Eigl, Adolf (Karl Lorenz) (1883–1958), Jurist und Beamter

Eigl Adolf (Karl Lorenz), Jurist und Beamter. Geb. St. Pölten (Niederösterreich), 14. 2. 1883; gest. Linz (Oberösterreich), 5. 3. 1958. Sohn des Senats- und Landesgerichtspräsidenten Adolf Eigl und der Anna Eigl, geb. Hammernik; ab 1946 verheiratet mit Johanna Eigl, geb. Lirsch. – Nach der Matura am Staatsgymnasium in Linz 1902 studierte E. in Wien und Heidelberg Rechts- und Staatswissenschaften; 1912 Dr. iur. Bereits 1907 trat er in den Konzeptsdienst bei der k. k. Statthalterei in Linz ein, absolvierte 1907/08 das Einjährig-Freiwilligenjahr, arbeitete 1909–10 bei der Bezirkshauptmannschaft in Wels und wurde anschließend in das Präsidium der k. k. Statthalterei in Linz berufen. Von August 1914 bis Mai 1918 diente er am östlichen und südlichen Kriegsschauplatz. Ab 1919 wurde E. mit der Leitung des Präsidialbureaus betraut und stellte als Oberregierungsrat (ab 1926) u. a. im Zuge der Verwaltungsreform von 1925/26 seine hohe fachliche Kompetenz unter Beweis. Daneben wirkte E. noch als Staatskommissär der Linzer Elektrizitäts- und Straßenbahngesellschaft, als Regierungskommissär der Linzer Handels- und Gewerbekammer sowie der Privatbahn Ebelsberg–St. Florian. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde er zum Regierungsdirektor bestellt, allerdings ohne Mitglied der NSDAP zu sein, da sich nach seinem Verständnis Beamtentum und politische Betätigung ausschließen würden. Nach dringendem Anraten von Landeshauptmann-Stellvertreter Rudolf Lengauer suchte E. im Mai 1938 um Aufnahme in die Partei an. Dieser Antrag wurde jedoch aufgrund seiner Mitgliedschaften im Rotary Club sowie in der Anthroposophischen Gesellschaft, der er in Linz 1928–38 vorstand, abgelehnt. 1939 übernahm Hans von Helms das Amt des Regierungspräsidenten und E. wechselte 1940 als Direktor in das Oberversicherungsamt. 1941 als Anthroposoph ins Visier der Gestapo geraten, führte man bei ihm u. a. eine Hausdurchsuchung durch und beschlagnahmte über 400 Werke entsprechenden Inhalts. Im Herbst 1944 wurde E. dennoch mit der Leitung der Hauptabteilung I der Reichsstatthalterei und der Vertretung des erkrankten Regierungspräsidenten Günther Palten (bis 1937 Patschowsky) betraut. Nach Kriegsende beauftragte die US-amerikanische Militärregierung E. mit der Einrichtung einer Beamtenregierung, die sich v. a. aktuellen Fragen wie der Ernährungssituation oder der Unterbringung von Flüchtlingen widmen musste. E. berief hauptsächlich Fachleute in die provisorische Regierung, u. a. den ehemaligen und späteren Landeshauptmann →Heinrich Gleißner für den Bereich Landwirtschaft. Da die amerikanischen Besatzer seit Juli 1945 die Entnazifizierung in Oberösterreich nach formalen Kriterien und nicht nach individueller Schuld durchführten, fiel auch E. als ehemaliger Regierungsdirektor unter den automatic arrest, wurde im August 1945 verhaftet und im Camp Marcus W. Orr in Salzburg inhaftiert. Die Interventionen von Seiten der Landesregierung blieben erfolglos. Nach seiner Entlassung im Juni 1946 beurlaubt, wurde E. zwei Jahre später in den Ruhestand versetzt.

L.: H. Slapnicka, Oberösterreich – die politische Führungsschicht ab 1945, 1989, S. 52ff.; K. Tweraser, US Militärregierung Oberösterreich 1945–50, 1, 1995, s. Reg.; C. Sulzbacher, A. E. – Landeshauptmann von Oberösterreich, 2011; Dompfarre St. Pölten, Niederösterreich.
(C. Sulzbacher)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)