Winter, Géza (1850–1924), Jurist und Funktionär

Winter Géza, Jurist und Funktionär. Geb. Eperies, Ungarn (Prešov, SK), 6. 3. 1850; gest. Wien, 3. 3. 1924; mos. Sohn von Heinrich Winter und Ernestine Winter, geb. Holländer, Vater des in der Shoah ermordeten Advokaten und Rechtsvertreters des Deutschen Schriftstellerverbands Lothar Winter (geb. Wien, 21. 3. 1884; gest. nach dem 3. 12. 1941); verheiratet mit Frieda Winter, geb. Kahane (geb. Jassy/Iași, RO, 28. 9. 1864; gest. Wien, 6. 10. 1924). – W. studierte 1867–69 an der Universität Budapest und 1869–71 an der Universität Wien Jus. Nach der Promotion zum Dr. iur. wirkte er zunächst als Mitarbeiter belletristischer und juristischer Periodika in beiden Städten. 1878 eröffnete er eine Kanzlei in Wien, wo er sich in der Folge als Hof- und Gerichtsadvokat, Strafverteidiger sowie als beeideter Gerichtsdolmetsch für die ungarische Sprache betätigte. Des Weiteren unterrichtete er 1876–84 gewerbliche Rechtskunde im Rahmen der vom Niederösterreichischen Gewerbeverein eingerichteten kaufmännischen Kurse für Gewerbetreibende und Werkführer. 1889 Gründer und bis 1921 Kuratoriumspräsident des Hütteldorfer Rekonvaleszentenheims für arme Wöchnerinnen, rief er auch den Ungarnverein in Wien ins Leben und war über mehrere Jahre hinweg Präsident des Internationalen Anwaltsverbands sowie Vorstand des Kaufmännischen Gesangsvereins. Ferner war W. 1881/82 als Kassier im Wiener Tonkünstler-Pensions- und Unterstützungs-Verein „Carl Czerny“ engagiert sowie 1885 als Jurist an der Gründung des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien mitbeteiligt und bekleidete auch die Funktion des stellvertretenden Obmanns des Wiener Fachschriftstellerverbands. Besonders in Erscheinung trat W. durch sein Wirken in Freimaurerkreisen: 1874 wurde er in die Ödenburger Loge Zur Verbrüderung aufgenommen und fungierte ab 1875 als Schriftführer des freimaurerischen Kränzchens Freundschaft. 1876 Gründungsmitglied, 1877–78 Schriftführer, 1878–80 Redner, 1885–87 Deputierter Meister vom Stuhl, 1887–1905 Meister vom Stuhl, 1907 I. Aufseher und ab 1920 Ehrenmitglied der Pressburger Grenzloge Freundschaft, war W. jahrzehntelang Vizepräsident des Großlogengerichts, ab 1918 Deputierter Meister vom Stuhl und später Ehrenmitglied der Symbolischen Großloge von Ungarn, in der er auch die unabhängigen deutschen Logen repräsentierte. 1920 wurde er zum Ehrenmitglied der Großloge von Wien ernannt. W. verfasste daneben Gedichte, die u. a. von →Franz von Suppé vertont wurden.

W.: Festrede, gesprochen bei der Johannesfeier der Loge „Freundschaft“ in Preßburg am 22. Mai 1884, 1884.
L.: Kleine Volks-Zeitung, Neues Wiener Journal, NFP, 5. 3. 1924; Kosel; G. K. Kodek, Unsere Bausteine sind die Menschen. Die Mitglieder der Wiener Freimaurerlogen (1869–1938), 2009; M. Baumgartner, Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1885–1938), 2015, passim.
(Á. Z. Bernád)   
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)