Grois, Louis (Alois) (1809–1874), Schauspieler, Sänger und Regisseur

Grois Louis (Alois), Schauspieler, Sänger und Regisseur. Geb. Sárvár (H), 22. 5. 1809; gest. Wien, 8. 4. 1874; röm.-kath. Sohn des fürstlichen Stalldirektors Ferdinand Grois und dessen Frau Anna Grois, geb. Lutter; mit der Gastwirtstocher Josephine Grois, geb. Si(r)ninger (1821–1877), verheiratet. – G., der ursprünglich Lehrer werden wollte, war 1826 Schulgehilfe in Maria-Lanzendorf. Zur weiteren pädagogischen Ausbildung ging er nach Wien, wo er sich auch mit Musik beschäftigte und Kirchensänger wurde. Als ihn Hofoperndirektor Louis-Antoine Duport hörte, setzte er sich für die Ausbildung von G.ʼ Stimme ein und soll ihm ein Engagement als Chorist am Kärntnertortheater angeboten haben. 1828 debütierte G. am Theater in Lemberg als Sarastro in Mozarts „Zauberflöte“. Nach Stationen in Ofen und Hermannstadt gelangte er nach Graz, wo er sich jedoch vom Operngesang ab- und dem komischen Fach zuwandte. Von Carl Carl (→Karl Bernbrunn) nach Wien engagiert, wirkte er ab 1836 am Theater in der Leopoldstadt bzw. an dessen Nachfolgebühne, dem Carltheater, ab 1838 zudem als Gesangskomiker und Charakterdarsteller am Theater an der Wien. Mit Carl, →Johann Nestroy und →Wenzel Scholz bildete er das bekannte Komikerquartett, später war er Bühnenpartner von Nestroy und →Karl Treumann, ohne jedoch deren Bedeutung zu erlangen. Während seiner vieljährigen Tätigkeit am Carltheater erlebte G. die Direktionen Carls, Nestroys, Treumanns, →Anton Aschers und →Franz von Jauners. Zu den besten Rollen des beliebten Darstellers zählten etwa jene des Sebastian in der Posse „Der Viehhändler aus Oberösterreich“ (→Friedrich Kaiser; Musik: →Adolf Müller d. Ä.), der Husarenkorporal Horgosz in „Der Zigeuner in der Steinmetzwerkstatt“ (Kaiser – Müller), Krautkopf in Nestroys „Der Zerrissene“ sowie der böhmische Bäckermeister in den „Eisenbahnheiraten“ desselben Autors und Hartkopf in Kaisers „Die Frau Wirthin“. G. soll eine solche vis comica besessen haben, dass er schon einem gewöhnlichen Satz durch eine seiner Gesten durchschlagende Wirkung verleihen konnte. Auch hatte er Erfolg in Dialektrollen, war als Charakterdarsteller jedoch gleichfalls geschätzt. Gastspiele führten G. u. a. nach Berlin, Dresden, Hamburg, Frankfurt am Main, Mannheim und Prag. Am Carltheater war er zusätzlich als Oberregisseur tätig. Nach seinem krankheitsbedingten Rückzug aus der Öffentlichkeit beschäftigte er sich mit der Beurteilung neuer Stücke und deren Einrichtung für die Bühne. Zu den von ihm selbst verfassten Bühnenwerken zählen etwa „Da Ang’schmirdi“ (o. J.) und diverse Possen wie „Die Fahrt auf der Eisenbahn nach Wagram“ (1838), „Eine Dorfgeschichte, die in der Stadt endet“ (1847) und „Ein Schneider über den Andern“ (1848), zu denen Müller die Musik schrieb. In Nachrufen wurde er als letzter Repräsentant des alten Wiener Volksstücks apostrophiert. Briefe von und an G. befinden sich in der Wienbibliothek im Rathaus, Wien.

L.: Die Presse, 10., 11., Morgen-Post, 10. 4., Gemeinde-Zeitung, 16. 4. 1874; Czeike; Eisenberg, Bühne; Kat. der Portrait-Smlg.; Kosch, Theater-Lex.; Kutsch–Riemens; oeml; Wurzbach; Neue Illustrirte Zeitung 2, 1874, Nr. 16, S. 2, 11 (mit Bild); A. Bauer, 150 Jahre Theater an der Wien, 1952, S. 134; Pfarre St. Johann Nepomuk, WStLA, beide Wien.
(E. Offenthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)