Eggerth, Karl d. J. (1861–1888), Botaniker

Eggerth Karl d. J., Botaniker. Geb. Wien, 1. 11. 1861; gest. ebd., 30. 3. 1888; röm.-kath. Enkel des Badehausbesitzers Josef Eggerth (geb. Langegg bei Schrems, Niederösterreich, 18. 3. 1804; gest. Rodaun, Niederösterreich/Wien, 14. 6. 1878), Sohn von Karl Eggerth d. Ä. (s. u.) und Josefine (Josefa) Eggerth, geb. Knapp (geb. Budweis, Böhmen / České Budějovice, CZ, 4. 3. 1837; gest. Wien, 3. 5. 1904). – E. besuchte zunächst das Gymnasium in Wien-Mariahilf, ab 1874/75 das Stiftsgymnasium Kremsmünster, wo er 1880 maturierte, und begann anschließend ein Medizinstudium an der Universität Wien. Bis zum Wintersemester 1886/87 inskribiert, schloss er sein Studium formal nicht ab. Seit früher Jugend, angeregt durch seinen Vater, naturwissenschaftlich interessiert, widmete sich E. von den letzten Gymnasialklassen an ausschließlich dem Studium der Flechten. In knapp zehn Jahren intensiver botanischer Tätigkeit legte er durch eigene Aufsammlungen auf Exkursionen, Kauf und Tausch eine lichenologische Spezialsammlung von Weltruhm an und stand mit zahlreichen Fachkollegen in Korrespondenz. Sein Flechtenherbarium umfasste rund 30 spezielle Exsikkaten-Werke, daneben auch große Teile aus dem Herbarium des berühmten Lichenologen August von Krempelhuber. E.s Sammlung von insgesamt rund 35.000 Flechten-Belegen gelangte zusammen mit dem Bestand an Fachliteratur nach seinem Tod durch Schenkung an die Universität Wien. Abgesehen von der kurzen Notiz „Nachtrag zur Lichenenflora von Corfu“ (in: Flora 70, 1887) veröffentlichte er nichts. E. war u. a. Mitarbeiter des groß angelegten Exsikkaten-Werks „Flora exsiccata Austro-Hungarica“ des →Anton Kerner von Marilaun. 1882 begründete er zusammen mit Richard Ritter Wettstein von Westersheim den Naturwissenschaftlichen Verein an der Universität Wien, dem er als Obmann-Stellvertreter angehörte. Ab 1882 war er Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien und ab 1886 der Deutschen botanischen Gesellschaft. Sein Vater, der Badehausbesitzer und Sammler Karl Eggerth d. Ä. (geb. Wien, 7. 3. 1834; gest. ebd., 7. 9. 1888), ab 1860 verheiratet mit Josefine Eggerth, übernahm das von seinem Vater 1843 begründete Karolinenbad in Wien sowie das 1851 ebenfalls in Wien eröffnete Esterházybad und führte beide Badeanstalten erfolgreich weiter. 1882–85 gehörte er dem Wiener Gemeinderat an und fungierte als Obmann des Ortsschulrats und Kindergartens für den 6. Bezirk. Privat ein leidenschaftlicher Mineralien- und Meteoritensammler, besaß er eine der bedeutendsten einschlägigen Sammlungen Wiens. Die naturwissenschaftlichen Sammlungsbestände des Benediktinerstifts Kremsmünster förderte Karl E. d. Ä. in einzigartigem Ausmaß und gilt als größter Wohltäter in der Geschichte der Sammlung. So spendete er neben unzähligen Präparaten ausländischer Vögel und wertvollen Mineralien den Bestand von 263 Glasmodellen von Meerestieren der Dresdner Glaskünstler Leopold und Rudolf Blaschka, der nun die europaweit größte Sammlung dieser Art darstellt. 1882 wurde ihm das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen, ab 1876 war er Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien.

L.: NFP, 1., WZ, 6. 4. 1888; Neue Illustrirte Zeitung 16, 1888, S. 967; R. v. Wettstein, K. E., 1888; Österreichische botanische Zeitschrift 38, 1888, S. 255, 39, 1889, S. 279; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; M. Svojtka, in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 45, 2009, S. 40ff.; M. Svojtka, in: Scripta geo-historica 4, 2010, S. 141ff. (mit Bild); D. Galloway, in: New Zealand Botanical Society Newsletter 112, 2013, S. 9ff.; D. Galloway – O. Vitikainen, in: Australasian lichenology 73, 2013, S. 12ff.; Pfarre St. Josef ob der Laimgrube, UA, beide Wien. – Karl Eggerth d. Ä.: Wiener Allgemeine Zeitung, 8., NFP, 8., 14., Neuigkeits Welt-Blatt, 11., WZ, 13. 9. 1888; Czeike; L. Angerer, in: 53. Programm des k. k. Ober-Gymnasiums der Benedictiner zu Kremsmünster … 1903, 1903, S. 3ff.; M. Svojtka, in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 45, 2009, S. 40ff.; M. Svojtka, in: Scripta geo-historica 4, 2010, S. 141ff. (mit Bild); Pfarre St. Josef ob der Laimgrube, Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)