Franke, Jan Nepomuk (1846–1918), Mathematiker und Maschinenbauingenieur

Franke Jan Nepomuk, Mathematiker und Maschinenbauingenieur. Geb. Lemberg, Galizien (Lʼviv, UA), 4. 10. 1846; gest. ebd., 6. 8. 1918. Sohn des Beamten Józef Franke und der Maria Franke, geb. Kühner, Vater von →Marian Alois Franke; verheiratet mit Aniela Franke, geb. Swaryczewska. – Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte F. 1864 kurzfristig an der Technischen Akademie in Lemberg bei →Karol Maszkowski. 1864–65 belegte er Vorlesungen aus Mechanik, Maschinenlehre sowie Mechanischer Technologie am polytechnischen Institut in Wien, 1865–67 war er an der dortigen Maschinenbauschule inskribiert. 1869–70 vertiefte er seine Kenntnisse der Mathematik in Zürich und Paris. 1870–71 wirkte F. als Assistent am Lehrstuhl für Mechanik und Geometrie an der Technischen Akademie in Lemberg; 1871 o. Professor. 1871–72 fungierte er als Lehrstuhlleiter für Mechanik und Maschinenlehre; 1874/75 und 1880/81 Rektor, 1877/78 Vizerektor. 1872 lehrte er zudem Mechanik an der Höheren Landwirtschaftsschule in Dublany, wo er v. a. Vorlesungen für Chemiestudenten hielt. 1892–1916 fungierte er als Schulinspektor für Berufs- und Realschulen in Galizien. Er begründete dort mehrere Realschulen, strukturierte die Zeichenschule in Lemberg in eine staatliche Industrieschule um und organisierte Berufsschulen, u. a. in Buczacz, Jaroslau, Tarnopol und Sułkowice bei Myślenice. Wissenschaftlich interessierte sich F., zu dessen bekanntesten Schülern →Maksymilian Thullie zählte, besonders für theoretische Mechanik, kinematische Geometrie sowie Geschichte der Mathematik. Seine Werke veröffentlichte er auf Polnisch, Französisch und Deutsch, u. a. in den Fachorganen „Rozprawy wydziału matematyczno-przyrodniczego Akademii Umiejętności“, „Pamiętnik Akademii Umiejętności w Krakowie“, „Kosmos“, „Czasopismo Techniczne“ (ab 1874 Chefredakteur), im „Journal des mathématiques pures et appliquées“ sowie in den „Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien“ und in „Der Civilingenieur“. Erwähnenswert sind zudem seine Monographien „Jan Brożek akademik krakowski, 1585–1652“ (1884) und „Mechanika teoretyczna“ (1889) sowie sein Ratgeber für die Bedienung von Kesseln und Dampfmaschinen „Poradnik dla obsługi i nadzoru kotłów parowych“ (1887, 4. Aufl. 1908, erweiterte Aufl. 1913). 1880–82 war er Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift „Dźwignia“. F. gehörte verschiedenen Fachgesellschaften an. Er war Mitglied, Präsident (1901–02) und Ehrenmitglied der Towarzystwo Politechniczne we Lwowie (Polytechnische Gesellschaft in Lemberg), ab 1876 korrespondierendes Mitglied und ab 1885 ordentliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Krakau. 1912 Dr. h. c. der Technischen Hochschule in Lemberg. 1913 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W.: s. Fiedler; Śródka.
L.: PSB; Wielka encyklopedya powszechna ilustrowana 23, 1899; T. Fiedler, in: Czasopismo Techniczne 36, 1918, S. 169ff. (mit Bild und W.); Polskie Towarzystwo Politechniczne we Lwowie 1877–1924, ed. M. Matakiewicza, 1927, S. 32, 35, 39, 56, 72 (Bild), 74, 88, 90; S. Nicieja, Cmentarz łyczakowski we Lwowie w latach 1786–1986, 1989, S. 334; A. Śródka, Uczeni Polscy XIX-XX stulecia, 1994 (mit Bild und W.); Leksykon historii Polski, ed. M. Czajka u. a., 1995; Nacional’nyj universytet „L’vivska politechnika“, ed. J. Bobalo, 2008, S. 14f., 28, 56; H. Ditchen, Die Politechnika Lwowska in Lemberg, 2015, s. Reg.; TU, Wien.
(M. Nadraga)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)