Dimmer, Friedrich (1855–1926), Ophthalmologe

Dimmer Friedrich, Ophthalmologe. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 7. 11. 1855; gest. Wien, 7. 3. 1926; röm.-kath. Sohn des Wenzel Dimmer, Eigentümers einer Buchhandlung, und der Maria Dimmer, geb. Koller; ab 1887 verheiratet mit der Arzttochter Mathilde Dimmer, geb. Mayr. – Nach dem Besuch des Kleinseitner Gymnasiums studierte D. Medizin an den Universitäten Prag (1873–76) und Wien (1876–78), u. a. bei →Ferdinand von Arlt, →Eduard Jaeger von Jaxthal (Jaxtthal) und seinem späteren Schwager →Ernst Fuchs; 1878 Dr. med. in Wien. 1879–80 vertiefte D. seine Kenntnisse als Aspirant an den Kliniken von Gustav Loebl, →Heinrich von Bamberger und →Karl Ludwig Sigmund von Ilanor sowie als Hospitant an der I. Augenklinik bei Arlt, wo er 1880 eine Assistentenstelle erhielt. 1883–87 wirkte er an der II. Augenklinik, zunächst bei Jaeger von Jaxtthal und bei →August von Reuss sowie ab 1885 bei Fuchs; 1885 habilitierte er sich als Privatdozent für Augenheilkunde. 1895 wurde D. als o. Professor an die Universität Innsbruck berufen; 1896/97 Dekan der medizinischen Fakultät. 1900 wechselte er an die Universität Graz, wo er beim Neubau der Augenklinik besonderes organisatorisches Geschick bewies; 1903/04 und 1908/09 Dekan der medizinischen Fakultät. 1910 kam er nach Wien als o. Professor und Vorstand der I. Augenklinik, um deren Modernisierung er sich ebenso verdient machte. 1915 übernahm er die Leitung der II. Universitätsaugenklinik, die er gleichfalls neu gestaltete. Sein wissenschaftliches Œuvre umfasste zwei große Themenschwerpunkte: D. befasste sich mit ophthalmoskopisch sichtbaren Erkrankungen und Erscheinungen, v. a. mit dem Augenhintergrund sowie mit der Optik. Die gelbe Farbe des Grunds der Fovea wies er als Erster nach, musste diese Erkenntnis jedoch jahrelang gegen Allvar Gullstrands Annahme, diese sei ein Phänomen der Leichenerscheinung, verteidigen. Weiters war D. führend in der Ophthalmoskopie und Photographie des Augenhintergrunds. Er entwickelte einen Photoapparat zur bildlichen Darstellung des Augenhintergrunds, der die Diagnosemöglichkeiten wesentlich verbesserte. Seine Monographie „Der Augenspiegel und die ophthalmoskopische Diagnostik“ (1887, 3. Aufl. 1921) galt lange Zeit als Standardwerk. Darüber hinaus produzierte er 1922–23 neun Lehrfilme über diverse Augenoperationen. D. war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien (ab 1919 Verwaltungsrat), der Wiener ophthalmologischen Gesellschaft, der Deutschen ophthalmologischen Gesellschaft, der Ophthalmological Society in London, der neurologisch-psychiatrischen Gesellschaft in Wien sowie korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen; 1916 Hofrat.

Weitere W.: Die ophthalmoskopischen Lichtreflexe der Netzhaut, 1891; Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Macula lutae des Menschen, 1894; Die Photographie des Augenhintergrundes, 1907; Zur Reform des medizinischen Unterrichts, in: WKW 31, 1918; Atlas photographischer Bilder des menschlichen Augenhintergrundes, 1927 (gem. mit A. Pillat).
L.: NFP, 8. (Abendblatt), 9. 3. 1926 (Parte); Eisenberg 2; Pagel; K. Lindner, in: WMW 75, 1925, Sp. 2473f. (mit Bild); Festschrift für F. D., 1925 (mit Bild); J. Meller, in: WKW 39, 1926, S. 341f.; H. Lauber, in: Zeitschrift für Augenheilkunde 58, 1926, S. 393ff.; R. Fellner – W. Höflechner, Die Augenheilkunde an der Universität Graz, 1973, s. Reg. (mit Bild); W. Pfeiffer, in: Ophthalmologica 199, 1989, S. 131f. (mit Bild); F. Daxecker, 125 Jahre Universitäts-Augenklinik in Innsbruck 1869–1994, 1994, S. 21, 26ff. (mit Bild); H. Gröger – G. Schmidt-Wyklicky, in: Spektrum der Augenheilkunde 26, 2012, S. 325ff.; AVA, Pfarre St. Rochus, UA, WStLA, alle Wien.
(F. Krogmann)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 2, 1954), S. 186
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