Bylandt-Rheidt, Artur Graf (1854–1915), Beamter und Politiker

Bylandt-Rheidt Artur Graf, Beamter und Politiker. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 3. 2. 1854; gest. Baden (Niederösterreich), 6. 7. 1915; röm.-kath. Sohn von →Artur Maximilian Graf Bylandt-Rheidt; ab 1883 verheiratet mit Franziska Gräfin Bylandt-Rheidt, geb. Gräfin Saint Genois. – B. besuchte 1864–70 das Theresianum in Wien. Es folgte 1872–76, mit einer Unterbrechung im Sommersemester 1873, ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien; 1876 Dr. iur. 1876 trat er in den Staatsdienst, zunächst als Konzeptspraktikant bei der Statthalterei in Brünn. Danach wurde er verschiedenen Bezirkshauptmannschaften in Mähren zugeteilt. 1878 berief man B. in das Unterrichtsministerium, wo er 1879 Ministerialkonzipist wurde. Im selben Jahr wechselte er in das Innenministerium. 1881 wurde B. Statthaltereisekretär in Brünn. Bereits im darauffolgenden Jahr avancierte er zum Leiter der Bezirkshauptmannschaft in Gaya; 1883 Bezirkshauptmann. 1889 stieg B. zum Statthaltereirat in Brünn auf. Es folgten 1892 die Positionen eines Ministerialrats und 1897 eines Sektionsschefs im Unterrichtsministerium unter →Paul Gautsch von Frankenthurn. Dort leitete er zunächst das Departement für Volksschulwesen und übernahm später die Leitung der Abteilung für technische Fachschulen. Von November 1897 bis März 1898 bekleidete B. das Amt des Ackerbauministers im Kabinett Gautsch. Danach wechselte er in das Ministerium für Kultus und Unterricht, dem er bis Oktober 1899 vorstand. Nach Ende seiner Ministertätigkeit wurde B. 1900 zum Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt, wo er sich der Mittelpartei anschloss. Im selben Jahr wurde er Senatspräsident am Verwaltungsgerichtshof, 1902 Statthalter von Oberösterreich. Anfang 1905 kehrte B. in die Regierung zurück und bekleidete bis Mai 1906 das Amt des Innenministers. In dieser Position versuchte er – allerdings erfolglos – eine Wahlrechtsreform im Sinne des allgemeinen Männerwahlrechts vorzubereiten, welche zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt werden sollte. 1911 kandidierte B. für ein Mandat im Abgeordnetenhaus, konnte sich jedoch nicht behaupten. Im selben Jahr wurde er zum Direktor der Kaiser Ferdinands-Nordbahn ernannt, in deren Verwaltungsrat er bereits tätig war. Dieses Amt übte B. bis zu seinem Tod aus. Für seine Leistungen wurde er 1885 zum Kämmerer, 1895 zum Ritter des Leopold-Ordens und 1898 zum Geheimen Rat ernannt. 1899 erhielt er den Orden der Eisernen Krone I. Klasse.

L.: AZ, 7., Salzburger Wacht, 8. 7. 1915; Adlgasser; F. Ott – W. Wieser, in: 100 Jahre Landwirtschaftsministerium, 1967, S. 72f.; UA, Wien; Pfarre Baden-St. Helena, Niederösterreich.
(P. Swoboda)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 2, 1954), S. 131
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