Gschnitzer, Franz (Friedrich); Ps. Fritz Isser (1899–1968), Jurist, Politiker und Schriftsteller

Gschnitzer Franz (Friedrich), Ps. Fritz Isser, Jurist, Politiker und Schriftsteller. Geb. Wien, 19. 5. 1899; gest. Innsbruck (Tirol), 19. 7. 1968; röm.-kath. Sohn des Mittelschulprofessors und späteren Direktors der Oberrealschule in Innsbruck Friedrich Gschnitzer (geb. Innsbruck, 9. 7. 1863; gest. ebd., 23. 11. 1936) und dessen Frau Rosa Gschnitzer, geb. Wöll (geb. Innsbruck, 19. 10. 1863), Vater des Althistorikers Fritz Gschnitzer (geb. Innsbruck, 6. 1. 1929; gest. Neckargemünd, D, 27. 11. 2008) und des Chirurgen und Hochschullehrers Franz Gschnitzer (geb. Innsbruck, 29. 11. 1929; gest. ebd., 30. 4. 2014); ab 1928 verheiratet mit Dr. iur. Maria Gschnitzer, geb. Pallweber (1901–1976). – Nach der Matura am Innsbrucker Staatsgymnasium studierte G. 1917–21 Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck; 1921 Dr. iur. 1922/23 betrieb er postgraduelle Studien in Wien bei Moriz Wlassak und →Stephan Brassloff sowie an der Universität Tübingen bei Max von Rümelin, Hans Kreller und Philipp von Heck. Ab 1924 wissenschaftliche Hilfskraft am Rechts- und Staatswissenschaftlichen Seminar der Universität Innsbruck, habilitierte er sich dort 1925 für das Fach österreichisches Privatrecht auf Grundlage der von Friedrich Woeß und Karl Wolff begutachteten Schrift „Die Kündigung nach deutschem und österreichischem Recht“ (veröffentlicht in: Jherings Jahrbücher für die Dogmatik des bürgerlichen Rechts 76, 1926, 78, 1927/28). 1927 erfolgte G.s Ernennung zum ao. Professor für römisches und modernes Privatrecht an der Universität Innsbruck in der Nachfolge Woeßʼ, der nach Wien berufen worden war; 1929 o. Professor, 1946–48 Rektor. Nach dem Tod →Heinrich Adalbert Klangs 1954 übernahm er als Alleinherausgeber den „Kommentar zum Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch“ („Klang-Kommentar“). Parallel zu seiner wissenschaftlichen entfaltete G., der zeitweise auch das Präsidentenamt des liechtensteinischen Obersten Gerichtshofs innehatte, eine rege politische Tätigkeit. Im November 1945 für die ÖVP in den Nationalrat gewählt, gehörte er diesem bis 1962 an. 1956–61 fungierte er als Staatssekretär im Bundeskanzleramt bzw. Außenministerium und war als solcher zuständig für Südtirolfragen. 1962–65 saß er als vom Tiroler Landtag entsandtes Mitglied im Bundesrat. G. verfasste zahlreiche grundlegende juridische Abhandlungen, darunter ein „Lehrbuch des österreichischen bürgerlichen Rechts“ (6 Bde., 1963–68). Er war daneben literarisch tätig, sein Drama „Schicksal des Genius. Gottfried August Bürger“ wurde 1946 am Tiroler Landestheater uraufgeführt. 1954 erfolgte G.s Wahl zum korrespondierenden und 1964 zum wirklichen Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seit 1996 wird von der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck der Franz Gschnitzer-Förderungspreis verliehen.

Weitere W.: Die Aufgabe des österreichischen Privatrechtes, 1946; Lebt das Recht nach Naturgesetzen?, 1946; Schafft Gerichtsgebrauch Recht?, 1950; Sollen wir das Arbeitsrecht kodifizieren?, 1955; Geschichte des europäischen Zivilrechts im 19. und 20. Jahrhundert, 1960; Hundertfünfzig Jahre Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch, 1962.
L.: NÖB 18, 1972, S. 21ff. (mit Bild); F. Bydlinski, in: Juristische Blätter 90, 1968, S. 467ff.; N. Grass, in: Der Schlern 42, 1968, S. 474ff.; F. G. Lesebuch, ed. H. Barta u. a., 1993; S. Lichtmannegger, Geschichte des Lehrkörpers der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck 2, phil. Diss. Innsbruck, 1998, S. 153ff.; Lexikon Literatur in Tirol (online, mit Bild, Zugriff 28. 5. 2019); Pfarre St. Florian (Matzleinsdorf), Wien; Dompfarre St. Jakob, UA, beide Innsbruck, Tirol.
(P. Goller)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)