Hauk, Karl (1898–1974), Maler

Hauk Karl, Maler. Geb. Klosterneuburg (Niederösterreich), 1. 5. 1898; gest. Wien, 13. 8. 1974 (begraben: Lambach, Oberösterreich); röm.-kath. Enkel von Josef Hauk, Kreisgerichtspräsident in Wels, Sohn des Apothekers Otto Hauk und von Aloisia Hauk, geb. Adlmanseder; verheiratet mit Jolanda Hauk. – H. verbrachte seine Kindheit in Wien, bis die Familie 1906 nach Linz übersiedelte. Er besuchte bis 1915 die Oberrealschule, wo sein Talent für Darstellende Geometrie besonders auffiel. 1916 hörte er an der Technischen Hochschule in Wien, musste jedoch aufgrund des Kriegsdiensts (1916–18 an der Südfront) den Besuch abbrechen. Obwohl mit den Schrecken des Kriegs verbunden, war dies für H. die erste Begegnung mit italienischer Kunst und Kultur. 1918 kehrte er nach Wien zurück und studierte bis 1923 an der Akademie der bildenden Künste, wo er die Klassen für Malerei und Graphik bei Karl Sterrer, →Josef Jungwirth und →Alois Delug besuchte (1921 Gundel-Preis). V. a. in der Linzer Kunstszene machte er bereits nach kurzer Zeit auf sich aufmerksam. 1920 war er mit einigen Werken in der dritten Ausstellung der Künstlervereinigung Der Ring, 1921 in der Herbstausstellung der Wiener Secession vertreten. Ab 1923 arbeitete H. als freischaffender Künstler vorwiegend in seinem Linzer Atelier. Vermehrt erschloss er sich mit Präsentationen in der Wiener Secession, dem Hagenbund und im oberösterreichischen Künstlerbund dem Wiener und Linzer Publikum. In die Übergangsphase vom Studium zum freischaffenden Künstler fiel auch die Bekanntschaft und spätere Freundschaft mit →Clemens Holzmeister. Sein wohl bekanntestes malerisches Werk aus diesem frühen Zeitraum ist der „Nächtliche Spaziergang“ (1926). In der Folge erhielt er Monumentalaufträge für den öffentlichen Raum: Besonders prestigeträchtig war jener der oberösterreichischen Arbeiterkammer für die Ausgestaltung der Wände des Sitzungssaals (1929). Bevor H. sein Wandgemälde umsetzte, trat er eine Studienreise nach Italien und Kroatien an und sammelte dort Eindrücke, die nicht nur in das Fresko „Unterdrückte und befreite Arbeiter“ flossen, sondern auch die Grundlage für weitere Bilder mit südlichen Motiven bildeten. Von der allgemeinen prekären wirtschaftlichen Situation blieb H. jedoch nicht verschont und er überlegte, sein Atelier in Linz aufzugeben. 1933 entschloss er sich endgültig, nach Wien zu übersiedeln. In dieser Phase der intensiven Zusammenarbeit mit Holzmeister beschäftigte er sich vorwiegend mit der Fertigung von Fresken, Mosaiken, Sgraffiti sowie Glasmalereien und übernahm 1934–36 die umfangreiche Ausgestaltung der Pfarrkirche Sandleiten in Wien 16, insbesondere mit Glasfenstern. Auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn bekam H. 1936 den Zuschlag zur Ausgestaltung der Linzer Bahnhofshalle, wo er den geistig-kulturellen Landesgrößen wie →Anton Bruckner sowie den bäuerlichen Schichten der vier Landesviertel Referenz erwies. Jedoch wurde dieses Werk, ebenso wie der Auftrag für die Arbeiterkammer, durch einen Brand im 2. Weltkrieg vernichtet. Während der nationalsozialistischen Herrschaft konnte H. unbehelligt arbeiten, obwohl er den Nationalsozialismus ablehnte. 1943 wurde er zum Kriegsdienst einberufen, den er in Norwegen ableistete. Unmittelbar nach Kriegsende übersiedelte er zu seiner Familie an den Grundlsee, wo er bis 1947 wohnhaft blieb und über ein großes Atelier verfügte. Um die Kriegseindrücke zu verarbeiten, vollzog H. eine verstärkte Hinwendung zu religiösen Motiven und thematisch unbelasteten Landschaftsansichten. 1947–49 fungierte er als Leiter der neu gegründeten Kunstschule der Stadt Linz, 1950 erhielt er eine Professur, wurde jedoch nach einem Jahr wieder gekündigt. Daraufhin verlagerte er seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt nach Wien, wo er die zahlreichen Auftragschancen wahrnehmen konnte, die ihm der Wiederaufbau bot. In dieser Zeit unternahm er ausgedehnte Reisen nach Italien und Jugoslawien sowie nach Frankreich, Deutschland und in die Schweiz. In den 1960er-Jahren schuf er Mosaike, Wandbilder, Glasfenster und Sgraffiti in öffentlichen Gebäuden. Erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts erfuhr H.s Werk eine Wiederentdeckung und wurde in wichtigen Ausstellungen, wie „Zwischen den Kriegen“ im Leopold Museum (2007), „Kampf um die Stadt“ im Wien Museum (2009) oder „Werke der Neuen Sachlichkeit“ in der Landesgalerie Linz (2016), präsentiert. Der Kunsthandel Widder übernahm 2007 große Teile des Nachlasses. H. war Mitglied zahlreicher Künstlervereinigungen, so ab 1923 des Künstlerbunds MAERZ, 1927–38 des Hagenbunds, 1939–46 der Gesellschaft bildender Künstler Wiens, Künstlerhaus, und 1946–52 der neuen Secession.

Weitere W.: s. AKL; Biographisches Lexikon von Oberösterreich; K. H., 2016.
L.: AKL (mit W.); Czeike; Fuchs, Geburtsjgg.; Vollmer; Österreicher der Gegenwart, bearb. R. Teichl, 1951; Kollektivausstellung Prof. K. H., Linz 1959 (Kat.); Biographisches Lexikon von Oberösterreich 9, 1963 (mit W.); Die Ordnung der Dinge. Neue Sachlichkeit in Oberösterreich, Linz 2005 (Kat.); M. Boeckl, in: Parnass, 2007, H. 2, S. 120ff.; K. H., ed. R. Widder, 2008; R. Widder – H. Etzlstorfer, K. H., 2008; K. H. Zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit, ed. R. Widder, 2016 (mit Bild und W.); TU, Wien; Pfarre Klosterneuburg-St. Martin, Niederösterreich.
(S. Bübl)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)