925 eine Orchidee Ophrys doerfleri, benannt.

Weitere W.: s. Stafleu; Steinbach.
L.: Eisenberg 2; Stafleu (mit W.); Biologen-Kalender 1, 1914, S. 189; Österreichische botanische Zeitschrift 82, 1933, S. 183; R. Steinbach, Österreichische Botaniker des 19. Jahrhunderts, die nicht an Hochschulen wirkten, phil. Diss. Wien, 1959, S. 51ff. (mit W.); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; H. W. Lack – C. O. v. Sydow, in: Willdenowia 13, 1983, S. 397ff., 14, 1984, S. 203ff., 435ff.; J.-P. Frahm – J. Eggers, Lexikon deutschsprachiger Bryologen, 2. Aufl. 2001 (mit Bild); J. Eggers, in: Limprichtia 27, 2005, S. 25f.; R. Vogt u. a., in: Willdenowia 48, 2018, S. 57ff. (mit Bild); Pfarre St. Rochus, Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)