Weiß, Arthur (1875–1948), Mediziner

Weiß Arthur, Mediziner. Geb. Wien, 1. 3. 1875; gest. Klosterneuburg (Niederösterreich), 4. 9. 1948; mos. Sohn des Klosterneuburger Weinhändlers Jakob Weiß (geb. 1. 3. 1849; gest. 1915) und der Regine Weiß, geb. Klein (geb. 8. 9. 1851; gest. 7. 1. 1926); ab 1907 verheiratet mit der Konzertpianistin Dora Weiß, geb. Popper (geb. 25. 1. 1881; gest. 17. 9. 1937). – Nach dem Gymnasialbesuch studierte W. ab 1892 Medizin an der Universität Wien, u. a. bei →Carl Toldt und →Hermann Nothnagel, der ihn sowohl fachlich als auch menschlich prägte; 1899 Dr. med. Zunächst Assistent an der gynäkologischen Klinik bei →Friedrich Schauta, eröffnete W. anschließend eine modern ausgestattete Praxis in Klosterneuburg, wo er großes soziales Engagement für mittellose Patienten bewies. 1914–18 leistete er Kriegsdienst in einem Reservespital in Klosterneuburg, vertiefte dort v. a. seine chirurgischen Kenntnisse, wurde sich aber auch der mangelhaften klinischen Versorgung in der Stadt bewusst. 1919 erfolgte seine Berufung zum Direktor des städtischen Krankenhauses, wo er überdies die Leitung der von ihm eingeführten Abteilungen (Interne, Chirurgie, Gynäkologie) übernahm. W.ʼ Name ist eng verbunden mit der Reform und der Modernisierung des lokalen Sanitätswesens. Unter seiner Leitung erfolgte die Errichtung eines eigenen Operationstrakts, die Anschaffung eines Röntgenapparats sowie ab 1927 die bauliche Erweiterung und Modernisierung. So entstand ein fünfgeschossiger Zubau mit u. a. einer internen und einer gynäkologischen Abteilung, einer Lungenheilstätte, einer Infektionsabteilung, einer modernen Anstaltsküche und einer Dampfdesinfektionsanlage. Die finanziellen Mittel brachte er teils durch Wohltätigkeitsveranstaltungen (u. a. Benefizkonzerte seiner Frau) auf. 1938 wurde er aus politischen Gründen seiner Funktion enthoben und Anfang September pensioniert. Kurz darauf erfolgte auch ein Ordinationsverbot. W. engagierte sich weiterhin privat durch die Aufnahme delogierter jüdischer Familien. 1942 nach Wien zwangsübersiedelt, verrichtete er ärztliche Tätigkeiten im jüdischen Spital in der Seegasse. 1943 wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er als Mediziner im Siechenhaus eingesetzt war. Anfang Juli 1945 konnte er, allerdings gesundheitlich schwer gezeichnet, nach Klosterneuburg zurückkehren.

L.: Klosterneuburger Nachrichten, 11. 9. 1948; A. Weiß, in: Das Krankenhaus Klosterneuburg 1918–28, 1928, S. 11ff. (mit Bild); H. Pesau u. a., in: A. Ö. Krankenhaus Klosterneuburg, 1983, passim (mit Bild); J. Oman, in: Klosterneuburg. Geschichte und Kultur 1, 1992, S. 624; W. Bäck, in: Amtsblatt der Stadtgemeinde Klosterneuburg 33, 1998, S. 18 (mit Bild); B. Weiss, ebd. 43, 2008, S. 26 (mit Bild); B. Weiss, Klosterneuburg. Geschichte und Kultur 4, 2009, S. 101ff. (mit Bild); IKG, UA, beide Wien.
(B. Weiss)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)