Goldarbeiter, Elisabeth (Lisl, Liesl); verheiratete Spielmann, wiederverheiratete Tenczer (1909–1997), Schönheitskönigin

Goldarbeiter Elisabeth (Lisl, Liesl), verheiratete Spielmann, wiederverheiratete Tenczer, Schönheitskönigin. Geb. Wien, 23. 3. 1909; gest. Budapest (H), 14. 12. 1997; evang. AB. Tochter des Galanteriewarenhändlers Izso Goldarbeiter (geb. Szegedin/Szeged, H, 3. 5. 1877; gest. KZ Mauthausen, Oberösterreich, 16. 2. 1945; mos.) und seiner Frau Aloisia Goldarbeiter, geb. Schimek (geb. Wien, 1884; evang. AB); in 1. Ehe (ab 1930) mit Fritz Spielmann (geb. Wien, 11. 11. 1895), dem Sohn eines Krawattenfabrikanten, in 2. Ehe (ab 1949) mit ihrem Cousin Marci Tenczer (gest. 2003) verheiratet. – G. soll am Realgymnasium in Wien 3 maturiert haben und half danach im Geschäft ihres Vaters mit. Anfang 1929 wurde sie im Rahmen eines vom „Neuen Wiener Tagblatt“ veranstalteten Schönheitswettbewerbs im Hotel Imperial zur schönsten Österreicherin gewählt. Als Miss Austria vertrat sie das Land daraufhin bei der Wahl zur Miss Europa in Paris, wo sie den 2. Platz belegte. Da die Siegerin auf die Teilnahme an der Wahl zur Miss Universe verzichtete, reiste G. im Juni jenes Jahres schließlich nach Galveston, Texas, wo sie sich gegen elf weitere Bewerberinnen durchsetzte und ein Preisgeld von 2.000 Dollar erhielt. Sie war die erste und bislang einzige Miss Universe aus Österreich und die erste, die nicht aus den USA stammte. Nach ihrer Rückkehr hatte G. verschiedene Gastauftritte, u. a. am Kurtheater in Bad Ischl, und war im Lustspiel „Das Geld auf der Straße“ am Linzer Landestheater zu sehen. Regisseur Hans Otto Löwenstein band sie in den Film „Franz Lehár“ (1929) ein und Ludwig Gruber widmete ihr 1929 das Wienerlied „Da blüh’n die schönsten Frauen“. Im selben Jahr porträtierte sie auch →Carry Hauser. Die Ehe mit ihrem ersten Mann war von dessen Spielsucht beeinträchtigt. Gemeinsam mit ihm ging sie 1937 nach Bratislava und anschließend nach Paris, bis sie neuerliche Spielschulden nach Bratislava zurückkehren ließen. Nach dem „Anschluss“ 1938 floh das Ehepaar in die Schweiz, 1939 nach Brüssel. Dort verließ G. ihren Mann, der in die USA emigrieren wollte, um ihrer Familie beizustehen. Diese suchte Schutz bei Verwandten in Szeged, doch 1944 wurden G.s Vater und die Angehörigen von Marci Tenczer in das dortige Ghetto gebracht. Letzterer, der G.s Leben mit Filmaufnahmen begleitet hatte, war 1942 zur Zwangsarbeit abkommandiert worden und kehrte erst 1948 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück. Seine Aufnahmen fanden Verwendung in Péter Forgács’ Dokumentarfilm „Miss Universe 1929 – Lisl Goldarbeiter. A Queen in Wien“ (2006).

L.: Kleine Volks-Zeitung, 13. 6. 1929; Kurier, 25. 1. 2009 (mit Bild); St. F. Kozelka, Miss Universe 1929. Miss Austria. L. G., 2004 (mit Bild); E. Patsios, Die Schönste der Schönen. Geschichte der Miss Austria. 1929–2009, 2009, S. 57ff. (mit Bildern); G. Markus, Es war ganz anders, 2013, S. 144ff. (mit Bild).
(E. Offenthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)