Žďárský, Josef; Zdarsky (1853–1939), Gutsbesitzer und Politiker

Žďárský Josef, Gutsbesitzer und Politiker. Geb. Prischowitz, Böhmen (Příšovice, CZ), 8. 2. 1853; gest. Brünn, Protektorat Böhmen und Mähren (Brno, CZ), 22. 3. 1939; röm.-kath. Sohn des wohlhabenden Bauern und Gemeindevorstehers Václav Žďárský (geb. 1820; gest. 30. 11. 1894); verheiratet mit Marie, geb. Picková. – Ž. besuchte neben der Realschule auch eine landwirtschaftliche Fachschule. Ab den 1880er-Jahren engagierte er sich in der Selbstverwaltung, war 1883–92 Gemeindevorsteher von Prischowitz, später Obmann der Bezirksvertretung in Turnau. Nach dem Tod des Vaters übernahm Ž. den elterlichen Hof, wobei er sich dem Anbau und der Verarbeitung von Flachs widmete. Als Gründer und Vorsitzender der Wirtschaftssparkasse in Turnau sowie Mitglied mehrerer Lokalvereine zeigte er großes Engagement in den Interessensvertretungen der Flachs- und Leinenverarbeiter. Ab den frühen 1890er-Jahren trat Ž. als lokaler Unterstützer der Jungtschechen hervor, jedoch ohne dabei Parteifunktionen zu übernehmen. In die Landespolitik wechselte er erst um die Jahrhundertwende. Als Mitbegründer der Tschechischen Agrarpartei war Ž. Mitglied des Exekutivkomitees der Partei und wurde 1904 zu deren Vorsitzenden gewählt. Nach dem von ihm initiierten Zusammenschluss der Tschechischen Agrarpartei mit den mährisch-schlesischen Agrariern zur Vereinigten Tschechoslawischen Agrarpartei wurde Ž. 1905 erster Vorsitzender von dessen Zentralexekutivkomitee. 1901–13 war er Abgeordneter zum böhmischen Landtag sowie Beisitzer des Landesausschusses; 1901–08 Obmann, 1908–13 Obmannstellvertreter des Abgeordnetenklubs der Agrarpartei im Landtag. 1911 wurde Ž. in das Abgeordnetenhaus des Reichsrats gewählt, wo er 1911–14 als Obmannstellvertreter des Klubs der tschechischen Abgeordneten fungierte. Dank seiner hervorragenden Deutschkenntnisse wurde er 1911 zum Vizepräsidenten des Hauses gewählt. Während seiner Tätigkeit im Reichsrat schwand jedoch sein Einfluss innerhalb der Agrarpartei, da der von ihm und →Karel Prášek verkörperte konservative Flügel durch die demokratische Gruppe rund um →Antonín Švehla d. J. abgelöst wurde: 1908 ersetzte Švehla Ž. als Vorsitzenden der Tschechischen Agrarpartei und 1909 auch als solchen der Tschechoslawischen Agrarpartei. Erst 1910 kehrte Ž. als einfaches Mitglied in den Exekutivausschuss der Tschechoslawischen Agrarpartei zurück. Daneben engagierte er sich im überparteilich organisierten Tschechischen Nationalrat, als dessen erster Vorsitzender-Stellvertreter er 1909–13 fungierte. Nach dem Ende der Monarchie brach Ž. 1919 mit der Agrarpartei und gründete zusammen mit Rudolf Bergman die Tschechoslowakische Bauernvereinigung. Im Profil konservativer, lehnte diese die Stärkung des kleinbäuerlichen Einflusses ab und kritisierte die bevorstehende Bodenreform, die sich v. a. gegen den Großgrundbesitz richten sollte. Dank ihrer engen Zusammenarbeit mit der Tschechoslowakischen Nationaldemokratie von →Karel Kramář errang Ž. mit der Bauernvereinigung 1920 einige Parlamentssitze. 1922 zog sich Ž. aus familiären und gesundheitlichen Gründen aus der Politik zurück. Er erhielt 1906 den Orden der Eisernen Krone III. Klasse.

L.: Národní listy, 5. 4. 1922, 22. 3. 1939; Role, 7. 4. 1922; Adlgasser; Lišková; Luft; Galerie mužů o české zemědělství zasloužilých, 1906, H. 4, S. 25; O. Frankenberger – J. O. Kubíček, A. Švehla v dějinách Českoslovanské strany agrární, 1931, passim; M. Kučera, in: Český časopis historický 96, 1998, S. 307ff.; D. E. Miller, A. Švehla – mistr politických kompromisů, 2001, passim; P. Kopáček, in: Moderní dějiny 13, 2005, S. 29ff.; J. Tomeš u. a., Tváře českého parlamentu, 2012, S. 557ff.
(L. Velek)   
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)