Haueis, Alois (1860–1951), Politiker

Haueis Alois, Politiker. Geb. Zams (Tirol), 30. 3. 1860; gest. ebd., 26. 1. 1951; röm.-kath. Sohn des Land- und Gastwirts Josef Haueis (geb. 1830) und der Magdalena Haueis, geb. Tripp (gest. 1895); ab 1898 verheiratet mit Anna Haueis, geb. Tiefenthaler (1872–1957). – Nach dem Besuch der Volksschule erhielt H. vier Jahre Privatunterricht, davon ein Jahr im Trentino, wo er die italienische Sprache erlernte. Danach arbeitete er im elterlichen Betrieb in Zams, ehe er denselben 1887 übernahm. Von der Genossenschaftsidee überzeugt, setzte sich H. für die 1893 erfolgte Gründung einer Sparkassa nach dem System Raiffeisen ein, als deren Obmann er bis 1938 fungierte. 1890–95 wirkte H. als Bürgermeister von Zams. 1898 gelang ihm die Wahl in den Tiroler Landtag, dem er bis 1908 angehörte. Als Kandidat der Katholischen Volkspartei wurde H. 1897 schließlich in das Abgeordnetenhaus des Reichsrats gewählt, wo er das Mandat bis 1907 halten konnte. Nach dem Zusammenschluss der Katholischen Volkspartei mit dem Zentrum wechselte auch H. in den neuen Zentrumsklub über. Einem landesweiten Trend folgend, verlor er bei der Reichsratswahl 1907 sein Mandat gegen einen christlichsozialen Herausforderer. Da H.’ politische Tätigkeit immer breiteren Raum einnahm, sah er sich 1912 gezwungen, die elterliche Land- und Gastwirtschaft an seinen Bruder zu verkaufen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Reichsrat wurde H. 1911 erneut zum Bürgermeister von Zams gewählt. Während des 1. Weltkriegs diente er ab 1915 als Standschütze des Tiroler Aufgebots und wurde danach als Ernährungsinspektor für den Bezirk Landeck eingesetzt. Nach dem Krieg von der neu entstandenen Tiroler Volkspartei für den Landtag nominiert, wurde H. schließlich 1919 auch in die Konstituierende Nationalversammlung gewählt und gehörte dem Nationalrat bis 1934 an. Im Juli 1920 wurde er Staatssekretär im Staatsamt für Land- und Forstwirtschaft, welches im Oktober desselben Jahres in ein Bundesministerium umgewandelt wurde. Seine – nur bis Juni 1921 dauernde – Zeit in der Regierung war geprägt vom Kampf um die Erhaltung des Ressorts wie schon unter seinem Vorgänger →Josef Stöckler, zu dessen Unterstützern H. zählte. Gleichzeitig konnte sich die kriegsbedingt darniederliegende landwirtschaftliche Produktion erholen und einen deutlichen Zuwachs verzeichnen. Nach H.’ Weggang aus Wien übernahm er den Vorsitz des Tiroler Bauernbunds und wurde 1923 Generalanwaltstellvertreter des Allgemeinen Verbands für das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen in Österreich; 1924 Obmann der Tiroler Bauernsparkasse. Ab 1930, als er den Vorsitz des Tiroler Bauernbunds niederlegte und zum Ehrenobmann ernannt wurde, zog sich H. schrittweise ins Privatleben zurück.

L.: Adlgasser; R. Schober, Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert, 1984, S. 568; F. Ott – W. Wieser, in: 100 Jahre Landwirtschaftsministerium, 1967, S. 93f.; E. Lebensaft – Ch. Mentschl, Feudalherren – Bauern – Funktionäre, 2003; AdR, Wien.
(P. Swoboda)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)