Duile, Josef (1776–1863), Straßen- und Wasserbauingenieur

Duile Josef, Straßen- und Wasserbauingenieur. Geb. Graun, Tirol (Graun/Curon, I), 19. 3. 1776; gest. Innsbruck (Tirol), 3. 2. 1863. Sohn eines Straßenräumers im Vinschgau. – D. studierte 1795–97 an der Innsbrucker Universität Philosophie und anschließend bis 1799 Rechtswissenschaften. 1798 begann er seine Berufslaufbahn als Baudirektionspraktikant bei der Statthalterei Innsbruck. 1805 wurde er Bezirksingenieur in Klausen im Eisacktal. Ab 1806 war er als königlich bayerischer Straßen- und Wasserbauinspektor in Bozen tätig; 1808 wurde er in gleicher Verwendung für Rovereto ernannt. 1813 Kreisingenieur in Bozen, kehrte er 1816 als Baudirektionsadjunkt nach Innsbruck zurück. Sein 1826 geplantes Projekt der vollständigen Korrektur des Rheins zwischen Liechtenstein und dem Bodensee blieb unausgeführt. D. legte besonderen Wert auf die Wildbachverbauung und bezog dabei das gesamte Verwaltungsgebiet Vorarlbergs ein. Er projektierte auch die Ampezzaner Straße von Toblach nach Cortina dʼAmpezzo mit einer Passhöhe von 1.522 m, wobei →Alois Negrelli von Moldelbe in Abwesenheit von D., seinem Vorgesetzten, Lehrmeister und später auch Freund, die Trassierungsabteilung leitete. D.s Hauptleistungen waren Anfang der 1840er-Jahre der Ausbau der Brennerstraße von Innsbruck nach Matrei sowie die Korrektur der Arlbergstraße von Landeck nach Bludenz mit einer Strecke von 68 km. 1838–43 baute er eine Kettenbrücke in Mühlau an der Osteinfahrt von Innsbruck. Aufgrund seiner umfassenden Kenntnisse wurde D. 1841 als Berater auf dem Gebiet der Wildbachverbauung in den Kanton Glarus berufen. Seine Haupttätigkeit bestand in der Verfassung von Entwürfen für die Verbauung der dortigen Wildbäche („Bericht und Anträge des Herrn J. Duile, k. k. österreichischer Landingenieur von Innsbruck im Tyrol an Landammann und Rath des Kantons Glarus über den Untersuch der Wild- und Gebirgsbäche im Kanton Glarus“, 1841). 1826 erschien sein Buch „Ueber Verbauung der Wildbäche in Gebirgs-Ländern, vorzüglich in der Provinz Tirol, und Vorarlberg. Zum Gebrauche für Bau- und Forstbeamte, Obrigkeiten, Seelsorger, und Gemeinds-Vorstände“ (2. Aufl. 1834). Speziell an Nichttechniker wandte sich D. in jenen Teilen dieses Werks, in denen er auf die Schädlichkeit der Wildbäche für die Kultur des Landes und für die Bevölkerung sowie auf die Beschaffung und die Verteilung der Kosten für die Schutzanlagen hinweist. Als Nachfolger von Straßen- und Wasserbauinspektor Johann Georg Freiherr von Arentin stellte D. bereits erste Überlegungen an, die Abflussmengen der Niederschläge in den Einzugsgebieten der Wildbäche durch waldbauliche Maßnahmen wie Aufforstungen und den Schutz der bestehenden Wälder zu verringern. Ausschlaggebend waren für ihn die Erfahrungen durch Übernutzungen der Wälder und die Nachlässigkeit der zuständigen Forstbehörden in der Verfolgung dieser negativen Auswirkungen auf alpine Waldungen. 1843 trat D. in den Ruhestand.

Weitere W.: s. Killian, 1991.
L.: NDB; P. Krapf, in: ZÖIAV 53, 1901, S. 505ff.; A. Birk, A. von Negrelli. Die Lebensgeschichte eines Ingenieurs 1, 1915, s. Reg.; G. Strele, in: Blätter für Geschichte der Technik 5, 1938, S. 108ff.; P. Krapf, in: Beiträge zur Technikgeschichte Tirols 5, 1973, S. 34; H. Killian, in: Mitteilungen der Forstlichen Bundesversuchsanstalt Wien, 1990, Nr. 164/1, S. 44ff., Nr. 164/2, S. 101; ders., Österreichisches forstbiographisches Lexikon 4, 1991 (mit Bild und W.); W. Konold, Historische Wasserwirtschaft im Alpenraum und an der Donau, 1994, S. 206f.; W. Hager, Hydraulicians in Europe 1800–2000, 2014 (mit Bild); K. Werth, Geschichte der Etsch zwischen Meran und San Michele: Flussregulierung, Trockenlegung der Möser, Hochwasserschutz, 2. Aufl. 2014, S. 147ff.; UA, Innsbruck, Tirol.
(P. Wiltsche)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 3, 1956), S. 202f.
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