Nüll, Jakob Friedrich van der (1750–1823), Sammler, Kaufmann und Bankier

Nüll Jakob Friedrich van der, Sammler, Kaufmann und Bankier. Geb. Köln, Freie Reichsstadt (D), 1750; gest. Wien, 3. 5. 1823 (Suizid); evang. Sohn des Bankiers Johann Gottfried van der Nüll (gest. 1785) und der Johanna Catharina van der Nüll, geb. Gogel (geb. 1713; gest. nach 1790), Bruder u. a. des Montanisten Johann Noe van der Nüll (gest. 1821), der ab 1794 Direktor des Hammerwerks des Stifts in Klamm bei Rottenmann war, Vater u. a. des Generalmajors und Brigadiers Jakob Friedrich van der Nüll (1809–1854), der sich 1848/49 in Oberitalien besonders auszeichnete, und von →Eduard van der Nüll, der jedoch aus einer Affäre von Theresia van der Nüll mit →Franz Ludwig Freiherrn von Welden stammen soll; 1802–15 verheiratet mit Theresia van der Nüll, geb. Schwab (1780–1840), der Nichte des Großhändlers Ignaz Edler von Schwab (geb. Wien, 22. 4. 1747; gest. ebd., 11. 2. 1812). – N. kam um 1781 nach Wien, wo er eine Anstellung als Oberbuchhalter im renommierten Bankhaus Fries fand. Nachdem er die Bekanntschaft Ignaz Edler von Schwabs, der an einer Indiennefabrik in Graz beteiligt war, gemacht hatte, wurde er 1787 Teilhaber in diesem Betrieb. N. war ein eifriger und überaus kenntnisreicher Sammler von Büchern, Druckgraphiken, Conchylien und v. a. Mineralien. 1802 verkaufte er seine Conchyliensammlung an das Augustiner Chorherrenstift St. Florian in Oberösterreich. 1807 baute N. in Währing die im Besitz seiner Frau befindliche Villa Schwab, die später den Namen Czartoryski-Schlössel trug, um, um dort seine wertvollen Sammlungen unterzubringen. Im Laufe der Zeit hatte N. eine beachtliche Mineraliensammlung angelegt, die aus mehr als 5.000 Stücken bestand. Mit der systematischen Ordnung und wissenschaftlichen Erfassung betraute er →Friedrich Mohs, der 1804 den dreibändigen Katalog „Des Herrn Jac. Fried. von der Null Mineralien-Kabinet“ verfasste. Diese zu ihrer Zeit bedeutendste Mineralienkollektion Wiens ging 1827 durch Kauf an das Hof-Mineralien-Cabinett und befindet sich heute noch im Besitz des Naturhistorischen Museums Wien. An den in der Villa Schwab stattfindenden musikalischen Soireen dürfte auch Joseph Haydn teilgenommen haben. N. wurde 1774 in die Freimaurerloge Zur Einigkeit in Frankfurt am Main aufgenommen. 1781 wechselte er in die Wiener Freimaurerloge Zu den drei Adlern, gehörte aber auch jener Zum Palmbaum und bis 1786 als Meister der Sammelloge Zur Wahrheit an.

L.: F. H. Böckh, Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache, 1821, S. 136ff.; H. W. Flügel u. a., J. F. van der N., 2011 (mit Bild); S. Huber – P. Huber, in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 89, 2011, S. 23f. (mit Bild); Wien Geschichte Wiki (Zugriff 21. 11. 2020); Pfarre Weinhaus, WStLA, beide Wien.
(J. Seidl)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)