Bohosiewicz, Teodor (Theodor) (1867–1948), Zahnmediziner

Bohosiewicz Teodor (Theodor), Zahnmediziner. Geb. Popielniki, Galizien (Popel᾽nyky, UA), 9. 11. 1867; gest. Kraków (PL), 24. 6. 1948; armen.-kath. Sohn von Christoph Bohosiewicz; verheiratet mit Helene Bohosiewicz, geb. Cheuł. – 1872 übersiedelte die Familie nach Banilla am Czeremosch in der Bukowina. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Lemberg (Matura 1887) studierte B. Medizin an der dortigen Universität. Er erkannte rasch sein Interesse für Zahnheilkunde und unterbrach sein Studium 1891–94, um in einer privaten Zahnarztordination zu arbeiten; 1895 Dr. med., vertiefte er danach seine Kenntnisse zunächst als Chirurg an der Universitätsklinik in Lemberg sowie 1897 als Assistent an der Chirurgischen Klinik bei →Ludwik Rydygier in Krakau. 1897–98 folgten Aufenthalte in Berlin und Wien bei →Julius Scheff von Hohentraun, der B.᾽ prägendes Vorbild für den Aufbau der Zahnmedizin in Galizien wurde. 1898 initiierte B. die erste odontologische Privatklinik in Lemberg, deren Leitung er übernahm und die die Universitätsklinik sowohl an Ausstattung (darunter das erste zahntechnische Labor für die Herstellung von Porzellan-Prothetik unter Einsatz modernster Keramiköfen sowie diverse medizinische Gerätschaften) als auch an Behandlungsmöglichkeiten bei Weitem übertraf. B.᾽ Privatklinik war daher ein Anziehungspunkt für ausländische Mediziner. Gemeinsam mit Andrzej Gońka führte er ab 1900/01 mehrwöchige zahnmedizinische Kurse für Allgemeinmediziner und Studenten ein. Hierzu legte er eine umfangreiche orthopädische und orthodontische Sammlung an, die auch immer wieder auf Kongressen Beachtung fand. 1903 wurde B. zum Privatdozenten für Zahnmedizin an der Universität Lemberg ernannt; 1912 ao. Professor für Zahnmedizin an der Chirurgischen Klinik. Ab 1913 leitete er als o. Professor die neu eröffnete Zahnklinik in Lemberg, die er zu einer modernen Lehr- und Forschungseinrichtung ausgestaltete. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit initiierte er 1938 aufgrund der künstlerischen Begabung seiner Tochter Anna in Lemberg den Bau einer Musikschule. 1939 übersiedelte B. nach Krakau, seine Familie wegen musikalischer Interessen im selben Jahr nach Wien. B. galt zu seiner Zeit als einziger Spezialist für Kieferorthopädie in Galizien, der Gebissanomalien nach den Angel-Klassen einteilte. Darüber hinaus interessierte er sich besonders für die Behandlung von Pulpa- und Wurzelkanalnekrosen, Kieferbrüchen, für die chirurgische Entfernung von bösartigen Tumoren im Oberkiefer sowie die Anwendung von Obturatoren. Des Weiteren befasste er sich mit Hernien-Operationen und der Behandlung von Schussverletzungen („Weitere Beiträge zur Kenntniss der Schussverletzungen“, in: Der Militaerarzt 31, 1897). 1894 erhielt er das Ehrendiplom der Landesausstellung in Lemberg (Powszechna Wystawa Krajowa we Lwowie) für seine herausragende Sammlung von Zahnprothesen, Obturatoren und orthodontischen Designs. 1913 wurde er Mitglied des Vereins der Österreichischen Zahnärzte in Wien und kam wiederholt zu deren Sitzungen.

Weitere W.: Pomysł protezy po częściowej resekcyi żuchwy, in: Przegla̧d Lekarski 39, 1900; Która metoda leczenia zgorzeli miazgi zębowej daje najlepsze wyniki?, in: Lwowski Tygodnik Lekarski 3, 1908.
L.: Skład Uniwersytetu i program wykładów w półroczu zimowem 1904/05, 1904, S. 17; W. Hahn, Kronika Uniwersytetu Lwowskiego 2, 1912, S. 143; M. Jesionowski, Historia stomatologii polskiej, 1971, S. 238f.; W. Wojtkiewicz-Rok, Dzieje wydziaіu lekarskiego Uniwersytetu Lwowskiego w latach 1894–1918, 1992, S. 74f.; P. Szarejko, Słownik lekarzy polskich XIX wieku 3, 1995; B. Bruziewicz-Mikłaszewska, in: Czasopismo Stomatologiczne 63, 2010, S. 328; M. Nadraga u. a., in: Strukturen und Netzwerke. Medizin und Wissenschaft in Wien 1848–1955, ed. D. Angetter u. a., 2018, S. 440.
(M. Nadraga)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)