Grawein (Grabein), Alexander (1850–1897), Jurist und Schriftsteller

Grawein (Grabein) Alexander, Jurist und Schriftsteller. Geb. Villach (Kärnten), 2. 7. 1850; gest. Czernowitz, Bukowina (Černivci, UA), 3. 8. 1897 (begraben: Villach); röm.-kath. Sohn des Weißgerbermeisters Josef Grabein und dessen Frau Anna Grabein, geb. Rabitsch. – G. absolvierte die Gymnasialzeit in Klagenfurt sowie Triest und studierte anschließend Rechtswissenschaften an der Universität Graz, wo er der von →Emil Strohal gegründeten politisch-wissenschaftlichen Grazer Studentenverbindung Orion angehörte. Nach erfolgter Promotion (Dr. iur. 1873) war G. 1873–78 bei der steiermärkischen Finanzprokuratur tätig und habilitierte sich 1876 an der Grazer juristischen Fakultät für Handels- und Wechselrecht mit der im selben Jahr in Buchform veröffentlichten und mit einer Widmung an seinen Lehrer →Gustav Demelius versehenen Arbeit „Die Perfektion des Acceptes“. 1878 erfolgte die Ausdehnung der Venia legendi auf österreichisches Zivilrecht. Bereits 1879 wurde G. als Nachfolger von →Ludwig Schiffner ao. Professor und 1883 o. Professor für österreichisches allgemeines Privatrecht, Handels- und Wechselrecht sowie Rechtsphilosophie an der Universität Czernowitz. 1880 war seine Arbeit „Verjährung und gesetzliche Befristung. Eine civilistische und wechselrechtliche Untersuchung mit besonderer Rücksicht auf das österreichische Recht“ erschienen (Nachdruck 2013). Diesem ersten Teil, der sich mit den zivilrechtlichen Grundlagen der Verjährung befasst, sollten zwei weitere folgen, die aber nicht zustande kamen. Eng befreundet war G. mit seinem Fakultätskollegen Moriz Wlassak, Professor für römisches Recht. Im Studienjahr 1883/84 fungierte G. als Dekan der Fakultät. Hervorgetreten ist er mit einem Gutachten über den Entwurf einer Wechselordnung für das Russische Reich. Die Innsbrucker juristische Fakultät schlug G. 1886 für ein neu zu schaffendes Ordinariat für Handels- und Wechselrecht vor, doch wurde die Lehrkanzel vom Ministerium nicht bewilligt. Politisch war G. deutschnational eingestellt, vertrat aber eine durchaus gemäßigte Richtung. Er war ein Freund und Gesinnungsgenosse →Otto Steinwenders und wurde 1884 in den Kärntner Landtag gewählt. G. trat auch als Schriftsteller und Übersetzer in Erscheinung. So verfasste er mehrere Lustspiele („In der Cajüte“, 1883; „Im Lande der Märchen“, 1884) sowie den Roman „Die Ladung vor Gott“ (1897) und übersetzte aus dem Spanischen Dramen des späteren Nobelpreisträgers für Literatur José Echegaray y Eizaguirre („Galeotto“, 1889; „Bernardo Montilla“, 1890). G. war Ritter des kaiserlich russischen St. Annen-Ordens II. Klasse.

Weitere W.: Das Minnegericht, 1883; Römische Väter, 1883; Der Seelenriecher, 1885; Der giftige Kuß, 1885; Der Negerkönig, 1885; Im Tempel der Weisheit, 1886; Henri Beaufort, 1889.
L.: Bukowinaer Rundschau, Czernowitzer Zeitung, 4., Bukowinaer Post, 5. 8. 1897; Giebisch–Gugitz; Nagl–Zeidler–Castle; A. Norst, Alma mater Francisco-Josephina. Festschrift zu deren 25-jährigem Bestande, 1900, S. 51; S. Weberitsch, Aus dem Leben des Doktor S. Weberitsch, 1947, S. 63ff., 179, 210, 255f.; E. Nußbaumer, Geistiges Kärnten, 1956, S. 419; J. Lehner, in: Neues aus Alt-Villach 3, 1966, S. 213ff. (mit Bild); G. Oberkofler, Studien zur Geschichte der österreichischen Rechtswissenschaft, 1984, s. Reg.; G. Wesener, Geschichte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz 4, 2002, s. Reg.; Pfarre Villach-St. Jakob, Kärnten.
(G. Wesener)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)