Defregger Franz Ritter von, Maler. Geb. Stronach (Tirol), 30. 4. 1835; gest. München, Deutsches Reich (D), 2. 1. 1921; röm.-kath. Sohn des Bauern Michael Defregger (gest. 1858) und der Maria Defregger, geb. Fercher, Vater u. a. des Bildhauers und Architekten Hans Defregger (geb. München, 22. 5. 1885; gest. ebd., 1956); ab 1872 verheiratet mit der aus München stammenden Anna Müller (geb. 1855). – Bereits früh zeigte D. eine künstlerisch-kreative Neigung, musste jedoch nach dem Tod seines Vaters vorerst den Hof bewirtschaften. Nach zwei Jahren verkaufte er diesen, plante nach Amerika auszuwandern, entschied sich aber dann für eine künstlerische Ausbildung, die er auf Empfehlung des Dölsacher Pfarrers Jakob Pedretscher 1860 in Innsbruck bei →Michael Stolz begann. Dieser stellte ihn Carl Theodor von Piloty vor, der ihm ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München empfahl, das er 1861 in der Malereiklasse von Hermann Anschütz begann. Ab 1863 hielt sich D. mit →Dominik Stadler in Paris auf, wo er über Empfehlung von Alexandre Laemlein die École des Beaux-Arts besuchte und Kontakt zu →Christian Thöni (s. u. →Eduard Thöny) pflegte („Die drei Seemänner“, 1863, Mathias-Schmid-Museum, Ischgl). Im Sommer 1865 kehrte er vorerst nach München zurück, begab sich dann aber zu Studienzwecken in das Osttiroler Gschlößtal, wo er sein Konzept einer „tirolischen Malerei“ entwickelte, bei der die bäuerlich-alpine Lebenswelt im Zentrum stand („Der Staller Nantl“, 1865, Privatbesitz). Daneben entstanden impressionistisch anmutende Werke („Hütte im Gschlößtal“, 1865, Privatbesitz). Im August nahm er auch an der Erstbesteigung des Großvenedigers von der Ostseite aus teil („Venediger-Gipfel“, Alpenverein-Museum, Innsbruck). Danach hielt sich D. an weiteren Orten in Osttirol und Oberkärnten auf und fertigte Porträts von Verwandten und Freunden an. 1867–70 bildete er sich bei Piloty an der Münchner Akademie weiter. In dieser Zeit gelang ihm mit Bildern wie „Speckbacher und sein Sohn Anderl“ (1869, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck) und „Der Ringkampf in Tirol“ (1870, Wallraf-Richartz-Museum, Köln), deren Reproduktionen er in diversen Kunstzeitschriften („Die Gartenlaube“, „Die Kunst für Alle“) präsentierte, der künstlerische Durchbruch. Dabei verband D. Pilotys dramatische Konzeption des Historienbilds mit Motiven aus dem Tiroler Volks- und Bauernleben. Um 1870 begann eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Kunstverlag Franz Hanfstaengl, der seine Gemälde für Druckerzeugnisse reproduzierte und verlegte. 1872 übersiedelte D. krankheitsbedingt nach Bozen, wo er etwa das Altarblatt für die Pfarrkirche von Dölsach „Die Heilige Familie“ und den Entwurf für „Das letzte Aufgebot“ (1872, Neue Pinakothek, München; 1874, Österreichische Galerie Belvedere, Wien) schuf. 1873 beteiligte er sich mit vier Gemälden an der Wiener Weltausstellung und gewann für „Das Preispferd“ die Goldmedaille. 1875 wechselte er wieder nach München, 1878 erfolgte seine Ernennung zum Professor an der dortigen Akademie der Bildenden Künste. Zu weiteren wichtigen Arbeiten zählen „Die Erstürmung des Roten Turmes“ (1881, Neue Pinakothek) und „Erzählender Jäger“ (1885). D. war Lehrer und Förderer vieler Tiroler Künstler, u. a. von →Franz Xaver Burger, →Hugo Engl, →Josef Moroder-Lusenberg, →Eduard Thöny, →Albin Egger-Lienz und →Ludwig Penz. Zu seinen Freunden zählten Hermann Kaulbach, Franz von Stuck, →Peter Ros(s)egger, Ludwig Ganghofer („Ludwig Ganghofer am Hochkasern“, um 1900) und →Johann Strauß (Sohn). Unter D. wurde die bäuerlich-alpine Lebenswelt abbildungswürdig und damit salonfähig. Durch seine im Atelier in altmeisterlicher Manier gefertigten Porträts sowie seine „Gemalten Anekdoten“ traf er den Geschmack des Publikums. Insbesondere im Bereich des Genres war er schulbildend, weniger bekannt waren seine im Stil der Pleinairmalerei gefertigten Architektur- und Landschaftsansichten sowie Interieurs, die jedoch nur für einen privaten Kreis bestimmt waren. D. zählte zu den bekanntesten Vertretern der Münchner Schule und erhielt zahlreiche Ehrungen, u. a. wurde er Großkomtur des Verdienstordens der Bayerischen Krone (mit gleichzeitiger Erhebung in den persönlichen Adel, 1883) und bekam 1905 den Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste sowie das Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft und 1910 die Goldene Prinzregent-Luitpold-Medaille. D. war ab 1874 Auswärtiges Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, Ehrenmitglied der Akademien in München (1873) und Wien (1874) sowie ab 1874 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus); 1884 zählte er zu den Gründungsmitgliedern der Sektion Lienz des Österreichischen Touristen-Clubs.