Batsányi (Bacsányi), János von (1763–1845), Schriftsteller

Batsányi (Bacsányi) János, Schriftsteller. Geb. Tapolcza (Tapolca, H), 9. 5. 1763; gest. Linz (Oberösterreich), 12. 5. 1845; röm.-kath. Aus einer im 18. Jahrhundert von Pressburg nach Toppolitz gezogenen Familie stammend. Sohn des Schuhmachers György Bacsányi (gest. 1770) und dessen Frau Katalin Bacsányi, geb. Benes (gest. 1800); ab 1805 verheiratet mit →Gabriele Bacsányi. – Nach dem Schulbesuch in Wesprim und Ödenburg studierte B. 1783–87 Jus und Philosophie am Piaristenlyzeum in Pest, wo er u. a. vom Literaturhistoriker Elek Horányi unterrichtet wurde. 1785–87 Erzieher bei der Aristokratenfamilie Orczy, kam B. auf Empfehlung des auch schriftstellerisch wirkenden Obergespans und Generalfeldwachtmeisters Lőrinc Freiherr von Orczy 1787 zur königlichen Kammer in Kaschau, wo er bis 1793 zunächst als Gerichtsreferendar, dann als Kanzlist arbeitete. In Kaschau lernte B. →Ferenc von Kazinczy und →Dávid Baróti Szabó kennen. Mit ihnen gründete er 1787 die erste ungarische Literaturgesellschaft Kassai Magyar Társaság sowie 1788 das „Magyar Museum“, die erste ungarische Literaturzeitschrift, die er ab der zweiten Nummer allein redigierte. Aufgrund von Gedichten, in denen er die revolutionären Vorgänge in Frankreich hochhielt, verlor B. 1793 seine Stellung und arbeitete in der Folge bis 1794 in Nyitraújlak als Sekretär des Kämmerers und Obergespans Miklós Graf Forgách von Ghymes und Gács. 1794 aufgrund angeblicher Verbindungen zu der von Ignác Martinovics angeführten ungarischen Jakobinerverschwörung verhaftet, wurde B. zu einem Jahr Kerker in Kufstein verurteilt. Dort verfasste er einen elegischen Gedichtzyklus, der später unter dem Titel „Kufsteini elégiák“ in die Literaturgeschichte einging. 1796 aus der Haft entlassen, ließ er sich in Wien nieder, wo er als Finanzbeamter arbeitete. Er machte Bekanntschaft mit den Werken Johann Wolfgang von Goethes und Friedrich Schillers, begann auch auf Deutsch zu schreiben und gab ab 1798 mit finanzieller Unterstützung von →Georg Graf Festetics die Reihe „Magyar Minerva“ heraus. Darin veröffentlichte er u. a. die Werke von Pál Ányos und →Benedek Virág. Als Napoleon 1809 Wien besetzte, übersetzte B. dessen Proklamation an die Ungarn. Mit den französischen Truppen ging er nach Paris. Dort 1815 von den Österreichern verhaftet, war B. 1815–16 in der Brünner Festung Spielberg inhaftiert. Nach seiner Entlassung 1816 durfte er weder nach Wien noch nach Ungarn zurückkehren und lebte 1816–17 in der Verbannung in Baden, ab 1817 bis zu seinem Tod in Linz. B., einer der bedeutendsten Schriftsteller der ungarischen Aufklärung, trat als politisch engagierter Lyriker hervor, allen voran mit dem anlässlich der Französischen Revolution geschriebenen Epigramm „A’ frantzia-országi változásokra“ (in: Magyar Museum 2, 1790; deutsch „Auf die Wandlungen in Frankreich“, übersetzt von Martin Remané, in: Ungarische Dichtung aus fünf Jahrhunderten, 1970). Ebenfalls in diesem Kontext ist die 1791 entstandene Ode „A látó“ (deutsch „Der Seher“, übersetzt von Remané, ebd.) einzuordnen: Der poeta vates vermag anhand der Ereignisse in Frankreich bzw. der Verbreitung der aufklärerischen Ideen eine von tiefgreifenden politischen Umwälzungen geprägte hoffnungsvolle Zukunftsvision zu entfalten. „Der Kampf“, B.s bedeutendstes Werk in deutscher Sprache, entstand in Wien. Das 1810 bei Cotta in Deutschland erschienene lyrische Gedicht („Nebst einem Anhang über das Feudalwesen und das neue europäische Staatensystem oder die republikanisch konstitutionelle Monarchie“) legt ein beredtes Zeugnis vom Bonapartismus des Autors ab. Seine gesammelten Gedichte konnte B. erst 1827 („Versei“) bzw. 1835 („Poétai Munkáji“) herausgeben. Aufgrund der vernichtenden Kritik von →Ferenc Toldy wandte sich der in Linz ohnehin schon isolierte B. völlig von Ungarn ab. B. publizierte auch Aufsätze, so u. a. über die literarische Übersetzung und Fragen der Spracherneuerung. Des Weiteren übersetzte er Teile von James Macphersons „Ossian“ ins Ungarische („Osszián“, 1788). B. war ab 1843 k. M. der Magyar Tudományos Akadémia.

Weitere W.: B. J. költeményei válogatott prózai írásaival egyetemben, ed. F. Toldy, 1865; B. J. összes művei, 4 Bde., ed. D. Keresztury – A. Tarnai, 1953–67; B. J. összes költeményei, ed. A. Debreczeni Attila, 1993.
L.: Biograph. Lex. Südosteuropas; Katolikus Lex.; Killy; M. Életr. Lex. (mit Bild); M. Irodalmi Lex. I, II (mit Bild); Markó; Pallas; Révai; Szinnyei; ÚMÉL; Wurzbach; F. Bayer, B. J., 1878; F. Szinnyei, B. J., 1904; L. Horánszky, B. J. és kora, 1907; Magyar színművészeti lexikon 1, 1929; P. Gulyás, Magyar írók élete és munkái 1, 1939; É. Zadányi, B. J. és J. v. Müller, 1941; E. Zsindely, in: Magyar Könyvszemle 80, 1964, S. 62ff.; A. Tarnai, in: Irodalomtörténeti Közlemények 71, 1967, S. 265ff.; A. Tezla, Hungarian Authors 1, 1970; A. Tarnai, in: Irodalomtörténet 54, 1972, S. 383ff.; J. Reisinger, in: Irodalomtörténeti Közlemények 88, 1984, S. 480ff.; Tapolcai Füzetek 2, 1986; K. Kertész, A B.-kultusz története Tapolcán, 1988; F. Bíró, A felvilágosodás korának magyar irodalma, 1994, s. Reg.; Elemzések, tanulmányok B. J.-ról, ed. K. Kertész, 1995; Új magyar irodalmi lexikon 3, 2. Aufl. 2000; I. P. Németh, Fogoly és filoméla, 2003; D. Keresztury, B. J., 2004; P. Kozák, Névpont (online, Zugriff 22. 4. 2021).
(Á. Z. Bernád)  
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)