Altmutter Jakob Plazidus (Placidus), Zeichner und Maler. Geb. Innsbruck (Tirol), 25. 7. 1780 (Taufdatum); gest. bei Schwaz (Tirol), 28. 12. 1819 (ertrunken); röm.-kath. Sohn von →Franz Altmutter und Maria Altmutter, geb. Ertl. – A. erhielt die erste Ausbildung bei seinem Vater, hielt sich jedoch nicht an die traditionelle Nachahmung klassischer Vorbilder aus der Malerei, sondern zeichnete lieber bewegte Motive nach der Natur (Hundestudien, um 1795, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum/TLMF, Innsbruck). Fasziniert von den Kampfhandlungen während der Koalitionskriege, fertigte er viele Kriegsbilder an („Der Tiroler Land Sturm … 1797“, „Durchmarsch der rußisch:kais: Truppen durch Innsbruck“, 1799, beide TLMF), die sich durch einen Detailrealismus in der Wiedergabe von Uniformen und Ausrüstungsgegenständen auszeichneten. Über Vermittlung von →Johann Gabriel Marquis Chasteler de Courcelles kam A. 1801 an die Akademie der bildenden Künste nach Wien. Dort studierte er vermutlich beim Schlachtenmaler Francesco Casanova, kehrte jedoch nach einem Jahr wieder zurück nach Innsbruck und arbeitete in der Werkstatt seines Vaters. In dieser Zeit stattete er einige Kirchen mit Fresken aus (Deckengemälde der Pfarrkirchen von Niederdorf im Pustertal und Pfunders). Immer die Nähe der bäuerlichen Bevölkerung suchend, bildete er Motive aus dem „einfachen Volksleben“ ab („Tanz in der Wirtsstube“, 1806, TLMF) und legte dabei sein Augenmerk auf bewegte Figuren sowie auf Form und Farbe der Kleidung (v. a. der Trachten). In diese Zeit fallen auch seine „Bozner Skizzen“. Während der Zeit der bayerischen Besatzung Tirols fertigte er Genre- („Raufende Bauern“, Stadtmuseum Bozen / Museo Civico di Bolzano; „Almleben“, 1808, TLMF) und Trachtenbilder an, die zum Teil in Kupfer gestochen oder radiert wurden. A. lieferte damit für die Kunst seiner Zeit eher ungewöhnliche Motive und wurde daher mehr wegen seines „inventiosen Genies“ denn durch die malerische Ausführung seiner Bilder bekannt. Während und nach dem 5. Koalitionskrieg entwickelte sich A. zum Bildberichterstatter des Tiroler Volksaufstands („Gefecht bei Spinges am 2. April 1797“, 1809, TLMF). Sein „Bildnis Andreas Hofer“ (nach 1809, TLMF) zählt zu den authentischen Bildnissen Hofers und wurde mehrfach von anderen Künstlern kopiert bzw. als Vorlage für Hofer-Darstellungen verwendet. 1809 verschwand A. aus Tirol – vermutlich galt er wegen seiner Bilder als Aufständischer und musste flüchten – und dürfte sich in Klagenfurt und Wien aufgehalten haben. 1811 kehrte er nach Innsbruck und in die Werkstatt seines Vaters zurück. Hier entstanden wieder Volksszenen sowie Darstellungen aus dem Tiroler Freiheitskampf („Almabtrieb“, 1812, „Tiroler Schützen auf Vorposten“, 1812, beide TLMF). Gemeinsam mit seinem Vater erhielt A. den Auftrag, einen Raum der Innsbrucker Hofburg mit Fresken auszustatten (Andreas-Hofer-Saal, 1815). Nach dem Tod des Vaters widmete sich A. nahezu ausschließlich seinen Zeichnungen, die zumeist auf eine Umsetzung in der Druckgraphik ausgerichtet waren. Gemeinsam mit →Johann Georg Schädler gestaltete er Radierungen („Abschied“; „Rückkehr des Tiroler Landesverteidigers“) und schuf 1817 einen kleineren Gemäldezyklus für die Oberbozner Schützengesellschaft, der auch als Druckgraphik erschien. Bis zu seinem frühen Tod setzte er sich immer wieder mit dem Tiroler Freiheitskampf auseinander („Befreyungs-Kampf am Berg Isel … 1809“, 1819, TLMF) und lieferte detaillierte Studien des ländlichen Lebens („Bauernmarkt in St. Gertraudi bei Brixlegg“, 1819, TLMF). A., der zu Lebzeiten wenig Anerkennung erfuhr, lieferte mit seinen ungewöhnlichen Motiven Vorlagen für die Historienmalerei und die verklärte Sicht auf das bäuerliche Leben, die ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, etwa mit →Franz von Defregger, einsetzte.