Friese-Skuhra (Friese), Ernst Robert; Ps. S. T. Hope (1886–1949), Schriftsteller, Regisseur und Schauspieler

Friese-Skuhra (Friese) Ernst Robert, Ps. S. T. Hope, Schriftsteller, Regisseur und Schauspieler. Geb. Reiterndorf (Bad Ischl, Oberösterreich), 22. 7. 1886; gest. Wien, 2. 2. 1949; evang. AB. Sohn von →Carl Adolph Friese und der Soubrette Josefine Skuhra (1847–1913), Bruder der Opernsängerin und Filmschauspielerin Josefine Dora (eigentlich Dora Friese, geb. Wien, 13. 11. 1867; gest. Kühlungsborn, Deutsches Reich / D, 28. 5. 1944), Halbbruder von →Carl Friese. – Die Familie lebte 1889–92 in New York, wo der Vater an Amberg’s German Theatre engagiert war und F. bereits als Vierjähriger auf der Bühne stand. Nach der Rückkehr nach Wien 1892 absolvierte er die Handelsakademie und war anschließend Sekretär im Residenztheater Köln, an dem er auch immer wieder Rollen übernahm. 1909–11 organisierte er eine Operettentournee, die ihn durch den Orient und Italien führte, war danach Verlagsangestellter, Leiter von drei Wiener Uraufführungskinos und Filmverleiher. Für den Wehrdienst als untauglich eingestuft, arbeitete F. während des 1. Weltkriegs in einer Kanzlei im Kriegsministerium, darüber hinaus gehörte er zu den Gründern der Feldkinozentrale. 1919–36 selbstständiger Filmverleiher in Wien, wirkte er Mitte der 1920er-Jahre auch als Drehbuchautor und Regisseur österreichischer Stummfilme („Der Rastelbinder“, 1926, Musik Franz Lehár; „Verklungene Wiener Tage“, 1925). Daneben entstanden Couplets, Wiener Lieder sowie das Krippenspiel „Die Geburt des Herrn“ (1925); ab 1936/37 war er als freier Schriftsteller tätig. In der Folge verfasste F., oft gemeinsam mit anderen Autorinnen und Autoren, etliche (musikalische) Lustspiele, die beim Publikum große Resonanz fanden, darunter „Lisa, benimm dich!“ (gemeinsam mit Rudolf Weys, Uraufführung 1939), das in den Wiener Kammerspielen 120 Aufführungen erlebte. 1947 schrieb er es zu einem Roman mit dem selben Titel um. Gelegentlich erregten die Stücke aber auch Anstoß: So wurde der Schwank „Der Mann in der Wanne“ (1939, gemeinsam mit Karl Felmar) am Berliner Theater am Schiffbauerdamm im Frühjahr 1940 nach einer negativen Kritik im „Völkischen Beobachter“ sowie Beschwerden von Parteifunktionären als „degoutante Betthopserei“ von Joseph Goebbels, Minister für Volksaufklärung und Propaganda, abgesetzt, Reichsdramaturg Rainer Schlösser untersagte der Wiener Verlagsanstalt und dem Berliner Drei-Masken-Verlag, neue Vertriebsabschlüsse für diesen Schwank zu tätigen. Nichtsdestotrotz erwiesen sich Boulevardstücke wie „Susi schwindelt“ (oder: „Mädel im Frack“, 1942, gemeinsam mit Weys) und „Lügen haben schlanke Beine“ (1944, gemeinsam mit Josef Wichart) als sehr erfolgreich, eigneten sie sich doch vorzüglich zur Ablenkung der Bevölkerung vom Kriegsgeschehen. Bis zu der von Goebbels verordneten allgemeinen Theatersperre im September 1944 liefen F.s Komödien an vielen Bühnen, zahlreiche Aufführungen dürften dem Autor beachtliche Einnahmen beschert haben. Darüber hinaus entstanden 1939–42 weitere, bibliographisch nicht verifizierbare Dramen („Der Knirps“, „Klatsch“, „Ein Mann ist vom Himmel gefallen“) und Hörspiele („Mai und Liebe“, „Wer tanzt mit?“). Nach Kriegsende verfasste F. vorwiegend Bühnenstücke („Papschi“, 1946). Unter dem Pseudonym S. T. Hope erschien die Detektiv-Komödie „Es ist elf Uhr“ (1946). 1948 gründete er das Lustspielhaus Hernals (Wien 17), das er bis zu seinem Tod leitete. Das seinerzeit umstrittene Stück „Der Mann in der Wanne“ lieferte 1952 die Vorlage für den gleichnamigen Film unter der Regie von Franz Antel.

Weitere W. (s. auch Baur – Gradwohl-Schlacher): Der Kopf des Herakles (auch: Teufelchen, du bist ein Engel), 1938; Ist die Dummheit eine Krankheit?, 1938; Drei Paar Schuhe, 1939 (gem. mit T. Binder); Walzerträume, 1941 (gem. mit T. Binder); Post aus Schweden, 1941 (gem. mit K. Felmar und J. Wichart); Professor Richards operiert, um 1942 (gem. mit T. Binder); Die himmelblaue Stadt, 1944 (gem. mit E. A. Welisch); Der Wunderdoktor, o. J.; Herr Pakart verweigert ein Interview, o. J.
L.: Giebisch–Gugitz; Kosch; Deutsches Bühnenjahrbuch 1939, 1943; Schriftsteller-Verzeichnis, 1942; Kürschners deutscher Literatur-Kalender, 1943; Kürschners deutscher Literatur-Kalender, Nekrolog 1936–70, 1973; E. Büttner – Ch. Dewald, Das tägliche Brennen, 2002, S. 449f.; U. Baur – K. Gradwohl-Schlacher, Literatur in Österreich 1938–1945, 3, 2014 (mit W.); Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Universität Graz, Steiermark.
(K. Gradwohl-Schlacher)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)